Die Lieder Oswalds von Wolkenstein:

Text der Ausgabe von K. K. Klein (unter Mitwirkung von Walter Weiß und Notburga Wolf), in der Fassung der 3. Auflage (von Hans Moser, Norbert Richard Wolf und Notburga Wolf), Tübingen 1987

Der Text wurde von Dr. Bettina Hatheyer digitalisiert, und zwar im Auftrag der an der Universität Salzburg situierten “Mittelhochdeutschen Begriffsdatenbank”/ MHDBDB” und der Oswald von Wolkenstein-Gesellschaft. Wir stellen eine vorläufige Version ins Netz (noch ohne Verszahlen). Für Hinweise auf eventuelle Fehler wären wir dankbar; wir bitten, entsprechende Mitteilungen an Dr. Margarete Springeth zu senden (Email). Das Text-Corpus wird auch in die MHDBDB integriert werden.
Wir bitten darum, bei Benützung dieses Textes dies dann in einer eventuellen Publikation zu vermerken.

Unter nachfolgendem Link finden Sie Hinweise zur Aussprache der Texte Oswalds von Wolkenstein zum Download:
Hans Moser, Ulrich Müller: Zur Aussprache der Texte Oswalds von Wolkenstein

Inhalt


1. Ain anefangk

I
Ain anefangk
an göttlich forcht die leng und kranker gwissen,
und der von sünden swanger ist,
das sich all maister flissen,
an got, allain mit hohem list,
noch möchten si das end nicht machen güt.
Des bin ich kranck
an meiner sel, zwar ich verklag mein sterben
und bitt dich, junckfrau Sant Kathrein,
tü mir genad erwerben
dort zu Marie kindelein,
das es mich haben well in seiner hüt.
Ich danckh dem herren lobesan,
das er mich also grüsst,
mit der ich mich versündet han,
das mich die selber büsst.
bei dem ain jeder sol versten,
das lieb an laid die leng nicht mag ergen.

II
Ain frauen pild,
mit der ich han mein zeit so lang vertriben,
wol dreuzen jar und dennocht mer
in treuen stet beliben
zu willen nach irs herzen ger,
das mir auf erd kain mensch nie liebers ward.
Perg, holz, gevild
in manchem land, des ich vil hab erritten,
und ich der güten nie vergass,
mein leib hat vil erlitten
nach ir mit seinklichem hass,
ir rotter mund hett mir das herz verschart.
Durch si so han ich vil betracht
vil lieber hendlin los,
in freuden si mir manig nacht
verlech ir ermlin blos.
mit trauren ich das überwind,
seid mir die bain und arm beslagen sind.

III
Von liebe zwar
hab wir uns offt dick laides nicht erlassen,
und ward die lieb nie recht entrant,
seid das ich lig unmassen
gevangen ser in irem band,
nu stet mein leben krenklich auf der wag.
Mit haut und här,
so hat mich got swerlich durch si gevellet
von meiner grossen sünden schein,
des pin ich übersnellet.
si geit mir büss und senlich pein,
das ich mein not nicht halb betichten mag.
Vor ir lig ich gebunden vast
mit eisen und mit sail,
durch manchen grossen überlast
emphrembt si mir die gail.
o herr, du kanst wol richten sain,
die zeit ist hie, das du mich büssest rain.

IV
Kain weiser man
mag sprechen icht, er sei dann unvernünftig,
das er den weg icht wandern well,
der im sol werden künftig;
wann die zeit bringt glück und ungevell,
und bschaffen ding für war ward nie gewant.
Des sünders pan,
die ist so aubenteurlichen verrichtet
mit mangen hübschen, klügen latz;
kain maister das voltichtet
wann got, der jedem sein gesatz
wäglichen misst mit seiner heilgen hand.
Er eifert man und freuelein,
auch alle creatur,
er wil der liebst gehalden sein
in seiner höchsten kur.
wer das versaumpt, des sünd gereifft,
er hengt im nach, bis in ain latz ergreifft.

V
Lieb ist ain wort
ob allem schatz, wer lieb nutzlich volbringet,
lieb uberwintet alle sach,
lieb got den herren twinget,
das er dem sünder ungemach
verwennt und geit im aller freuden trost.
Lieb, süsser hort,
wie hastu mich unlieplichen geplendet,
das ich mit lieb dem nie vergalt,
der seinen tod volendet
durch mich und mangen sünder kalt;
des wart ich hie in grosser sorgen rost.
Hett ich mein lieb mit halbem füg
got nutzlich nach verzert,
die ich der frauen zärtlichen trüg,
die mir ist also hert,
so für ich wol an alle sünd.
o wertlich lieb, wie swer sind deine pünt.

VI
Erst reut mich ser,
das ich den hab so frävelich erzürnet,
der mir so lang gebitten hat,
und ich mich nie enthürnet
von meiner grossen missetat;
des wurden mir fünf eisni lätz berait.
Nach seiner ger
so viel ich in die zwen mit baiden füssen,
in ainen mit dem tengken arm,
mein daumen müssten büssen,
ain stahel ring den hals erwarb;
der wurden fünf, als ichs vor hab gesait.
Also hiels mich mein frau zu fleiss
mit manchem herten druck,
ach husch, der kalten ermlin weiss,
unlieplich was ir smuck.
was ich ir klagt meins herzen laid,
ir parmung was mit klainem trost berait.

VII
Mein herz das swindt
in meinem leib und bricht von grossen sorgen,
wenn ich bedenck den bittern tod
den dag, die nacht, den morgen –
ach we der engestlichen not! –
und waiss nicht, wo mein arme sel hin fert.
O Maria kind!
so ste mir Wolkensteiner bei in nöten,
da mit ich var in deiner huld;
hilf allen, die mich tötten,
das si gebüssen hie ir schuld,
die si an mir begangen haben hert.
Ich nim es auf mein sterben swer,
so swer ichs doch genüg,
das ich der frauen nie gever
von ganzem herzen trüg.
schaid ich also von diser werlt,
so bitt ich got, das si mein nicht engelt.
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2. Wach, menschlich tier

I
Wach, menschlich tier,
brauch dein vernunft, ir frauen und ouch manne!
wie bistu gar erphlumsen so
in deiner sünden wanne,
das du nicht fürchst des herren dro,
der dir dein leib und sel verlihen hat.
Louff, süch in schier,
es vinstert pald, die weil dus macht gesehen,
und sol dich jemand machen los,
das müss durch in geschehen.
er brach die hell, die nie gefros,
zwar sein gewalt all müglich sach durch gat.
Die sunn, der man, der sterne kranz,
den plümlin auf der haid,
den geit er farb und liechten glanz.
bei mancher ögelwaid
sicht man sein wunder michel swer,
wer nicht geloubn wolt, das got nicht wer.

II
Wer habt den himel
und die erd, das wasser, grosse staine?
was pringt den toner, sne und wind?
das firmament allaine
möcht uns beteuten gottes kind,
der seiner mütter vatter ist und man.
In tieffer timel
so freit er fisch, da mit si nicht ertrinken,
er habt die vogel in der höh,
das si nicht abher sincken,
er zieret perg und tal, die löch
mit manchem klaid, das niemd erdenken kan.
Wer nert das würmlin in der erd,
das räblin junck und marb,
wenn vatter und mütter von im kert
und fleucht sein weisse farb?
das tüt gots herschafft gross und lanck,
sein macht gewan nie end noch anefangk.

III
Der aller frucht,
mensch, tier und vich ain underschaid kan geben,
das ains dem andern nicht geleicht,
der gnad mir an dem leben
und weiss die fraun gütlicher beicht,
in der gebot man mir zerbricht die schin.
An weiplich zucht
kompt si mir selden immer aufs den oren,
wie si die barschafft von mir drung;
si tüt mich vil betoren,
und das si als ain zeisel sung;
zwar meinen schatz, den hat si pald dahin.
Was ich si man der lieben mer,
die si ainst an mich lait,
und das si mir ain eisen swer
von meinen füssen tet
und liess die andern dannocht stan,
da mit traib ich si ferr von mir hindan.

IV
Dabei so merkh,
weltliche lieb, wie pald si hat verpranget!
wer ich ainst hundert meil gewesen,
ir leib hett mich erlanget,
da mit ich wer durch si genesen;
nu tüt si mir den grössten ungemach.
Der baine sterck
spannt si mir herter in wann ainem pferde,
das ich darauf nicht mag gestän.
mit groblichem geverde
so ward ich ir gevangen man;
mein wolgetrauen ir kirchvart übersach.
Mein daumen, arm, darzu den hals
hat si mir ingesmitt.
o frau, wie bitter ist dein sals!
si swecht mir mein gelid;
erst han ich funden, was ich sücht,
nu walt sein got, der mir den rock gedücht.
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3. Wenn ich betracht

I
Wenn ich betracht,
strefflich bedenck den tag durch scharpfs gemüte
der creaturen underschaid,
ir übel und ir güte,
so vind ich ains in solchem klaid,
des übel, güt niemt verbessren, bösren mag.
Ich hab gedacht
der slangen houbt, da von Johannes schribet,
wie in der werlt kain böser frucht
sich auf der erden scheibet:
vil schnöder ist unweiplich zucht,
von ainer schönen, bösen frauen plag.
Man zemet liephart, löwen wild,
den püffel, das er zeucht;
der ainem weib die haut abfildt,
und si die tugent fleucht,
noch künd man si nicht machen zam,
ir üble gifft ist aller werlde gram.

II
Wirt si geert,
so kan si niemt mit hoffart überwüten;
ist si versmächt, so tobt ir müt
geleich des meres flüten;
armt si an wirden oder an güt,
so ist si doch der bosshait allzeit reich.
Ain weib entert
das paradis, des Adam ward geschendet;
Matusalem, der starck Samson
geswechet und geplendet
von weiben; David, Salomon
durch frauen sind betrogen frävelich.
Aristotiles, ain maister gross,
ain weib in überschrait,
zwar seiner kunst er nicht genoss,
hoflichen si in rait,
küng Alexander, mächtig, hön,
von frauen viel, und Absolon, der schön.

III
Ain schön, bös weib
ist ain gezierter strick, ain spies des herzen,
ain falscher freund der ougen want,
ain lust truglicher smerzen;
des ward Helias ferr versant,
und Joseph in den kärker tieff versmitt.
Ain heilger leib,
hiess sant Johanns baptista, ward enthoubet
durch weibes räch, da vor uns Crist
behüt. ouch ward betoubet,
gevangen durch ains weibes list
der von Wolkenstein, des hanck er manchen tritt.
Dorumb so rat ich jung und alt,
fliecht böser weibe glanz!
bedenckt inwendig ir gestalt,
vergifftig ist ir swanz,
und dient den frummen freulin rain,
der lob ich breis über all karfunkelstain!
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4. Hör, kristenhait

I
Hör, kristenhait!
ich rat dir das mit brüderlichen treuen
du hab got lieb für alle ding,
es wirt dich nicht gereuen,
und wiltu, das dir wolgeling,
dein willen ker von irdischem gelust!
Wer liebe trait
ze got, von dem si kompt, daran si hafftet,
so wirt der wille pald geschickt,
das er teglichen trachtet,
wie er die liebe darzu fickt,
das si nicht werd geferret gotes prust.
Des schönen glanz, der süssen zeit
und untraw diser werlt,
lug, hoffart, spot, hass, zoren, neid
götliche liebe nicht melt;
kain schatz, freud gegenwirtiklich
begert si nicht wann gots von himelreich.

II
Unsauber scham
der werlt, da von ist götlich minn gescheiden,
kain schidung zwischen ir und got
beschicht nicht von in baiden ;
hoffart, unkeusch, der geitig spot,
darüber ist si ganz erhaben hoch.
Mit widerzäm
wil si nicht sehen, hören, greiffen, smecken
kain wollust, der ir flaischlich ist,
den kan si lieplich decken.
den leib, die werlt, des teufels list
wirft si ze rugk allzeiten groblich roch.
Si twinget barmu[n]g michel gross
herabher aus dem tron,
ir handwerck ward nie werch genos,
güt ist ir taglon.
wo sich entzundt der minne zach
gaistlich, da schmilzet laid und ungemach.

III
Wer gaistlich prunst
mit arbait lieplich in sein herz well stossen,
der wach, so er dick gern slieff,
bett barhoubt, vasten, possen
sein herz, bedenck gots leiden tieff
auf baren knien, ouch halt darinn ain mass,
Fleisch, weines tunst
teglichen meid, mässlichen nim die speise,
das er den hunger zimlich büss.
so mag die lieb ir weise
gaistlich in im gewürcken süss:
sein ougen perg, das antlitz blaichen lass,
Den leib mit armüt, frost und hitz
bett närlich auf das stro.
wie leiden kompt von gottes witz,
gedultig sei des fro,
wann leiden swennt der sünden gall;
des lig ich Wolkensteiner inn der Fall.
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5. Ich sich und hör

I
Ich sich und hör,
das mancher klagt verderben seines gütes,
so klag ich neur die jungen tag,
verderben freies mütes,
wes ich vor zeiten darinn pflag,
und klain emphand, do mich die erden trüg.
Mit kranker stör
houbt, rugk und bain, hend, füss das alder meldet;
was ich verfrävelt hab an not,
her leib, den mütwill geldet
mit blaicher farb und ougen rot,
gerumpfen, graw: eur sprüng sind worden klüg.
Mir swert herz, müt, zung und die tritt,
gebogen ist mein gangk,
das zittren swecht mir all gelid,
owe ist mein gesangk.
dasselb quientier ich tag und nacht,
mein tenor ist mit rümpfen wolbedacht.

II
Ain krauss, weiss har
von löcken dick hett ainst mein houbt bedecket,
dasselb plasniert sich swarz und graw,
von schilden kal durch schöcket;
mein rotter mund wil werden plaw,
darumb was ich der lieben widerzäm.
Plöd, ungevar
sind mir die zend, und slawnt mir nicht ze keuen,
und het ich aller wende güt,
ich künd ir nicht verneuen,
noch kouffen ainen freien müt,
es widerfür mir dann in slaffes träm.
Mein ringen, springen, louffen snell
hat ainen widersturz,
für singen hüst ich durch die kel,
der autem ist mir kurz;
und gieng mir not der külen erd,
seid ich bin worden swach und schier unwerd.

III
Ach, jüngelingk,
bei dem nim war: tröst dich nit deiner schöne,
gered noch sterck! halt dich embor
mit gaistlichem gedöne!
wer du jetzund bist, der was ich vor,
kompst du zu mir, dein güt tat reut dich nicht.
Für alle dingk
solt ich jetz leben got zu wolgevallen
mit vasten, betten, kirchengän,
auf knien venien vallen.
so mag ich kainem bei bestän,
seid mir der leib von alder ist enwicht.
Für ainen siech ich allzeit vier
und hör durch groben stain,
die kindlin spotten mein nu schier,
darzü die freulin rain
mit anewitz ich das verschuld.
junck man und weib, versaumt nicht gottes huld!
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6. Ich spür ain tier

I
Ich spür ain tier
mit füssen brait, gar scharpf sind im die horen;
das wil mich tretten in die erd
und stösslichen durch boren.
den slund so hat es gen mir kert,
als ob ich im für hunger sei beschert,
Und nahet schier
dem herzen mein in befündlichem getöte;
dem tier ich nicht geweichen mag.
owe der grossen nöte,
seid all mein jar zu ainem tag
geschübert sein, die ich ie hab verzert.
Ich bin erfordert an den tanz,
do mir geweiset würt
all meiner sünd ain grosser kranz,
der rechnung mir gebürt.
doch wil es got, der ainig man,
so wirt mir pald ain strich da durch getan.

II
Erst deucht mich wol,
solt ich neur leben aines jares lenge
vernünftiklich in diser welt,
so wolt ich machen enge
mein schuld mit klainem widergelt,
der ich laider gross von stund bezalen müss.
Darumb ist vol
das herzen mein von engestlichen sorgen,
und ist der tod die minst gezalt.
o sel, wo bistu morgen?
wer ist dein tröstlich ufenthalt,
wenn du verraiten solt mit haisser buss?
O kinder, freund, gesellen rain,
wo ist eur hilf und rat?
ir nempt das güt, lat mich allain
hin varen in das bad,
da alle münz hat klainen werd,
neur güte werck, ob ich der hett gemert.

III
Allmächtikait
an anefangk noch end, bis mein gelaite
durch all dein barmung göttlich gross,
das mich nicht überraite
der lucifer und sein genos,
da mit ich werd enzuckt der helle slauch.
Maria, maid,
erman dein liebes kind des grossen leiden!
seit er all cristan hat erlost,
so well mich ouch nicht meiden,
und durch sein marter werd getrost,
wenn mir die sel fleusst von des leibes drouch.
O welt, nu gib mir deinen lon,
trag hin, vergiss mein bald!
hett ich dem herren für dich schon
gedient in wildem wald,
so für ich wol die rechten far:
got, schepfer, leucht mir Wolkensteiner klar!
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7. Loblicher got

I
Loblicher got,
gewaltiklicher küng der himel tröne,
ich man dich alles, das ich kan,
vernim mein kranks gedöne,
dein willen lass an mir ergan,
also das ich nicht fliess dein ewigs reich.
Nach deim gebot
gedultiklich ich leiden wil zu eren
der bitter marter, so du laid
gedultiklichen geren
umb unser freud und sälikait,
die weilent was verloren ewikleich.
Ich bin umbfangen mit der wat,
darinn ich büssen sol;
herr, das geschicht nach deinem rat,
zwar das vernim ich wol:
des seist gelobt durchleuchtig klar,
nach deim begeren bin ich willig zwar.

II
Traut, selig weib,
keuschliche maid, frau, mütter gottes kinde,
der uns durch dich all hat erlosst
von hellischem gesinde,
den nim zu hilf und gib mir trost,
da mit ich nicht verzag in meiner not.
O swacher leib,
sündiger balg, der wirt hat dich emphangen;
ich fürcht, er well bezalet sein,
was du ie hast begangen
mit deiner grossen sünden schein,
er fordert dich, gib mir das bettenbrot.
O herz, hastu ie süss erkant,
da nim das fawer für;
bistus zu freuden ie gewant,
da wider trawren spür;
also slach ains gein andern ab:
wirdiger got, wie köstlich sind dein gab!

III
Der sorgen raiff
hat meinen leib zesamen vest gebunden,
von sorgen gross mein herz geswillt,
forcht, sorg, die hab ich funden;
durch sorg mein houbt genzlich erschillt,
graussliche sorg mir dick den slauf erwert.
Mit umbeswaiff
vier mauern dick mein trauren hand verslossen;
O lange nacht, ellender tag,
eur zeit ist gar verdrossen!
vil mancher schrick kompt mir zu klag,
dem laider hilf von mir wirt klain beschert.
Gen diser werlt hab ich die angst
verschuldet sicher klain,
neur umb den got, der mich vor langst
beschüff von Wolkenstein;
der sei mein trost und aufenthalt:
O Fellenberg, wie ist dein freud so kalt!

Nota dise vorgeschriben siben lieder singent sich jn der ersten weise des anefangs der da sich mit worten also anhebet Ain anefangk an göttlich forcht etc.
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8. Du armer mensch

I
Du armer mensch, las dich dein sünd hie reuen ser!
o hailger gaist, gib uns deins heiligen vatters ler,
das ich bedenck ain klain die macht und wirdig er
in meim gesangk von got, dem nicht geleichet.
Neun kör der engel, die loben got an underlast,
in lobt die sunn, der man und aller sterne glast,
in lobt der himel, der alles wesen umbetast,
und was dorinn regniert, sein namen reichet.
Perg und ouch tal, des voglin schal, der visch im wag,
all würm und tier, geloubet mir, was ich eu sag,
laub, gras, gevild, das wasser wild, die nacht, der tag
erkennt und lobt got, dem der teufel weichet.

II
Seid wir nu hören aus aller maister kunft behend,
das jetz geschefft in seinem wesen got erkent,
des hat sich mancher herter stain enzwai entrennt,
do er emphand seins schepfers not und sterben.
Vil frucht auf erd, und die doch unenpfintlich ist,
noch ert si got durch hübsch geplüt und kennet Crist,
ain jetzs gewächs nach seiner zeit, als im die frist
ist auf gesatzt von got, sein frucht zu erwerben.
Das alle kunst mit reichem gunst ain mensch besäss,
der minsten blum, und wer sein rüm noch ainst so räss,
möcht er nicht ganz nach irem glanz natürlich häss
posnieren schon, solt er des leibs verderben.

III
Nu alle creatur, die got beschaffen hat,
si sind in wasser, in wind oder auf der erden phat,
ie danckper ist dem herren in der majestat
neur umb die gnad, das er si hat formieret,
Ach tummer mensch, wie ist dein herz dann gar so wild,
seid du wol waisst, das dich got nach im hat gebildt
und dir verlihen hat sein groffe gnad so milt,
gar manigvaltiklichen unzelieret.
Er hat dir geben leib und leben, sel, vernunft;
dir dient die erd, feur, wasser, wirdiklicher luft,
all tier wild, zam, der früchte tam aus tieffer grufft
ist dir als underteniklich gezieret.

IV
Der wolken krafft, das firmament mit klarem schein
und all die freud, als si zu himel mag gesein,
mensch, die genad von got volgt all dem dinste dein,
dannocht well wir in denklich nicht erkennen.
Mit seinem leib hat er uns aus der hell erlost,
des sich der lucifer daselben übel trost.
noch wirt sein heiliger nam mit sweren dick berosst
von manchem man, der ich eu vil wolt nennen.
Ach, Adams kind, wie ist so plind dein swacher müt,
das du nicht kenst und übernenst dein herren güt,
der dich mag nemen, geben haisser helle glüt,
und alle freud mag er dir pald entrennen.

V
O heilger Crist, seit das dein macht ist ungezalt,
so wundert mich ob allem wunder manigvalt,
das wir nicht fürchten ser dein zorniklich gestalt
und grosse plag, die du uns macht beweisen.
Des freut sich manger gaist, der dort verstossen ward
von höch der himel hrab zu tal umb sein hochfart,
die uns vorlaiten teglich in den sünden gart,
von irem rat waiss ich nicht lobs zu breisen.
Weib und ouch man, ir schauet an eur missetat,
snell büsst eur sünd und nicht enzünt euch von dem rat
der böse wicht! mänlichen vicht! got frü und spat,
den nim zu hilf für stahel und für eisen!
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9. O welt, o welt

I
O welt, o welt, ain freud der kranken mauer,
wie swer du bist! dein lon, der wirt mir sauer,
seid du uff mich gevallen hast
und druckst mich auf die erden.
Weltliche freud, ain tüch von bitterm ende,
wer dich recht kant, der koufft dich nicht behende,
wil er icht wesen fremder gast
gen manger frauen werden.
Was hilft mich, das ich manig nacht
in grossen freuden han gewacht
in dreuzehenthalben jaren!
nu müss ich wachen, seufzen, zittren ellentlich.
all heilgen güt, die engel in dem himelrich
man ich, das si mir helfen vast
mein laid zu güt eraren.

II
Was hilft mich nu mein raisen fremder lande
in manig küngkrich, das mir ist bekande,
was hilft mein tichten und gesangk
von manger küngin schöne?
Was hilft mich manig klüghait fremder sinne,
seid ich bin worden gar zu ainem kinde,
und mir entweckt mang swer gedanck
vil zäherlicher döne?
Was hilft mich silber oder gold,
seid ich mir selber selden hold
mag werden wol von herzen?
das mich der werlde schein so gar betrogen hat!
ach starcker got, in kraft der heilgen trinitat
kom mir mit deiner hilfe fang
in seniklichem schmerzen!

III
Ain jeder mensch, der lass sich nicht belangen
nach freuden gross, da mit er werd umbfangen.
für war, ich mag sein bürge wesen,
das end wirt im gar bitter.
Hatt ainer güt, zwar des bedarf er hüten,
ie grösser er, ie merer toben und wüten;
der Neithart liess aim nicht ain fesen,
köm neur ain ungewitter.
Ich sprich es wol auf meinen aid,
ie grösser lieb, ie merer laid
kompt von den schönen frauen.
seid lieb und laid, mit freuden trauren ist gemengt,
und zeit und weil ain senlich schaiden da verhengt,
wie mag das end frölich genesen?
das möcht ain jeder schauen.

IV
Ist ainer junck, schon, mutig, hoher gaile,
der ander starck, gerad an alle maile,
der dritte weis, er wirt ain kind,
kompt er zu verren tagen.
Manig zier und lust wolt ich noch vil erdenken,
das sich der mensch erfreut, noch müss erkrenken;
wenn er der langen jar emphindt,
erst tüt es sich gesagen.
Seid uns in diser kranken zeit
all werltlich freud neur pringet laid
und süss ain sauer ende,
und aller lust auf erd die leng verdriessen pringt,
so wundert mich, worumb der mensch nach freuden ringt.
offt, weiser man, wie wirstu plind
in aller kunst behende !

V
Ach lieber freund, werlich ich wolt uns raten,
möcht wir aus disen swachen listen waten,
der wir natürlich hie begern,
und beten got, den reichen,
Das er uns wolt vergeben unser sünde
und unser herz in seiner lieb erzünde;
So möcht wir wol mit güten eren
aim jeden fürsten gleichen.
Nu unser leib ergenklich ist,
und haben weder zeit noch frist,
das wir uns müssen schaiden
von allen lusten, freuden, güt und eren gros,
und uns nicht volgt, wann unsre gute werck gar blos:
O hailger gaist, wellt uns verkeren
und alle sund erlaiden!
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10. Wenn ich mein krank vernunft

I
Wenn ich mein krank vernunft nerlichen sunder
und vast bedenck der tummen welde wunder,
der ich ain tail ervaren han,
gesehen und gehöret,
So wundert mich vor allem nicht so sere,
das ich mein zeit neur lenck nach güt und ere
und dabei nie kain rü gewan;
der sinn bin ich bedoret.
Ich wais wol, das noch kompt die stund,
und het ich aller werlde grund,
dorumb geb ich sei geren,
das ich nach gottes willen leben solt ain jar,
der ich vil manches laider uppiklichen zwar
in sünden nie wolt widerstän;
so müss ich sein emberen.

II
Ich hör, das man vil manchen weisen nennet,
das er der werlde curs ain klain erkennet
und darauf legt tegleichen fleis,
wie er des werd geheuer.
So maint er dann, derselbig hübsch geselle,
das im nicht schad noch schell kain ungevelle,
er müg verkeren swarz in weis,
das wer aim esel teuer.
Er kan sich stellen marterlich
und maint, das im niemand geleich.
solt er es halt verkouffen,
er geb es umb ain schilling, sicher näher nicht,
er zeucht sein wän zu torhait, als Petrarcha spricht.
in aller werlt der toren breis
kan niemt mit zal erlouffen.

III
Man list und sagt uns vil von alden jaren,
was wunderzaichen darinn sind erfaren,
seid das die werlt beschaffen ist
von got, dem aller höchsten.
Man vindt ouch noch derselben wunder gleichen,
die got verhengt den armen und den reichen,
babst, fürsten, herren, den ir list
vor unval nit mag trösten.
Wer hochber klimbt an widerhab,
wer mag des icht, vellt er herab,
liess sich in der mitt benügen,
also das er sein zeit von got nicht feieren las.
was hilft ain man, der vil bedenckt neur aufs der mass?
wil es von got nicht haben frist,
wie mag es sich dann fügen?

IV
In hoffnung, smerz, in forchten und in freuden
vertreib wir zeit, da von mag ich nicht geuden,
seid das all sach zu diser werlt
kain wesen stet befleusset,
Und sich das güt zu argem bald verwandelt,
und arg zu gütem selden widerhandelt,
ie doch das sich mit bitterm gelt
das end strenklich besleusset.
Hie ist gewesen, hie ist nicht;
falsch, untreu, böse zuversicht
wir gen ainander tragen,
kind, vatter, mütter, swester, brüder, all geleich,
möcht wir mit liegen, triegen in das himelreich,
so wer es uns ain eben veld:
den jamer wil ich klagen.

V
Sich mancher sent nach grosser kurzeweile,
im wer ze tün, fund ers in kouffes eile;
herwiderumb all seinen schatz,
den solt er darumb geben.
Die werlt tracht, wie si güt und er [er]reisse,
und geit dorumb köstlichen hort mit fleisse,
das si ir zeit an widersatz
verzert mit swachem leben.
Gedenck ain mensch mit aigenschafft
geburd und end, was snöder krafft
wir haben und gewinnen,
wenn wir dort ligen, zannen als die affen tier,
küng, kaiser, herzog, grafen, all geleichen mir.
hat jemant güts dann fürgehatzt,
an zwifel wir das vinden.

VI
Ich main, das weder in wasser oder auf lande
nicht leb kain wilder tier, der es erkande,
wann neur ain teglich grober mensch,
dem als sein tün gevallet.
Ain eich begert nicht mer, wann es verbrauchet,
nach seiner art natürlichen verslauchet.
so tü wir gleich der wetter gens,
die teglich wasser snallet.
Kain tier bitt seins geleichen tod,
ains hilft dem andern in der not;
e das ain grober tralle
lit ellend, armüt, als vil mancher weiser tüt,
er lies ee all sein freund hie sterben umb das güt,
ob im da von wurd sein gedens,
da mit er lebt in schalle.

VII
Freund, wiltu weisshait, tugent an dich breisen,
das la dich elend, armüt underweisen.
dein wilde mag wol werden zam,
bistus von gütem stamme.
Diemütikait und erenst selden meide,
las hoffart, bis gedultig, leb an neide,
so werden all dein veinde lam
dort in der helle flamme.
Frid trag in deines herzen grund,
das du von rach icht werst enzunt,
wenig red, ain nutzes sweigen.
los, frag, wes du von güten sachen ierre gast,
trau nicht der werlt, ir wandel, tün ist neur ain plast.
hoffnung zu got dich nicht enscham,
so mag dir freude naigen.

Nota diss obgeschriben lied Wenn ich mein kranck vernunft singet sich jnn der weise O welt o welt etc.
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11. O snöde werlt

I
O snöde werlt,
wie lang ich leib und güt in dir vorslisse,
so vind ich dich neur itel swach
mit wort, werk und geperde;
der untreu bistu also vol,
das ich das ort noch end begreiffen kan.
Falsch bösen gelt
fürstu luglich, truglichen gar zu flisse.
mit mü und arbait, ungemach
und groblichem geverde,
so ringstu nach der helle hal.
das klagt, ir tummen frauen und ouch man.
Teglichen stick wir tag und nacht
nach güt und werltlich er,
wirt unser will dar inn volbracht,
so hab wir doch nicht mer,
neur klaine speis und swachs gewand,
und was wir güts bi dem han fürgesant.

II
Vil mancher spricht,
in rechter treu sol ich in allzeit vinden
mit leib und güt zu meim gebot
vest ewiklichen stete.
köm ich mit armüt in sein haus,
er wolt, ich wer ain fuxs in ainem hag.
Klain zuversicht
wir haben söllen zu des Adams kindern,
neur dienen aim, der haisset got;
die werlt fürt ungeräte.
darab so nim dir ainen graus
und hoff zu dem, der dir gehelfen mag.
Ach, mir erbarmt manger güter man
und ich mir selber ouch,
der da nit recht bedenken kan,
wie gar es ist ain rouch
der werlde dienst mit groffer not.
was ist der lon, wenn man spricht, er ist tod?

III
Kain ermer vich
under allen tieren kund ich nie ervaren,
neur aines, haisst ain hofeman,
der geit sich gar für aigen
dem herren sein umb klainen sold.
das tet ain esel nicht, und wer er frei.
Reit, slach und stich,
zuck, raub und brenn, den menschen tü nicht sparen,
nim ross und wagen, henn und han,
gen niemant tü dich naigen;
gedenck, dein herr der werd dir hold,
wenn er von dir sicht sölche stampanei.
Du ste vor im, tritt hinden nach
und kapf den langen tag,
ist er ain fürst, für in so gach,
das er dich sehen mag:
sprech er zu dir ain freuntlich wort,
das nemst du für des himel fürsten hort.

IV
Ir vogelein
und andre tier, baide wilde und die zamen,
ir traget rechte liebe gar;
geleich kiest sein geleichen,
gemahel sein gemähelein,
in nöten si bei ainander bleiben stän.
Die freunde mein,
solt ich vor in erkrumben und erlamen,
e das mir ainer gäb sein nar
und solt mich do mit reichen
zu meim gesunt an mailes pein,
ich müsst vor im ee als der sne zergän.
Des menschen lieb wer gar enwicht,
die ains dem andern tüt,
hett wir der gab nit zuversicht
und hoffnung umb das güt.
mein aigen kind gewunn vordriess,
wesst es die leng von mir nicht seinen geniess.

V
Und solt ich mir
erwünschen gar nach meines herzen freude
ain leben selber, wie ich wolt,
mit hilf aller maister sinne,
so künd ichs doch bedencken nicht,
oder ich müsst die leng vordriessen darinn han.
Was hilft mein gier
zu grossem güt und nach der eren geude?
was hilft mich silber oder gold?
was hilft der frauen minne,
seid wertlich freud pald ist enwicht,
und wais gar wol, das ich schier müss darvon?
Turnier und stich, louff, tanz und spring
auf ainem weiten platz,
mach kurzweil vil, treib hoflich ding,
verdrä dich als ain katz,
und wenn der schimpf all da ergat,
gee wider dar, so vindst ain öde stat.

VI
Ach freunt, gesell,
du zweifel nicht, was ich dir hie wil sagen,
dien got von ganzem herzen dein,
lass dir die werlt nicht smecken,
aus irem lust mach dir ain spot,
so hastu freude hie und dort genüg.
Kain ungevell
las dich bekümern, das dich mach verzagen,
kain trübsail las dir pringen pein.
ob leiden dich wil wecken,
das ist ain sunder gnad von got,
dieselbig gnad zuckt dir der helle lüg.
Wer sich den zoren binden lat,
der gleicht sich ainem vich,
und dem got hie verlihen hat
fünf sinn vernünftiklich,
das ist die höchfte wirdikait,
wer weislich vicht in widerwertikait.

VII
Mich wundert ser,
das wir auf diser werlt so vil entpauen,
und sehen wol, wie es ergät.
wo sind mein freund, gesellen?
wo sein mein eldern, vodern hin?
wo sein wir all neur uber hundert jar?
Mich wundert mer,
das ich mich nie kund mässen meiner frauen,
die mich so lang betrogen hat
mit grossem ungevellen.
mich hat geplennt mein tummer sin
und nie bekant, das si mir was gevar.
Wir pauen hoch auf ainen tant
an heusern, vesten zier,
und tät doch gar ain slechte wand,
die lenger werdt dann wir.
volg, brüder, swester, arm und reich,
pau dort ain floss, das dich werdt ewikleich.
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12. In Frankereich

I
In Frankereich,
Ispanien, Arrigun, Castilie, Engelant,
Tennmark, Sweden, Behem, Ungern dort,
in Püllen und Afferen,
in Cippern und Cecilie,
in Portugal, Granaten, Soldans kron,
Die sechzehen künigreich
hab ich umbfaren und versücht, bis das ich vand
mit treuen neur am stäten hort;
der wil mich treu geweren
umb meinen dienst an zweifels we,
mag ich ir neur zu willen leben schon.
Doch hab ich trost, ob ich ir huld
verlur oder iren sün,
das sis nit räch nach meiner schuld,
als ander frauen tün,
und sei dorinn genödig mir,
bis das ich wider zäm ir freundschaft schier.

II
Kain schöner weib
nie mensch gesach mit ougen zwar, und wer si kent,
der müss mir des verschulde jehen,
an ir ist nicht verhönet.
ir amplick prehent als die sunn,
liecht öglin klar und ainen roten mund.
Wie möcht mein leib
nu traurig sein, wen ich gedenck von ort zu end,
das ich die rain sol anesehen
vor mir köstlich gekrönet.
ir zarter leib geit freud und wunn,
und wer ich siech, si macht mich schier gesund.
Zwar ich gewunn sein kain verdriess,
möcht ich irs aberkosen,
das si mich in iern garten liess,
do si swanzt durch die rosen,
und wurd mir do ain krenzlin grün
von irem gunst, so wer ich freuden kün.

III
Vier künigin
verkrönt, von den mir eren vil beschehen ist,
der ich für war nie wirdig ward,
und manche fürstin schöne,
die mich zu schallen mit ir bat,
wenn ich mein danck volbracht auf ainem knie, –
Als ichs besinn,
so ist mein frau hoch für si alle mit klügem list
geworcht nach adeleicher art,
das mensch nie süsser döne
auf kainer zung vernomen hat,
wen si ir stimm ie freuntlich hören lie.
Si dempft die ganzen musica
mit grosser resonanz,
die recht mensur apposita,
all noten hol und ganz
lat si erzittren durch ir kel,
das es erklingt in meines herzen sel.

IV
Und wer Paris,
Venedigk, Bruck, Thomasch und die Trippel in Barbarei
mit berlin, gold als überstreut,
und Jenau vol karfunkel,
und Persolon mit diamant,
und Mumpoliers vol aller maister kunst,
Dennoch wer sis,
die disen schatz swer überwäg mit eren frei,
die mich zu mancher stund erfreut;
wo ich in trauren tunckel
durch tausent maschen bin verwant,
so losst si mich aus mangem tieffen runst.
An tadel, rain, diemütiklich,
mit aller tugenthait,
in allem wandel züchtiklich,
so herscht die schöne maid.
umb trauren geb ich nicht ain stro,
wil si mir wol, so fürcht ich niemands dro.

V
Ach frauen schar,
es wer wol zeit, ain urlob solt ich von eu han.
eur leib betreugt mich also ser,
mein trost ist euch unmere;
mein dienst, der loufft neur binden nach,
seit mir die weiss durch braunen bart aufdringt.
Ich hoff, die klar,
die zart, die rain, die minikliche wolgetan
wil an mir halten weiplich er,
ob ich si nicht beswäre,
und wennt mir lieplich ungemach;
dieselbig lieb mich allzeit billeich zwingt.
Ir kaiser, künig, herzog, freien,
dinstman, wer sei sein,
darüber wil ich geuden, greien
mit der frauen mein,
und die ir treu an mir nicht bricht,
ob ich ir dien mit williklicher phlicht.

Nota diss vorgeschriben lied In Frankereich singet sich inn der melodey O snöde werlt etc.
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13. Wer ist, die da durchleuchtet

I
Wer ist, die da durchleuchtet
für aller sunnen glanz
Und … keüklichen durchfeuchtet
uns den verdorten kranz?
Wer ist, die vor an dem raien fürt den tanz
Und dem vil zarten maien pringt seinen phlanz?
Ain edle junckfrau klar,
die zwar fürwar ain sun gebar,
der keuschlich ain ir vatter was,
mäglichen rain si des genas,
selb dreien freien unitas,
da von wir sein getrösst, erlösst
von scharpfer helle gier.

II
Wer kan die magt volzieren
nach adeleicher art?
auf erd kain lieber dieren
zwar nie geboren wart.
ei du traut minnikliche, keusche creatur!
dein klarheit glenzet an geteusche uber alle figur,
recht als der liecht rubein
an pein pringt schein durchsichtig vein,
sein undertan in goldes runst;
der eren van mit vollem gunst
trivallen, schallen sunder plunst
so wil ich, von der zarten warten
gnaden schier.

III
Wer ist die ros an doren,
do von man list und sagt,
und die den grossen zoren
all über rugke tragt,
wenn si uns an dem jungsten tage machet los
aus manigvaltiklicher klage, michel gross?
wem denn der schossen sail
an mail mit hail schon wirt zu tail
ain drumm, der hat dich, frau, erkant;
der helle phat wirt im entrant.
ei klare, ware, schildes rant,
erbrich des tiefels sper, sein ger
versetz im, junckfrau zier! – Amen.
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14. Gesegnet sei die frucht

Benedicite

Gesegnet sei die frucht,
tranck, essen, wein und brot
von got, den mäglich zucht
gepar für war,
selbdritt ain durch uns laid den tod;
Der immer lebt an end,
ie was an anefangk,
sein leiplich speis … hie send
uns schier, wenn wir
in disem leben werden krank.
des hilf, frau, kron!
kyrieleison,
Vatter, heiliger gaist,
mit deinem sun
uns gnad vollaist
und nicht den feinden gunn,
das si uns verlaiten in we.
Amen, benedicite!
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15. Wolauff, als das zu himel sei

Gracias

I
Wolauff, als das zu himel sei,
die minnikleichen wonen bei
dem Alpha et O, der eren krei,
und helft uns sagen im den dankh
mit süssem, englischem gesangk
umb zimlich essen und getranck,
da mit er speisst die blödikait
an menschlichem gesind. Amen.

II
Des seistu, frau, an argen hatz
gelobt mit deinem höchsten schatz,
der in dir würckt ain freien platz,
vor dem ich sünder mich beklag,
das ich in ellendlicher wag
vil han verzert unnützer tag
in diser snöden zeit so brait,
die mir verlech dein kind.

III
S*o ist es laider vil ze spät.
ich rüff in engestlicher wat:
hilf, mait, mit ganzer trinitat,
und las uns nicht der helle vas!
so bistus, frau, der ich genas;
des sing wir deo gracias.
mit frid, rue, herr, alle selen beklaid,
wo sich der glouben erfindt. Amen.
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16. Ich spür ain lufft

I
„Ich spür ain lufft aus külem tufft,
das mich wol dunckt in meiner vernunft
wie er genennet, kennet sei nordoste.
Ich wachter sag: mich prüfft, der tag
uns künftig sei aus vinsterm hag;
ich sich, vergich die morgenrot her glosten.
Die voglin klingen überal,
galander, lerchen, zeisel, droschel, nachtigal,
auf perg, in tal hat sich ir gesangk erschellet.
Leit iemant hie in güter acht,
der sich in freuden hat geniet die langen nacht,
derselb betracht, das er sich mer gesellet.“
Die junckfrau hett verslaffen,
der knab wacht lützel bas,
si rüfften balde waffen
all über des tages hass.
das freulin schalt in sere:
„her tag, ir künnt nicht ere
bewaren inn der mass.“

II
Ain schlicklin weis si bot mit fleiss
dem knaben hin mit hendlin gleiss:
„ste auff und louff, erkies den grawen morgen.“
Ain venster brett er fuder tett,
der knab hin zu dem freulin rett:
„ach got, an spot, er kompt da her mit sorgen.
Er dringet durch das firmament,
der lucifer hat den schein von im gesendt,
die nacht volendt all gen des tages greisen.“
Er kusst si an den roten mund:
„ach herzen lieb, nu ist sein nicht ain halbe stund,
das wir verwunt uns taten zesamen breisen.“
Si wurden seufften und klagen
mit beslossen mündlein vein,
das si nu wolt verjagen
des liechten tages schein.
si sprach: „mein traut geselle,
es gee, recht wie es welle,
du bist gewaltig mein.“

III
Der wachter rürt, ain stimm er fürt,
jal durch ain horn, das man in hort,
er kunnt ain gast mit gelast von oriente.
Das freulin tacht in lieber acht:
„ach sunne, was hat dich fürher bracht?
ich wolt an solt, du werst zu occidente.
Ich traut deins scheines wol emberen,
mir wer vil lieb, der uns kündet den aubent stern,
den seh ich gern; möcht mir der wunsch geräten!“
Gar laut so lacht der knabe vein:
„mein höchster hort, so mag es laider nicht gesein,
in senden pein so müss ich von dir watten.
Mein freudenmacherinne,
meins herzen zucker nar,
du hast mir herz und sinne
benomen sunder gar.“
si fiengen sich zesamen
mit armen blanck umbvangen.
„mein lieb, dahin ich far.“
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17. Var, heng und lass

I
„Var, heng und lass, halt in der mass,
bis das du vindst die rechten sträss,
und kanstu das, so bis dus, morner, weite.
Sag mir, wo hin stet dir dein sin?
ob ich dir raten kund darinn,
spar mich nicht drinn, oder du wirst greise.“
Der knab, der sprach: „in diser vart
mag du mir wol erschiessen, herzen freulin zart;
gar unverspart ist dir meins herzen trachten.
In Suria stet mein gedanck
zu fronem grab nach deinem rat gar sunder wangk,
nach deinem dankh so wil ich teglich achten.“
Si fiengen sich mit luste
ze hauff mit ermlin vol,
ir ains das ander kusste,
das geviel in baiden wol.
si sprach: „var hin mit sitten,
hüt dich vor kalamiten,
seid ich dir raten sol.

II
Die brüff ze hant ker in levant,
und nim ze hilf an allen tant
den wint ponant mitten in dem poppen.
Des segels last zeuch an dem mast
hoch auf dem giphel, vach den gast,
timun halt vast und la das schiff nicht noppen.
Maistro provenz hilft dir vordan
mit gunst des klügen elemente trumetan,
grego, der man, vor dem so müstu orzen.
Challa, potzu, karga behend!
mit der mensur und nach des kimpas firmament
den magnet lent, levant la dich nicht forzen.
Wassa alabanda! – springen
teuff in die sutten hinab!
forton la dich nicht dringen,
du var ee in die hab!
mag dir die porten werden,
so hütt dich vor der erden,
du wirf der ancker ab.

III
Zu manger zeit kompt dir mit neid
scherock mit grossem widerstreit,
mit dem so leid ser schrotten in dem wagen,
Derselbig wurm pringt geren sturm,
vach ain quart mit des zirkels furm,
ob du wirst durm, so tü doch nicht verzagen.
Challa fella, eiola grosso pald,
plasübla rüg die marner, mit dem strang nicht halt,
kompt mit gewalt, der osst in tüt vertreiben.
Derselb mag dir zestatten kummen
mit halber macht, als ich es vormals hab vernumen,
isso zu frummen, tü im chaiola reiden.
Die steur richt im klüge
engegen mit dem sin,
kompt dann gorwin mit füge,
der jagt dich bald dahin
den weg gen oriente.
got dich herwider sendte,
du traut geselle mein!“
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18. Es fügt sich

I
Es fügt sich, do ich was von zehen jaren alt,
ich wolt besehen, wie die werlt wer gestalt.
mit ellend, armüt mangen winkel, haiss und kalt,
hab ich gebawt bei cristen, Kriechen, haiden.
Drei pfenning in dem peutel und ain stücklin brot,
das was von haim mein zerung, do ich loff in not.
von fremden freunden so hab ich manchen tropfen rot
gelassen seider, das ich wand verschaiden.
Ich loff ze füss mit swerer büss, bis das mir starb
mein vatter, zwar wol vierzen jar nie ross erwarb,
wann aines roupt, stal ich halbs zu mal mit valber varb,
und des geleich schied ich da von mit laide.
Zwar renner, koch so was ich doch und marstaller,
auch an dem rüder zoch ich zu mir, das was swer,
in Kandia und anderswo, ouch widerhar,
vil mancher kittel was mein bestes klaide.

II
Gen Preussen, Littwan, Tartarei, Türkei, uber mer,
gen Frankreich, Lampart, Ispanien, mit zwaien kunges her
traib mich die minn auf meines aigen geldes wer:
Ruprecht, Sigmund, baid mit des adlers streiffen.
franzoisch, mörisch, katlonisch und kaftillan,
teutsch, latein, windisch, lampertisch, reuschisch und roman,
die zehen sprach hab ich gebraucht, wenn mir zerran;
auch kund ich fidlen, trummen, paugken, pfeiffen.
Ich hab umbfarn insel und arn, manig land,
auff scheffen gros, der ich genos von sturmes band,
des hoch und nider meres gelider vast berant;
die swarzen see lert mich ain vas begreiffen,
Do mir zerbrach mit ungemach mein wargatein,
ain koufman was ich, doch genas ich und kom hin,
ich und ain Reuss; in dem gestreuss houbgüt, gewin,
das sücht den grund und swam ich zu dem reiffen.

III
Ain künigin von Arragon, was schon und zart,
da für ich kniet, zu willen raicht ich ir den bart,
mit hendlein weiss bant si darein ain ringlin zart
lieplich und sprach: „non maiplus dis ligaides.“
Von iren handen ward ich in die oren mein
gestochen durch mit ainem messin nädelein,
nach ir gewonheit sloss si mir zwen ring dorein,
die trüg ich lang, und nennt man si raicades.
Ich sücht ze stund künig Sigmund, wo ich in vand,
den mund er spreutzt und macht ain kreutz, do er mich kant,
der rüfft mir schier: „du zaigest mir hie disen tant,“
freuntlich mich fragt: „tün dir die ring nicht laides?“
Weib und ouch man mich schauten an mit lachen so;
neun personier kungklicher zier, die waren da
ze Pärpian, ir babst von Lun, genant Petro,
der Römisch künig der zehent und die von Praides.

IV
Mein tummes leben wolt ich verkeren, das ist war,
und ward ain halber beghart wol zwai ganze jar;
mit andacht was der anfangk sicherlichen zwar,
hett mir die minn das ende nicht erstöret.
Die weil ich rait und füchet ritterliche spil
und dient zu willen ainer frauen, des ich hil,
die wolt mein nie genaden ainer nussen vil,
bis das ain kutten meinen leib bedoret.
Vil manig ding mir do gar ring zu handen ging,
do mich die kappen mit dem lappen umbefing.
zwar vor und leit mir nie kain meit so wol verhing,
die mein wort freuntlich gen ir gehöret.
Mit kurzer schnür die andacht für zum gibel aus,
do ich die kutt von mir do schutt in nebel rauss,
seid hat mein leib mit leid vortreib vil mangen strauss
gelitten, und ist halb mein freud erfröret.

V
Es wer zu lang, solt ich erzellen all mein not,
ja zwinget mich erst ain ausserweltes mündli rot,
da von mein herz ist wunt bis in den bittern tod;
vor ir mein leib hat mangen swaiss berunnen.
Dick rot und blaich hat sich verkert mein angesicht,
wann ich der zarten dieren hab gewunnen phlicht,
vor zittern, seufzen hab ich offt emphunden nicht
des leibes mein, als ob ich wer verbrunnen.
Mit grossem schrick so bin ich dick zwaihundert meil
von ir gerösst und nie getrösst zu kainer weil;
kelt, regen, snee tet nie so we mit frostes eil,
ich brunne, wenn mich hitzt die liebe sunne.
Won ich ir bei, so ist unfrei mein mitt und mass.
von ainer frauen so müss ich pawen ellend strass
in wilden rat, bis das genadt lat iren hass,
und hulf mir die, mein trauren käm zu wunne.

VI
Vierhundert weib und mer an aller manne zal
vand ich ze Nio, die wonten in der insell smal;
kain schöner pild besach nie mensch in ainem sal,
noch mocht ir kaine disem weib geharmen.
Von der ich trag auff mein rugk ain swere hurd,
ach got, wesst si doch halbe meines laides burd,
mir wer vil dester ringer offt, wie we mir wurd,
und het geding, wie es ir müsst erbarmen.
Wenn ich in ellend dick mein hend offt winden müss,
mit grossem leiden tün ich meiden iren grüss,
spat und ouch frü mit kainer rü so slaff ich süss,
das klag ich iren zarten weissen armen.
Ir knaben, maid, bedenckt das laid, die minne phlegen,
wie wol mir wart, do mir die zart bot iren segen.
zwar auff mein er, wesst ich nicht mer ir wider gegen,
des müsst mein oug in zähern dick erbarmen.

VII
Ich han gelebt wol vierzig jar leicht minner zwai
mit toben, wüten, tichten, singen mangerlai;
es wer wol zeit, das ich meins aigen kindes geschrai
elichen hort in ainer wiegen gellen.
So kan ich der vergessen nimmer ewiklich,
die mir hat geben mut uff disem ertereich;
in aller werlt kund ich nicht finden iren gleich,
auch fürcht ich ser elicher welbe bellen.
In urtail, rat vil weiser hat geschätzet mich,
dem ich gevallen han mit schallen liederlich.
ich, Wolkenstein, leb sicher klain vernünftiklich,
das ich der werlt also lang beginn zu hellen,
Und wol bekenn, ich wais nicht, wenn ich sterben sol,
das mir nicht scheiner volgt wann meiner berche zol.
het ich dann got zu seim gebott gedienet wol,
so forcht ich klain dort haisser flamme wellen.
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19. Es ist ain altgesprochner rat

I
Es ist ain altgesprochner rat
mer wann vor hundert jaren:
und wer nie laid versüchet hat,
wie mag er freud ervaren;
auch, ist mir ie gewesen wol,
das hab ich schon bezalt für vol
in Katlon und Ispanien,
do man gern ist kestanien.

II
Und was mein bart von freulin rain
zu Costenz hat erlitten,
und meiner taschen der sigelstain
ward maisterlich geschnitten:
es ist ain ungeleicher sin,
ie zwen an ain ziehent in hin,
weder es mir erging zu Arragon
und in der stat, haisst Pärpian.

III
Der ainen vogel vahen müss,
das er im nicht emphliege,
der tü im richten, locken süss,
domit er in betriege.
in netzn, lätzen auff dem kloben
vil edler vogel wirt betrogen,
den solche list umbgeben,
dovon er fleusst sein leben.

IV
Pfeiffen, trummen, saitenspil,
die moren sumpern slügen,
dortzu ain volgk, gerichtet vil,
die türn und vesten trügen
mit engeln wolgezieret schon;
die sungen, klungen mangen don,
ir ieslicher besunder,
mit fremder stimme wunder.

V
Engegen rait, loff arm und reich,
vor staub so ward ich haiser.
emphangen ward do wirdikleich
Sigmund, künftiger kaiser,
gen Parpian all in die stat;
do wart gehaisset im ain bad,
hett man die leck auff gossen,
es hett uns alle verdrossen.

VI
Von küngen, künigin junck und alt
ward er gegrüsst mit kussen,
doch nach den jungen, sach ich halt,
tet er sich nimmer wü(n)schen.
wer zwaiung an den frauen gelaint,
wir hetten uns leicht ee veraint
wann mit dem Peter Schreufel
und seinem knecht, dem teufel.

VII
Zwar lenger schwanz kund ich nie schauen
an leonen noch an phawben,
wann in demselben land die frauen
hinden an den röcken haben;
ring in den oren, nagel rot,
e das ir aine ain hendlin bot,
si torst aim e gebietten
ain smutz mit süssem nieten.

VIII
Künig Sigmund teglich zumal
sich arbait achzehn wochen
mit bäbsten, bischoff, cardinal;
und wern si erstochen,
der seinen falsch darinn erzaigt
und zu der scisma was genaigt,
ich wolt si all verklagen,
mit pfeiffen auf ainem wagen.

IX
Manig hämisch list so ward volbracht
von in mit naigen, bucken,
des hab ich offt ain lange nacht
ain mattras müssen drucken;
auff seinem har het ich kain rü
es was von ainer alten kü,
die was geheissen mumme,
das sagt mir verdt ain stumme.

X
Und der von ötting leutet mir
gen tag auff meinem kophe,
recht als ain rab aim toten stier
tüt bickn zu dem schopfe.
des hab ich im vil manchen straich
mit ainem schüch, was nit gar waich,
nach seiner haut gesmissen,
das man im sach die rissen.

XI
Herzog von Prig was nicht ain tor,
der lag gefach in sorgen.
ich stünd offt binden auff e vor
und zaigt im güten morgen;
des ward mir offt ain herter schüch
geworfen zu mit wildem flüch,
das ich müsst von im fliehen,
die deck herüber ziehen.

XII
Zwar dise mer, die weren lanck,
hett ich si recht besunnen.
der Pawmgarter her Fritzen schanckt
ains morgens weihenbrunnen
aus ainem kubel ungesmack;
sein wang, die joppen und leilach
merket er im von gelwen streimen,
das solt her Fritz reimen.

XIII
Wenn ich der grossen gloggen klangk
hort nach der zal erklingen,
ain kurzeweil ward mir ze lank
und lust mich klain zu singen.
ich docht, du faiges glöggelin,
und wer ich auff dem Wolkenstein
mit herren und gesellen,
zwar ich forcht klain dein schellen.

XIV
Derselben sturmglogken schal
jaucht mich mit irem sumpern,
das ich ain stiegen viel zu tal
in seuberlichem pumpern.
do vand ich meinen herren stän
in seinem harnasch als ain man,
umbegürt mit ainem swert;
sich hüb ain wilds gevert.

XV
Mein güter strich, der reut mich nicht,
von guldin was sein name,
seid das die kristenhait verricht
ist worden zu Narbane.
herzog von Prig, bischoff von Rig,
gross graf, künig Sigmunds sig
was euch empholhen eben,
der lon wirt euch gegeben

XVI
Und allen den, die harnasch, ros
zu letze dort haben gelässen,
ouch ob ir kainer durch ain moss
müsst watten in der strässen,
die haben all genad davon,
ob si mit andacht geren gän.
von meinen örsen allen
so bracht ich ouch drithalben.

XVII
Zwar Peterlin, du böse katz,
ain kind mit falscher lawne,
dir hat gevält der alte glatz;
ich hort zu Affiane
ain brief von künigen, herren, lant,
die vor an dich geloubet hand,
die pfeiffent dir mit grillen
zu tanz auff ainer tillen.

XVIII
Des trat wir die procession
ze hauffe mit gedrange,
mit pfeiffen, trummen, gloggen don
und löblichem gesange.
des nachtes ward der tanz berait,
secht, do ward Petro glatz verklait
von ma[n]cher schönen dieren
mit springen und hofieren.

XIX
Zwar alle ding verkert sich knawss;
der strich leit mir im sinne,
ain ander füret zwen hinaus,
so liess ich ainen dinnen,
der gieng zu rund umb meinen leib.
vil mancher nimpt ain edel weib,
er deucht sich wol geheuer,
wurd im so vil haimsteuer.

XX
Noch ist es als ain klainer tadel,
seid mir die schöne Margarith
stach durch die oren mit der nadel
nach ires landes sitte.
dieselbe edle künigin,
zwen guldin ring sloss si mir drin
und ain in bart verhangen,
also hiess si mich prangen.

XXI
Ain edler nam ward mir gelesen:
wisskunte von Türkei;
vil manger wont, ich sei gewesen
ain haidnischer frei.
mörisch gewant, von golde rot,
kunig Sigmund mirs köstlich bot,
dorinnen kund ich wol swanzen
und haidnisch singen, tanzen.

XXII
Zu Paris manig tausent mensch
in heusern, gassen, wegen,
kind, weib und man, ain dick gedenns,
stünd wol zwo ganz lege.
die taten alle schauen an
künig Sigmund, römischen man,
und hiess mich ain lappen
in meiner narren kappen.

XXIII
Die nacio von aller schüle
mit iren guldin bengel
erten in auf seinem stüle
noch höher dann ain engel;
und jede schule besunderlich,
die lobt in sicher maisterlich
in ainem grossen sal,
studenten, maister ane zal.

XXIV
Auf baiden knien so lernt ich gän
in meinen alten tagen,
zu fussen torst ich nicht gestän,
wolt ich ir nahen pagen:
ich mein frau Elst von Frankereich,
ain künigin gar wirdiklich,
die mir den bart von handen
verkrönt mit aim diamanden.

XXV
In grossen wassern michel visch
facht man mit garnen strecken,
des ward mir geldes auf ain tisch
wol fünfthalb grosser secke.
künig Sigmund follet mir
den strich mit manchem plancken zier,
was ich an als verzagen
selb dritt neur mocht ertragen.

XXVI
Ehafft not mich dar vermüt,
von dannen müsst ich reitten.
künig Sigmund, das edel blüt,
schüff pald, ich solt nicht beitten.
von Paris bot er mir die hand
und sigelt uber in Engelant,
die künige ze verainen,
anzu ich das maine.

XXVH
Uber all die Franzos breis ich ain
getreuen, permafoia,
des frümkait dunckt mich sicher rain,
der edel von Sophoia.
das wort er von des kaisers hand
ain herzog wirdiküch genant,
do manicher an den ruggen
viel mit des stüles bruggen.

XXVIII
Wie vil ich [sich,] hör, sing und sag,
den louff der werlde strieme,
so ist recht an dem jungsten tag
ain watsack als ain rieme,
ain glogghaus gilt ain essich krüg;
dient wir der sel nach irem füg,
das si wer unbetwungen,
so hett ich wolgesungen.
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20. Es seusst dort her von orient

I
Es seusst dort her von orient
der wind, levant ist er genent;
durch India er wol erkennt,
in Suria ist er behend,
zu Kriechen er nit widerwent,
durch Barbaria das gelent
Granaten hat er bald errent,
Portugal, Ispanie erbrent.
uberall die werlt von ort zu end
regniert der edel element;
der tag in hat zu bott gesennt,
der nach im durch das firmament
schon dringt zu widerstreit ponent.
des freut sich dort in occident
das norbögnische geschlechte.
Den sturm erhort ain freulin zart,
do es mit armes banden hart
mit liebem lust verslossen ward.
si sprach: „ich hör die widerpart,
der tag die nacht mit schein bekart.
wach auf, mein hort! sich hat geschart
der sterne glast von himels gart.
wachter, ich spür ain valsche wart,
dein leib pringt mich in jamers art.
ach wicht! wer hat dich das gelart,
das du mich pringst in lendes mart,
davon mein herz in laid erstart,
es müsst mich reuen hie und dart,
ob im missling mit hinevart;
das pringt dein snödes geträchte.“
Zwar si began in drucken,
zucken aus dem slaff,
freuntlich an sich smucken,
rucken ane straff,
das er began zu krachen,
wachen, sunder swachen
machen lieplich zaff.

II
Der knab erschrack aus lawres wän.
„sag, lieb, wie sol ich das verstän,
das mich dein zärtlich vmbefan
in grimmer rache hie began
erschreken ser mit widerzam?
hab ich dir missevallen tan?“
„Ach nain, du ausserwelter man,
mich reut dein sorgklich von mir gän,
des bin ich mütes worden an.
hör zu den voglein wunnesan!
den tag zu melden si nicht län,
ain jedes vicht sein sundern jän
mit heller stimm auff pomes pan.
mein herz, das müss dem wesen gran,
der uns hat überslichen.“
„Zwar, liebste frau, deins herzen qual
mich freuden ant zu manchem mal.
wie wol dein er mit lieber zal
mich hat erfreut an argen val,
so ist so vil der merker schal,
die uns verdencken uberal
mit snödem ticht in schanden tal,
das ich wolt sein ain animal,
jo wesen gleich der nachtigal,
da mit deins zarten leibes sal
an schuld nicht flur der eren gral.
doch hoff ich, das kain böser gal
sich an dir freu in neides pal.
O wachter, dein verswigen hal
mit treuen hat gewichen.“
Das zünglin gan si im spitzen,
smitzen in den mund;
plind lieb, die hat nicht witzen:
hitzen trähers kund
si aus den öglin giessen,
niessen än verdriessen,
sliessen schon verwunt.

III
„Ach schaiden, ich bin worden dein“,
so redt das zarte freuelein,
„gross freud an mir ist worden klein,
seid ich dich, usserweltes ain,
hie meiden müss von tages schein.
O trumetan, wie hastu mein
vergessen hie in solcher pein,
das du hast lan gewaltig sein
den süd, und osst spatzieren hrein.
ponent, dein sterklich widergrein
verdrungen hat der dies rein.
auch lucifer, der klarhait vein,
dein greisen du lasst uberfrein;
des müss ich ellends magatein
auss lieben slossen strecken.“
„Frau, nicht betrüb dein öglin klar!
mich hat dein mündlin wolgevar
erzunt mit rechter liebe gar,
das mir kain not nicht schaden tar.
umb trauren gäb ich nicht ain har.
mein herz, sich an deins leibes nar,
die mich ie weisst von tadels par.
dein er behüt sant Balthazar,
die von mir ungeswachet zwar
hie worden ist an zweifel gar,
das zeug ich mit der engelschar.
sleuss auff dein weisse ermlin mar!
zu bleiben lenger ich nicht tar.“
„gesell, dein widerkunft nicht spar,
sant Peter müss dich decken.“
Die maid liess in mit sinnen   Repeticio
rinnen in den grans
durch weisse zendlin zinne
der minne sant Johans.
zwai lieplich umbevahen
nahen da beschahen
zu gahen mit geranns.
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21. Ir alten weib

I
Ir alten weib, nu freut eu mit den jungen!
was uns der kalte winter hat betwungen,
das wil der meie mit geschraie dungen
mit süsser krafft, den würzlin geben safft.
Des kalden snees mag er nit lenger tauren;
was sich versmogen hat in krumbes lauren,
das wil er wecken, recken schir aus trauren,
laub, plümlin plüd, gras, würmli, tierli müd.
Ir voglin, smierbt eur rauhe kel,
trett auff höher, singet hel!
ir wilden tier, verneut eur fel,
hart welgt euch in den plümlin gel!
ir freulin, gailt eu sunder quel!
gepawer, reut ain ander mel,
das du den herbst wilt bachen.
Perg, au und tal, forscht, das gevild
sich schon erzaigt aus grundes mild;
All creatuer, zam und wild,
nach junger frucht senlichen quillt,
jetz seim geleichen nach gepildt;
mein örsch schreit gen des maien schilt,
des tüt der esel lachen.
Raien, springen,
louffen, ringen,
geigen, singen,
lat her bringen,
klumpern, klingen,
mündli zwingen,
frölich dringen
gen den freulin zart.
An verlangen
well wir brangen
in den sangen
mit verhangen
laub die wangen
mit ermlin umbfangen,
zünglin zangen,
des freut sich mein bart.

II
Wie wol der gauch von hals nit schon quientieret
und der franzoisch hoflich discantieret:
„gug gugk, lieb ruck“, der hal mir bas sonieret
und freut mich vil für Jöstlins saitenspil.
Hetz jagen, baissen, biersen, schiessen tauben,
vor grünem wald nach pfifferlingen klauben
mit ainer mait, beklait von ainer stauden
den lust ich breis für alle hofeweis.
Mai, dein gezellt gevellt mir wol,
wo man greslin baden sol;
ain jegklich wild besücht sein hol,
da es die jungen birgt vor dol.
„trinck tranck Katalon, Spaniol“,
dasselb gesangk und „paga den zol“
der troschel nicht geleichet.
In demselben land so nam ich war,
und secht ir mir icht grawe har,
die trüg ich von den freulin zwar,
die weissen bainlin wolgevar
verdackt mit roten hosen gar
und ire liechte öglin klar
mit swarzer farb bestreichet.
Der mich aine,
die ich maine,
freut allaine;
leib, gebaine
wer nicht saine,
mein trauren klaine,
ach, die raine,
mitt sis hosen tüch.
Mit den gebunden
snüren unden,
gar verswunden
wer mein wunden,
und hett funden
all mein kunden;
in Paris, Lunden
frümt ich ir zwen schüch.

III
Gar waidenlich tritt si den firlifanzen,
ir hohe sprüng unweiplich sind zu tanzen,
ouch hat si phlicht, des angesicht zu verglanzen,
dieselbig mait, die ring in oren trait.
Mein langer bart, der hat mir dick verschroten
vil manchen schmutz von zarten mündlin roten,
die schöne wenglin für die hendlin botten,
wenn si die leut empfiengen mit gedreut.
Ir neglin rot mich machen krank,
die sein gewunden krump zu lanck,
nider auff die erden ift ir swanck,
sitzen pfligt si sunder wanck;
ouch lob ich den umbehanck
bei den betten vor den klanck
zu ainlitz von der gloggen.
Ispania, Preussen, Soldans lant,
Tenmarck, Reussen, Eifen strant,
Afferen, Frankreich, Engelant,
Flandern, Bickardi, Prabant,
Cippern, Nappel, Romani, Duscant,
Reinstram, wer dich hat erkant,
bistus der freude tocken.
Da zissli müssli
fissli füssli
henne klüssli
kompt ins hüssli
werfen ain tüssli,
sussa süssli,
niena grüssli
wel wir sicher han.
Clerli, Metzli,
Elli, Ketzli,
tünt ain setzli,
richt eur letzli,
vacht das retzli!
tula hützli,
trutza trätzli,
der uns freud vergan.
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22. Des grossen herren wunder

I
Des grossen herren wunder
niemand volsingen mag;
doch wil ich ains besunder
vast legen an den tag.
wie sich der mensch formieret
in der planeten purt,
von dem er wirt gezieret,
geswechet und naturt.
Zwelf zaichen, klar durch jetten,
die folgen auch darzü
mit siben der planeten,
teglichen spat und frü
sich maisterlichen sencken
tieff in des mensehen prüt,
darnach es sich müss lencken
mit leib, sinn und gemüt.
Ain planet ich eu melde:
von erst der Sunne fluss,
darnach des Mannes zelde,
Mars und Mercurius,
Jovis, Venus, zwen klüge,
zu recht niemand verdringt,
mit seuberlichem füge
Saturnas zu in springt.
Der Leo in seinem zaichen
ain zwelfer ist genant,
ain Krebs mit seinem slaichen
geleichet dem Tarant.
Stier, Wider, die Junckfraue,
das Zwiling, Visch, ain Schütz
leg auf die Wag und schaue,
Wassermann, den Stainbock sprütz.

II
Und welcher von der Sunne
orient geboren ist,
dem geit der Leo die wunne,
starck, ring zu aller frist,
klüg, fündig, haiss und fraidig,
ersam, ouch dick gesund,
släffrig und selten laidig,
unbleiblich zu aller stund.
Smal füss und mitten klaine,
brait antlitz, brüste grofs,
klain houbt, klar öglin raine,
schon nas, nimt ir genoss.
dick forschen nach dem schaden,
vil mer, der sind si fro,
undienstlich, hubsch geladen,
und achtent klain der dro.
Der Mon ist kalt und feuchte,
der Krebs also gestalt,
ir menschen faister euchte,
der slaff tüt in gewalt.
gross houbt und klaine ougen,
si[n]bel der nasen spitz,
von lugern gross an lougen,
sawmig, launiger witz,
Cheusch in der minne wunder,
vil freud ist in ain gast,
und allzeit gern besunder,
von herter heut getast;
dünn lebson, klaine zende,
der amplick lang gezafft,
smal schulter, dicke hende,
bewart gar tugenthafft.

III
Ain herr der bösen glider,
Mars, dürr und grimmlich haiss;
der Tarant und ain Wider
sten in dem selben krais.
ir lob ich nicht vast treute
in menschlicher natur;
si früchtent vast swach ir leute
mit leib, sinn und figur.
Ir volgk ist gar verlogen,
krieg, stelen, rouben tüt,
unendlich gar betrogen,
schendt fraun und priester güt.
dünn wang, gerümpfen rümer,
teuff ougen inn der praw,
brait schulter, weit mülig lümer,
falsch zung, bös hie und da.
Ain adelar ich finde
an dem Mercurio
darnach ain hübsch gesinde,
Junckfrau, das Zwiling so,
die würcken göttlich cristan,
reich, mild, warhafft, getreu,
scharf tichter, klug juristen,
stainmetzer, goldsmid neu.
Die red mit red verkeren,
hübsch prawn, ain mitre leng,
forchtig, und hören geren
fremd sach, ir antlitz eng,
lang nas, ain hohe stieren,
schon augen, dick das har,
verswigen, weis ir hieren,
rain, sauber über jar.

IV
Jovis, der tugent krone,
uber alle tugent frisch,
der Schütz hilft im des schone,
darzü der edel Visch.
feucht, haiss, zu fride schiessen,
sich schamen böser weiss,
hofflich, an als verdriessen,
zu waidenhait den breis.
Clain houbt, schon har, murr nasen,
gross brust, ain runt person,
eng braw, dünn lebs, an fasen,
lang zend, dick waden gedon,
misstrawig, wanckler sinne,
zu reuten gier von stat,
genaiget zu der minne,
hüglich zu aller tat.
Venus, der wune haile,
sein menschen waidenlich;
die Wag, des Stieres gaile
si machet gogelreich.
mit saittenspil und singen,
was die natur erfreut,
zu bülen, tanzen, springen
si niemand ubergeut.
Dick hals, klain houbt, vil löcke,
swarz ougen, stieren brait,
lanck, krumb der nasen schöcke,
gross zend, schön hend gemait,
kurz arm, klain, dicke füsse,
nach der person wol lanck,
die unkeusch ist in süsse,
das nachst ir liebster gedanck.

V
Saturen, kalt, dürr geboren,
sein kinder bös gelart,
der Stainbock mit den horen
stat in derselben art
ze morden, stelen, rouben,
frauen schenter sind bekant,
ze spil, swern, trinken, glouben
untreulich sind gewant.
Von aissen, engring täsig,
trüb augen, swarz, nas flach,
dick har, brait herz, gar hessig,
dick lebs, törocht ir sach,
gäch durch des zornes flamme
zu wankelhait geplunst,
ussrichtig von dem stamme
des Wassermannes flunst.
Doch wirt ir fluss gemenget
vom zaichen Wasserman,
ain tail da von gesprenget,
als ich eu sagen kan,
sich schamen diser dinge,
blaich, weiss ir angesicht,
ir zukunft mit gelinge
natürlich niemt vernicht.
Doch hat der mensch ain adel
von got, natürlich brait,
ob in ain böser tadel
berürt, als ich vor sait,
das er im mag entrinnen
durch tugenthaffte spreutz,
und fleiss sich rainer sinne
mit hilf des heilgen creutz.
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23. Wie vil ich sing und tichte

I
Wie vil ich sing und tichte
den louff der werlde not,
das schätz ich als für nichte,
wenn ich bedenck den tod,
der mich nicht wil begeben,
wie serr ich von im ker,
und stellt mir nach dem leben,
sein gieng mir nahent ser.
An wider pott in sätzen
zeucht er uns all hindan,
mit scharpfen, klügen lätzen
er jedem richten kan.
güt frid ist im zerrunnen,
gar snell walt sein gevert,
wer ich im nicht entrunnen,
er het mich langst verzert.
In wasser und auf lande,
ze rosse, füssen dick
hett er mich an dem bande
verknüpft mit snellem strick.
hett ich all schätze funden,
die soldan ie erkos,
die müsst er han verslunden,
wer ich gewesen los.
Mit fällen, wassers trencke,
und grosser wunden tieff
siben mal ich gedencke.
noch hab ich dhainen brief,
das er mich sichern welle
zeit, weil, minut, noch quint;
er ist mein zergeselle,
got waiss, wie er mich vindt.

II
Mit warhait wil ich sprechen
von erst ain not gezalt:
mit ainem pflag ich ze stechen
auff rossen gross und valt;
ain tür von klafters klimme
und dreier füsse weit,
da für ich durch mit grimme,
dannocht was es nicht zeit:
Wol vier und zwainzig staffel
tieff in ains kellers grund,
die viel ich ab mit raffen,
mein ross zerbrach den slund.
mich daucht, ich wolt versinken
in ainem vas mit wein,
jedoch bott ich ze trinken
den güten freunden mein.
Darnach über ettlich wochen
got lech mir seinen hüt:
ain schiff ward mir zerbrochen
auff wilden meres flüt,
ich lert ain vas begreiffen
mit gütem malvisir,
das zoch mich zu dem reiffen;
verzagt so hett ich schier.
Und nach derselben raise
so was mein erste gab:
gevangen und ain waise
ward ich all meiner hab.
mein houbt hett volgesungen,
von slegen ward es krank,
ouch ward in mich gedrungen
ain swert nach halbes lanck.

III
Auch schwimmen wolt ich leren
auf ainem tieffen see,
do schoss ich zu der erden,
das mich sach niemand me
vil über ain güte stunde;
do kom ich aus der hitz,
visch sücht ich an dem grunde
mit meiner nasen spitz.
Gevangen und gefüret
ward ich ainst als ain dieb
mit sailen zü gesnüret;
das schüff meins herzen lieb,
von der ich hab erworben
mein aigen leiden swer.
wer si noch ainst gestorben!
noch ist si mir gever
Des bin ich worden innen,
do ich gen Ungern rait,
noch von derselben minne
kom ich in grosses laid.
in wasser, wetter, wegen
„husch“ lert ich maierol
und was ouch nach belegen;
der tauggel ward ich vol,
Das ist ain wasser sumpern
von hohen kläpfen gross,
dorin viel ich mit pumpern,
des gouggels mich verdross.
ich wett umb all die stainer,
poliert durch edel dach,
ob doch aus hundert ainer
plib, gauggelt er mir nach.

IV
Darnach bei dritthalb jaren
mir trauren ward bekant,
von haim so wolt ich varen
ain rais in fremde land,
in Portugal, Kranaten,
Ispania, Barbarei,
dorinn kom mir zestatten
vil krumber stampanei.
Ain herzog hochgeboren,
gehaissen Friderich,
beweisst mir seinen zoren,
des ward ich lützel reich.
durch in ward ich gevangen
an schuld auf meinen leib;
ich wand, es wer zergangen
auf diser erden pleib.
Got lat nicht ungestraffet
von seinem höchsten stül,
des bin ich wild gezaffet;
danck hab mein alter bül,
die mir hat zü gepfiffen
vil meines leibes not,
wie wol si hat begriffen
vor lang der bitter tod.
Ir letz, die slach der schawer
und kratz der wilde ber!
die ist mir worden sawer,
das ich ir nimmer ger.
het ich die lieb versüdert
bei ainer haissen glüt,
des wer ich bas gefüdert,
an leib, sel, er und güt.

V
Es wer noch vil ze sagen,
da wil ich lassen von,
was ich in jungen tagen
geaubenteuert han
mit kristan, reussen, haiden,
in kriechen güte zeit;
der schimpf wil mir erlaiden,
sid mich du alder ritt.
Und waiss, wenn er mich zucket,
davon ich hab gesait,
stümpflichen nider bucket,
wie schon wer ich berait?
wurd mich der richter hauen
mit seinem strengen sail,
– owe des grossen grawen! –
wem wurd ich dann zu tail?
Darumb, ir fürsten, herren,
so gebt euch selber rat,
ich darf euch nicht ze leren,
ir secht wol, wie es gat.
all menig, arm und reiche,
macht euch der sünde keusch,
das euch nicht übersliche
der tod mit seim gereusch.
Welt, mich nimpt immer wunder,
wer dich neur hab geplent,
und sichst teglich besunder,
das uns der tod entrent:
heut frisch, starck, morgen krenklich
und über morgen tod.
dein lob ist unverfäncklich,
bedenckst du nit die not. etc.

Nota diss vorgeschriben lied Wie vil ich sing und tichte singet sich inn der melody des grossen herren wunder etc.
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24. Kain freud mit klarem herzen

Kain freud mit klarem herzen
trüg ich nie ainen tag
an hoffnung, forcht und schmerzen,
der ains mich jo bewag.
vil armüt ich empfinde
teglich auf diser erd
mit mangerlai gesinde,
des mit das alder mert.
Mein freud ward nie so michel.
vil grösser ist die wart,
wenn mir des todes sichel
die zeitlich freud verkart.
güt hoffnung tüt mich waichen,
das ich ir wolgetraw;
ich fürcht, si werd mich laichen,
wie vil ich auf sei paw.
So mich der schmerz begreiffet
und dent mich zu dem tod,
freud, hoffnung von mir sleiffet
und lat mich in der not.
die forcht kompt, wie ich sterbe,
grausslicher wirt die kunst,
das ich dort nicht verderbe
in engestlicher brunst.

II
All maister uns das lesen
aus der vil hailgen schrifft,
das kainer müg genesen,
wer inn der sünde gifft
tödlichen wirt erfunden
än beicht, büss, ware reu,
des sel werd dort geschunden
mit mangerlai gepreu.
Seid jecklich sünd besunder
gebusset wirt swerlich,
so nimt mich immer wunder,
wes ich mich selber zeich,
das ich mein tödlich leben
hie büsslich nicht vertreib
und lass mich überstreben
den krancken, snöden leib
Mit sünd, gross, mitter, klaine,
und swachlichem gelust;
vernunft volgt mir unraine
und all mein sinn vertust,
das ich nicht wil verschrenken
den gifftiklichen wurm,
der mir die sel maint krencken
schärpflich mit hertem sturm.

III
Ain schatz hab ich verloren,
köstlich, das ist mein klag,
und tüt mir immer zoren
umb mein vergangen täg,
der ich schier hab vertriben
wol segs und vierzig jar,
sündlich darinn beliben;
das reut mich sicher zwar.
Die zeit auf erd hie pringet
der sel mang sweren stoss,
die zeit auf erd hie twinget
von got genad so gross,
die zeit schafft freud und quale
hie nach des todes zil;
des hastu, mensch, die wale,
zu nemen, was du wil.
O ausserwelte schrancke,
keusch junckfreuliche macht,
mein lob dir immer dancke,
seid du ain kindlin bracht,
das uns mit seinem leiden
erlost an ereutzes päm,
ob wir neur wellen meiden,
was im ist widerzäm.
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25. Ain burger und ain hofman

I
Ain burger und ain hofman
begunden tispietiern.
die namen ainen obman,
für war ain alte diern,
und welcher bas möcht geben
den freulin hohen müt,
darumb si wurden streben.
do sprach der hofman güt:
„Ich bin ain jüngling küne,
kraws, weiss ist mir das har,
darauf ain krenzlin grüne
trag ich das ganze jar.
wol kan ich singen, schallen
und schreien frischlich ju,
solt ich nit bas gevallen
den freulin rain wänn du?“
„Ich sei ain burger weise,
gar still ist mein gevert,
mit süssen worten leise
wirt mir vil liebs beschert;
und trag ain swere taschen,
die ist der pfenning vol,
darinn so lass ich naschen,
das tüt den freulin wol.
Des frag die alte keue
mit kurzen worten slecht.“
„ich sprich bei meiner treue,
der burger hat wol recht.
ich hab mein zeit verkuppelt
zu Brixten in dem krais,
vil parell aus gesuggelt,
das ich den louff wol waiss.“

II
„Ich pflig nit grosser witze,
mein barschafft, die ist klain,
ir alte kamer zitze,
ja bin ich hübsch und rain.
solt mir nicht bas gelingen?
nu tün ich mir so we
mit reitten, tanzen, springen
vil durch den grünen kle.“
„Ich bül mit güten sitten,
daran bin ich nicht lass,
hab ich nicht vil geritten,
leicht mag ich dester bas
mit güt und an dem leibe,
wann ir, vil röscher knab,
auch füg ich mangem weibe
mit kostberlicher gab.“
„Rain frau von hohn eren,
der ist dein gab enwicht,
ir herz mag nicht emberen,
wann si mich frölich sicht
verwegenlichen sprengen
über ainen graben tieff.
ich hoff, si tü verhengen,
send ich ir meinen brieff.“
„Des müss ich aber lachen“,
sprach es die Grieswärtlin,
„was sol man daraus machen?
die bülschaft hat nicht inn.
ich hett mich ainst verschossen
mit ainem knaben junck,
des hett ich nie genossen
neur umb ain bösen trunck.“

III
„Her jünglingk, eu möcht friesen,
ir habt verschrotten zwier,
werdt ir das dritt verliesen,
das habt ir neur von ir.
ich traw ain maid ersleichen,
zwar die ir nicht erloufft,
und mügt mir nit geleichen,
ir werdt dann recht getoufft.“
„Das müsst der valant schaffen,
ich sei von cristen art
und weiss das mit dem pfaffen,
der mich töfflich bewart.
auch wil ich des geniessen
gen freulin weit für dich,
wenn ich mein sper lass fliessen
mit ritterlichem stich.“
„Turnieren und ouch stechen,
das ward mir nie bekant.
ich hab ain peutel frechen,
darin stoss ich mein hand,
gold, silber, edel gestaine
zeuch ich daraus genüg
und tail den freulin raine,
dasselb ist bas ir füg.“
„Gar war“, sprach es die alte,
„so werdt mir nimmer hold.
kain besser lieb nicht walte
wann silber oder gold.
darumb liess ich mich nützen
auf den gerackten tod,
e ich mich wolt bekützen
mit kaines hofmans not!“

IV
„Seid ich nu han verloren,
du alter, böser sack,
das tüt mir immer zoren.
ich slach dich auf dein nack,
das dir bei ainlif zende
emphallen nicht gar schon;
der tiefel müss dich schenden,
das gib ich dir zu lon.“
„Ich burger zuck ain riem güt
von ainem peutel gross,
see hin, mein liebe diemüt,
fünf pfund für disen stoss.
kouff hüner, air und würste
und darzu güten wein,
und wenn dich aber dürste,
so kom herwider ein.“
„Der lon, der wirt mir sawer,
nu han ich kainen zand,
den hofman slach der schawer,
der mir si hat entrant,
und müss hinfür derwelhen,
koufft ir mir nit ain kü,
da mit ich hab zu melhen
ain müss des morgens frü.“
„Ich kouff dir kü und kalben,
und wes dein leib bedarf,
seid ich den hofman valben
hab überstritten scharf.
und waiss ain schöne metzen
dort oben an dem egk,
die soltu mir erswetzen,
das gilt dir würst und wegk.“

Der streit hat sich verbrauset,
redt all darzu das best.
wer alde weiber hauset,
der hat ouch geren gest;
wann alte weib und änten
gehören in ainen see:
was sol man dran verquenten?
kain vich, das schnattrot me.

Nota dise vorgeschriben zwai lieder Kain freud mit klarem hertzen etc. und Ain burger und ain hofman singet sich jnn der melodey Des grossen herren wunder etc.
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26. Durch aubenteuer tal und perg

I
Durch aubenteuer tal und perg
so wolt ich varen, das ich nicht verläge,
Ab nach dem Rein gen Haidelwerg,
in Engelant stünd mir der sin nicht träge,
gen Schottlant, Ierrland über see
auf hölggen gross gen Portugal zu siglen;
nach ainem plümlin was mir we,
ob ich die liberei da möcht erstiglen
von ainer edlen künigin,
in mein gewalt verriglen.

II
Von Lizabon in Barbarei,
gen Septa, das ich weilent half gewinnen,
da manger stolzer mor so frei
von seinem erb müsst hinden aus entrinnen.
Granaten hett ich bas versücht,
wie mich der rotte küng noch hett emphangen.
zu ritterschafft was ich geschücht,
vor meinen kindlin wer ich darinn gangen –
dafür müttt ich zu tisch mit ainem
stubenhaitzer brangen.

III
Wie wol ich mangen herten straiff
ervaren hett, des hab ich klain genossen,
seid ich ward zu dem stegeraiff
mit baiden sporen seuberlich verslossen.
dieselbig kunst ich nie gesach,
doch hab ich sei an schaden nicht geleret;
do klagt ich got mein ungemach,
das ich mich hett von Hauenstein verferret,
ich forcht den weg gen Wasserburg,
wenn sich die nacht versteret.

IV
In ainem winckel sach ich dort
zu Fellenberg zwen boien, eng und swere.
ich swaig und redt da nicht vil wort,
ie doch gedächt ich mir nöttlicher mere.
wurd mir die ritterschafft zu tail,
in disen sporen möcht ich mich wol streichen.
mein gogelhait mit aller gail
geriet vast trauriklich ab in ain keichen;
was ich güt antlas dorumb gab,
das tet ich haimeleichen.

V
Also lag ich ettlichen tagk,
der römisch küng die sorg mir nicht vergulde,
das ich nicht wesst, wenn mir der nack
verschrotten wurd, wie wol ich hett kain schulde.
zwar oben, niden, hinten, vor
was mir die hüt mit leuten wolbestellet.
„wart, Peter Märckel, zu dem tor,
er ist bescheid, das er uns nit entsnellet!“
mein listikait hett in der fürst
die oren vol erschellet.

VI
Darnach so ward ich gen Insbrugk
ain Preussen vart gen hoff köstlich gefüret,
dem meinem pfärd all über rugk
verborgenlichen niden zü versnüret.
ellender rait ich hinden ein
und hett doch nicht des kaisers schatz verstolen.
man barg mich vor der sunne schein,
für springen lag ich zwainzig tag verholen.
was ich da auff den knieen zerraiss,
das spart ich an den solen.

VII
Am alter Swab, gehaissen Planck,
der ward mir an die seitten dick gesetzet.
Ach got, wie bitterlich er stanck!
von seinem leib wird ich des nicht ergetzet.
er trüg ain bain mit ainer klufft,
der autem gieng im wilde von dem munde,
darzü so felscht er dick den lufft,
vast ungehäbig niden an dem grunde;
und ob er noch den Rein verswellt,
wie wol ich im des gunde.

VIII
Der Peter Haitzer und sein weib,
Planck und ain schreiber, der was teglich truncken,
die machten grausen meinen leib,
wenn wir das brot zesamen wurden duncken.
simm, ainer kotzt, der ander hielt
den bomhart niden mit der langen mässe,
als der ain büxs von anderspielt,
die überladen wer, durch bulvers lasse.
hofieren, das was mangerlai
von in durch volle sträffe.

IX
Mein frölichkait gab tunckeln schein,
do mich gedenck hin hinder machten switzen,
das mich der phalzgraf von dem Rein
vor kurzlich bat, ob im ze tische sitzen.
wie gleich der falck den kelbern was!
der römisch küng hett mein so gar vergessen,
bei dem ich ouch vor zeitten sass
und half das krut aufs seiner schüssel essen.
da wider was ich von dem vierst
abgvallen ungemessen.

X
Noch waiss ich ainen inn der leufs
mit namen Kopp, den kund ich nie geswaigen;
der snarcht recht als ain hasenreuss,
wenn in der starck traminner trang ze saigen.
zwar sölhen slaff ich nie gehort,
des müsst ich baide oren dick verschieben,
mein houbt hat er mir dick bedort,
das es mir von ainander wolde klieben.
wer ich ain weib, umb alles güt
so möcht er mir nicht lieben.

XI
Der Kreiger und der Greisnegger,
Moll Trugsäzz retten all darzu das besste,
der Salzmair und der Neidegger,
frein, graven, Säldenhoren, freunt und gesste,
die baten all mit rechter gier
den fürsten reich, durchleuchtig, hochgeboren,
da mit er wer genedig mir
und tet kain gäch in seinem ersten zoren.
er eprach: „ja werden solcher leut
von bomen nicht geboren.“

XII
Die selbig red was wol mein füg;
mit meines bülen freund müsst ich mich ainen,
die mich vor jaren ouch beslüg
mit grossen eisen niden zu den bainen.
was ich der minn genossen hab,
des werden meine kindlin noch wol innen,
wenn ich dort lig in meinem grab,
so müssen si ire hendlin dorumb winden,
das ich den namen ie erkannt
von diser Hausmaninnen.

XIII
Do sprach der herr aufs zornes wän
gen seinen reten gar an als verdriessen:
„wie lang sol ich in ligen lan?
künt ir die taiding nimmer mer versliessen?
was hilft mich nu sein trauren da?
mein zeit getraut ich wol mit im vertreiben,
wir müssen singen fa, sol, la
und tichten hoflich von den schönen weiben.
pald ist die urfech nicht berait,
so lat si kurzlich schreiben.“

XIV
Dem kanzler ward gebotten zwar,
aufs meiner väneknuss half er mir behende,
geschriben und versigelt gar.
des danck ich herzog Fridrich an mein ende.
der marschalck sprach: „nu tritt mir zü,
mein herr hat deins gesanges kom erbitten.“
ich kom für in, do lacht er frü;
secht, do hüb sich ain heulen ane sitten.
vil mancher sprach: „dein ungevell
soltu nicht han verritten.“

XV
Der wirdig got, der haimlich got,
der wunderlich in den vil ausserkoren,
der liess mir nie kain freis gebott
die leng, des han ich dick ein spil verloren.
mein tentschikait und üppig er
ist mir durch in an wasser offt erloschen,
wann zeuch ich hin, so wil er her,
in disem streit so wird ich überdroschen.
verdiente straff zwar umb die minn
bestet mich manchen groschen.
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27. Ich hab gehört durch mangen granns

I
Ich hab gehört durch mangen granns
mit ainem sprichwort dick ain toren triegen:
simm, Lippel wer ain güte ganns,
hett er neur federn, das im slawnt ze fliegen.
bei dem ain jeder merken sol,
das sich die löff in manchem weg verkeren;
das prüfft man an den gensen wol,
ir ainvalt si gescheidiklichen meren
zu Behem und ouch anderswo,
do si die federn reren.

II
Das federspil hat ser verzagt,
die adler, falcken, häbich, sparwer, smieren,
sein baiss mir laider nit behagt,
wann ich ir schellen vast hör timpelieren.
des wirt vil manig edel geviecht
von ainer groben ganns ze tod geslagen,
gebissen ser und gar verdiecht,
wie da[s] beschicht, darnach türft ir nicht fragen,
wann alte sünd pringt neue scham,
hör ich die weisen sagen.

III
Ir edlen valken, pilgerin,
eur nam ist gaistlich wirdikleich gebreiset.
mit euerm flug vil höher hin
wann ander valken kürlich underweiset.
ain maister gross von oberlant
eur schnäbel, füss hat forchtiklich verhürnet;
nu lat eu reulich wesen ant,
wo ir denselben maister hand erzürnet,
und mawsst die alden federn ab,
leicht wirt die ganns verdürnet.

IV
Ir sägger, blawfüss, nemet war,
als edel geviecht der cristenhait besunder:
seid euch entstet ain genslich schar
von ainem land, des lat eu wesen wunder.
des hört man offt ain genselein
durch seinen vaisten kragen spöttlich lachen.
wol auff, all vogel, rauch und rain!
hilf, adler gross, dein swaimen las erwachen!
fliegt schärpflich ab und stosst die genns,
das in die rügk erkrachen!

V
Jy Huss, nu hass dich alles laid,
und heck dich Lucifer, Pilatus herre!
des herberg wirt dir unversait,
wenn du im komst aufs fremden landen ferre;
und ist dir kalt, er macht dir warm,
mit ainem bett so wirstu nicht verlassen.
vil güt geferten, reich und arm,
die möchttu finden auff derselben strassen.
wilt du den Wigklöff nicht verlän,
sein ler, die wirt dich hassen.

VI
Ain jeder vogel inn der welt
sein orden halt, in dem er ist geboren,
mit seinem gelouben unvermelt,
wann neur die ganns wil tragen krumpe horen,
da mit si ander vogel rain
verstossen wil, sich selber gar versenken
mit tieffem flug von der gemain;
gen feuerspach tüt si die federn schrenken,
die schrift zu felschen, mer wann all
ir vodern ie gedenken.

VII
„Den besten vogel, den ich waiss,
das was ain ganns“ vor zeiten ward gesungen.
das hat zu Beheim inn dem krais
verkeret sich, wann in ist misselungen
mit ainem wort: wo vor „das best“
in disem raien merklich ist gestanden,
da wider schreiben maister, gest
„das bösst“, so man es vindt in allen landen.
Also hat sich die ganns verkert
daselbs mit grossen schanden.

VIII
Ir braitter füss möcht werden smal,
wolt neur ain man, der uns all hat beschaffen:
wie der vergess seins zornes fal
und stiess durch barmung in sein veintlich waffen,
das er über uns gezogen hat
mit scharpfer schneid und grauselichem spitze
umb unser grosse missetat,
die wir teglich begen durch sünden glitze,
der kaine ungeschaben bleibt
mit peiniklicher hitze.

IX
Ir güten cristan, seit gemant,
andächtiklich helft uns den fürsten flehen,
das im sein zoren werd gewant,
den wir durch grosse zaichen rächlich sehen
in Frankreich, Engelant, Katalon,
in Lampart und zu Behem auf der mitte
mit inflüss, mansleg, sterben gan
und durch gelouben ketzerlicher sitte.
stee für, Maria, wend dein kind!
ich Wolkenstein das bitte. Amen.
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28. Menschlichen got

Cisioianus

I
Menschlichen got, beschnitten schon,
drei küng für Erhart hohen lon
han in dem tron, ouch Marcellus, Anthoni.
Prisca, Octavo, Fabien.
Agnes Vinzenzen wil besten,
Paul Pollicarpen, Hanns macht Val, Constantini.
Die Breid, Maria Blasen da,
Ag, Dor und Helena, Polen, Scolastica
Octavo lieplich loben.
Valtein und Julian began
Simeon fragen freuntlichen umb Peterman.
Ins Math Walpurg wil zoben.

II
Roman, Donat, Sim, Küng, äderlin
pfinztages in des merzen schein
ain bedelein Gregorio beraiten.
Hilf, Marthan, das Gedrut verleich
uns herberg. Benedict, nit weich.
unser fraue reich, Ruprecht, well uns dort laitten.
Abrelle, wankelicher müt.
Ambrosius, der Celestim mit hohem früt
gab babst Leo dem Tiburzen.
Aufs ellend uns Valer schier ker,
ains güten endes Jörg, Marcus … hie gewer.
Vitalis früchtet wurzen.

III
Philipp, Sigmund, creutz, Florian.
Gothart, Johanns, zwen hailig man.
Corbianus bran. Pangratz brangt der Sophellen.
Pilgrin, der bracht Potenz Basill,
ain maien plüd, durch Urbans will.
vergib Hanns, Zirill, genzüchen Petronellen.
Bewart, getreuer Asimus
und Bonifacius mit Senat. der Primi alsus
wart, pflanz las, Veut, nicht faulen.
Gelobt ain heilger ritter vein,
Achacius, und Johannes toufft Henselein.
peiss, Leo, Peter, Paulen.

IV
Die künigin vor Ulrich rait,
und ouch Kilianus dar nach schrait.
Margret, Hainz sait, tailunge gebt Allexen.
Arnolf, der lüd Praxederlein,
Magdalena junckfrau Cristein,
Jacob, ändlein, die band Felix ain krächsen.
Petrus, Steffan, Steffanus frumm,
Oswaldus, Sixt. Affra, die romt Laurenzium,
und nussen Polt, Euseben.
Frau, trinck, sprach Agapt ain Bernhart,
fragt Thimotheen den Bartlomeen unverkart,
ob Ruff, Hanns, Augst mer leben.

V
Gilg schankte güten most sant Mang,
Regin, Marei, Corbin, Illang.
Protüslin lang: hochgelobtes creutze froni.
Offnei Lamprecht, vernempt mich gar,
Matheus und Mauritz, Ruprecht zwar,
Virgil, Cosmar, Wenzla, Michel, Jeroni.
Remigius, kenst du Frenzelein
mit seinen faulen käsen? Dionis im gügelein.
Maxim Colman lert hangen.
Gall husch. Lucas göttlichen schraib,
Urs süchte Colen. Crispinus, Columb haim blaib;
Simon, Marz kunt Wolfgangen.

VI
Heiligen. Eustachius, der vieng wild.
Lienhart gebrüdern vier gilt.
Mart, Martein milt. Britzien gens briet öttel.
Iss mit Elsbetha frölich, fro.
Cecil, Clement, Crisogono,
Kathrein, Cünzo, Virgil, louff nach Andriöttel.
Cant frölich „sola“, Barbara!
Nicetus, Claus und Maria von Montsera,
Damasius und Lucie,
Die müssen alle hilflich sein.
aufs India Thomas kündt uns das Ihesumlin.
Ste, Hanns, kind, Tho kumpt Silvreien …
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29. Der himel fürst uns heut bewar

I
Der himel fürst uns heut bewar,
got und sein liebe mütter klar,
die engel schar und all gots heilgen werde.
Allmächtikait über alle macht
und der als wesen hat bedacht,
künstlich volbracht in himel und auf erde,
Der sei unser schilt vor aller not,
beschierm uns durch sein marter und den bittern tod,
das blüt hailg, rot walt unser sünd ablässe.
Lass, herr, dein zoren nicht ergän
nach unser schuld, wie wol wir dick verschroten han
mit tün und län dein huld durch sündlich rässe.

II
Gesegen uns heut altissimus,
darzu der minnikliche fluss,
den Longinus mit seinem spiefs hett funden.
Dasselbig sper, kron, nagel drei,
ste uns vor schaden, schanden frei,
frid won uns bei und die heilgen fünf wunden.
Verleuss dein bitters gallen getranck,
herr, nicht an uns, wie wol wir sein der sünden kranck;
kreutzlicher hanck, erlös uns ewikleichen.
Ich bevilch uns heut dem heilgen grab
und dem, der sich unschuldig toten darin gab,
Maria, hab, hilf an dem letzten keichen.

III
Trivaltikait, sun, heilger gaist,
verslossen in ains vatters laist,
seit du nu traist die macht, kron aller fürsten,
So tail dein barmung köstlich gross
mit unser sel, wenn si gar bloss
nach Abrahams schoss tut seniklichen dürsten.
Verheng dem tiefel nicht gewalt,
das er uns trieg, vorlait durch grauselich gestalt,
wenn er sich spalt gen unserm kranken leibe.
So wir hie raumen ditzs ellend,
freuntlos und stimmlich vechten mit des todes hend,
O got, das end uns gnediklich verschreibe.
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30. Kain ellend tet mir nie so and

I
Kain ellend tet mir nie so and
von klainer sach in fremdem land,
neur wenn ich fand die herberg voller kinder.
Ir schreien hat mich dick bedort,
das ich offt selber nicht gehort
mein aigen wort, und sunder gen dem winder,
So ich den langen tag erfros,
müdlichen rait, gen aubent zwar des klain genoss.
ain stuben gross, die ward mir offt zu enge.
In mancher wiegen dick ergal
ain kindlin klain, das es mir durch die oren gal;
die nachtigal mich freuet bas die lenge.

II
Ir rumplen gross mit hurlahai,
dafür lob ich den grünen mai,
und sunder zwai, freuntlich dorin gesellet.
Noch ist sein vil, das mir gewirt
von ainem kindlin, so es kiert
und mich veriert mein singen, und erschellet
Durch manche falsche disonanz,
falseten gross, dabei kain freuntlich concordanz;
der resonanz hat mich so dick verdrossen.
Zu swaigen ist offt ains so tratz
mit widerwärtikait recht als ain böse katz;
von meiner tatz hand si des klain genossen.

III
Zu Prespurg dort in Ungern zwar
ain kind mir macht vil grawe har
von dritthalb jar, und liess mich selden slauffen
Die langen nacht bis an den tag,
und ander vich, des ich da pflag,
neur su ich jag, dick aines tet ich sträffen.
Das kind schrai offt: „wie ser mich dürst!“
man bracht im met und wein, als ob es wer ain fürst,
fisch, hüner, würst, neur wes sein herz begeret.
Dannocht gewan es selden rast.
vil manchen zwick hab ich im zu der heut getast,
haimlichen vast, das es sein stimm verkeret.

IV
Mich wundert ser an ainen man,
das er sein kind nicht ziehen kan
und lat es gan so gar an alle rütte.
Der dunck[t] mich sicherlich nicht weis
und möcht wol schlipfen auf dem eis
mit klainem breis an seinem aigen blütte.
Güt mütter, hand ir nie gelesen
vor langer zeit: „ie lieber kind, ie grösser besen?“
das ewig wesen mügt ir an in verhönen,
Das ir in hengt den willen nach,
da von offt ains die leng gewinnt vil ungemach;
dorumb gross rach volgt eu mit bösen lönen.
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31. Der oben swebt

I
Der oben swebt und niden hebt,
der vor und hinden, neben strebt
und ewig lebt, ie was an anefange,
Der alt, der jung, und der von sprung
trilitzscht gefasst in ainlitz zung
an misshellung mit unbegriffner strange,
Der strenklich starb und was nicht tod,
der keuschlich ward emphangen und an alle not
geboren rot, weils durch ain junckfrau schöne,
Der manig wunder hat gestifft,
die hell erbrach, den tiefel dorin ser vergifft,
getült, geschifft all wurz durch stammes tröne,

II
Dem offen sein all herzen schrein,
grob, tadelhäfftig, swach, güt, vein,
das er dorin sicht allerlai gedenke,
Dem tün und lan ist undertan,
die himel steren, sunn, der man,
der erden plan, mensch, tier, all wasser rencke,
Auss dem all kunft geflossen ist,
von dem, der aller creatur durch spähen list
zu jeder frist ir zierhait würckt, schon eusset,
Dem alle tier, zam und ouch wild,
hie danckber sein, das er den samen hat gebildt
der narung milt, gar waldeleich vergreusset,

III
Der himel, erd gar unversert
hat undersetzt an grundes herd,
das wasser kert dorin durch fremde rünste, –
Der wunder zal vil tusent mal
wer mer ze singen überal
mit reichem schal, so hindern mich die künste –,
Der mir die sel klar geben hat,
leib, er und güt, vernufft und kristenliche wat:
der geb mir rat, das ich im also dancke,
Da mit ich all mein veind verpaw
baid hie und dort, das mich ir kainer nicht verhau.
o keuschlich frau, dein hilf mir dorzu schrancke!
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32. Durch toren weis

I
Durch toren weis so wird ich greis
und mag bejagen klainen breis
auf disem eis, es well sich dann verkeren;
Und schier gedächt, wie das ich mächt
dort komen aufs des tracken ächt,
derselb mich vächt, wil ich sein nicht emperen.
Das ist die hell mit irein slund,
darinn wol siben kamer grauslich sind erzunt.
fund ich den fund, mein laid, das wurd sich meren;
Als Salomon gemeldet hat,
mensch, wie du sündst, geleich vindst du die widertat.
gross freud umb quat, der kouff ist nicht ze leren.

II
Gelt wider gelt, got selber melt.
der ersten kamer swach gezellt
zu hell, da quellt versigelt haisser lecken,
Von feuer gram gar widerzam,
das alle flüss, des meres tam
der minnsten flamm ir raiss nicht mag erstecken.
Dieselbig kamer pringet we,
wer sich unkeusch begreiffen lasset sunder ee,
gross jamers kre vindt er in haissen secken.
Da mit so wirt vergolten das,
ain jeder metz nach seinem lehen mit der mass,
die rechten sträss helf uns Maria strecken.

III
Die ander kamer ist mit jamer
voller kelt, ain gross gewammer,
dasselb getammer kain feur nicht mag erhitzen.
Wer hass und neid mit widerstreit
vertriben hat in diser zeit,
derselbig leit darinn frostlichen glitzen.
Die dritte kamer tunkelfar,
das man die vinster greiffen mag bei ainem här,
des scheines klar sol da kain mensch besitzen.
Wer ungelouben hat gefürt,
all juden, haiden, ketzer darinn sind versnürt;
das liecht berürt in mund und nas durch blitzen.

IV
Die vierd prisawn ist swacher lawn
von snödem smach in wildem zawn,
das kain allrawn noch wurz den mag vertreiben.
Mit wunder mail so vindt man vail
dorinn die rouber, brenner gail,
und die an hail den armen recht vermeiden.
Die fünfte gilnitz ungestallt
von scheutzen, schricken, greulich brünsten, gross gezalt,
gar manigvalt so ist dorinn das leiden,
Von hochfart, grosser üppikait,
wie sich der mensch gezieret hat gestalt und klaid,
swer herzenlaid müss er da wider sneiden.

V
Die sechste keich ist wunder reich
von würmen, autern, slangen, sleich,
der häsig teich dem wücher ist beschaffen;
Und wer sein letz mit fürkouf, sätz
hie richten tüt, gross zöll und tätz,
der sünd geträtz schreit alles dorinn wäffen.
Das sibent gadem ist beswärt
mit grosser zagknuss, ewiklich dorinn bewärt,
da sein vermärt böss nunnen, münch und pfaffen,
Und alle, die verzweifelt han
in iren sünden, darzü an dem höchsten man.
des gadems pan tüt si daselben sträffen.

Item die vier lieder oben geschriben nach ainander das erst Der himel fürst das ander kain ellend etc. singet sich jnn der melody Menschlichen got etc.
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33. Ain tunckle farb

I
Ain tunckle farb von occident
mich senlichen erschrecket,
Seid ich ir darb und lig ellend
des nachtes ungedecket.
Die mich zu vleiss mit ermlein weifs und hendlin gleiss
kan freuntlich zu ir smucken,
Die ist so lang, das ich von pang in meim gesang
mein klag nicht mag verdrucken.
Von strecken krecken mir all bain,
wenn ich die lieb beseuffte,
Die mir mein gier neur weckt allain,
darzü meins vatters teuchte.

II
Durch wincken wanck ich mich verker
des nachtes ungeslauffen,
Gierlich gedanck mir nahent ferr
mit unhilflichem waffen.
Wenn ich mein hort an seinem ort nicht vind all dort,
wie offt ich nach im greiffe,
So ist neur, ach, mit ungemach feur in dem tach,
Als ob mich brenn der reiffe.
und winden, binden sunder sail
tüt si mich dann gen tage.
Ir mund all stund weckt mir die gail
mit seniklicher klage.

III
Also vertreib ich, liebe Gret,
die nacht bis an den morgen.
Dein zarter leib mein herz durchgeet,
das sing ich unverborgen.
Kom, höchster schatz! mich schreckt ain ratz mit grossem tratz,
davon ich dick erwache,
Die mir kain rü lat spät noch frü. lieb, dorzü tü,
damit das bettlin krache!
Die freud geud ich auf hohem stül,
wenn das mein herz bedencket,
Das mich hoflich mein schöner bül
gen tag freuntlichen schrencket.
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34. Es leucht durch graw

I
Es leucht durch graw die vein lasur
durchsichtiklich gesprenget;
Blick durch die braw, rain creatur,
mit aller zier gemenget.
Breislicher jan, dem niemand kan nach meim verstan
blasnieren neur ain füssel,
An tadels mail ist si so gail, wurd mir zu tail
von ir ain freuntlich grüssel,
So wer mein swer mit ringer wag
volkomenlich gescheiden,
von der man er, lob singen mag
ob allen schönen maiden.

II
Der tag leucht gogeleichen hel,
des klingen alle ouen,
Dorinn mang vogel reich sein kel
zu dienst der rainen frauen
Schärpflichen bricht, süslichen ticht, trostlichen flicht
von strangen heller stimme.
All plümlin spranz, des maien kranz, der sunne glanz,
des firmaments höh klimme
Dient schon der kron, die uns gebar
ain sun keuschlich zu freuden.
wo ward kain zart junckfrau so klar
ie pillicher zu geuden?

III
Das wasser, feuer, erd, lufft, wind,
schatz, krafft der edlen gestaine,
All aubenteuer, die man vindt,
gleicht nicht der maget raine,
Die mich erlöst, teglichen tröst; si ist die höchst
in meines herzen kloster.
Ir leib so zart ist unverschart. Ach rainer gart,
durch wurz frölicher oster
ste für die tür grauslicher not,
wenn sich mein houpt wirt sencken
gen deinem veinen mündlin rot,
so tü mich, lieb, bedencken!
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35. In Suria ain braiten hal

I
In Suria ain braiten hal
hort man durch gross geschelle,
Des freu[n]t sich da die frummen all
auf erden und zu helle
Der neuen mer, wie das an swer geboren wer
ain sun von rainer maide.
Des wunders bloss gar ser verdross den tiefel gross,
das er durch zornes laide
Brach in ain mauer tieff ain klufft,
als es die alten jehen.
zu Betlaheme ob der grufft:
die spalt hab ich gesehen.

II
O reicher got, küng aller reich,
herr, fürste aller herren,
Der lebentig rot auf ertereich,
vergangen und noch werden,
Wie ward die nacht mit armer macht so wol bedacht
durch dein göttliches wunder,
Als dich an mail löblichen gail mit grossem hail
gepar keuschlich besunder
Die schönste junckfrau wolgetän,
als si ie ward erkoren,
die müsst ain ellend herberg han,
do si dich hett geboren.

III
Ain ochs dem esel, tierlich sipp,
mit freuntschafft tet begegen,
Vor den mit fesel stünd ain kripp,
dorinn müsst si dich legen,
Die dein genas, vor der du sass, ir herr du was,
got, vatter und si dein mütter,
Du si beschüff von veiner brüf, si hat den rüff,
du seist ir kind, sun güter,
Freuntlich veraint, das ich Wolkenstein
die lieb nicht kan beklaiden.
göttlich geburd durch magt mensch rain,
hilf an dem letzten schaiden!
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36. Zwar alte sünd pringt neues laid

I
Zwar alte sünd pringt neues laid,
des wird ich teglich innen,
Umb das ich leid vil gross arbait,
dem kan ich nicht entrinnen.
Wie wol der leib von ainem weib mit todes schreib
ist in der erd versoffen,
So hat ir letz mit scharpfer wetz und sneller hetz
mein hail auf erd erloffen.
Ich watten noch geswimmen kan
und get mein pflüg uneben.
was si mir lieb, laid hat getän,
das well ir got vergeben.

II
Ain schaffer aller creatur,
herr, maister aller fürsten,
Der sich nach menschlicher natur
liess leniklichen dürsten,
Das er den val von Adams qual mit seinem gral
löblichen widerbrächte,
Vil bittrikalt er dorumb laid der marter brait
von jüdischem geslechte.
Ein schatz vand er mit seinem tod,
der tiefflich was verloren,
danck hab sein edel blüt hailg rot,
von rainer maid geboren.

III
O vas der barmung uberfluss,
das niemand kan erschepfen!
Ich han vermodelt mangen guss
mit sündiklichem trepfen
Von anefangk ains kindes gangk bis auff die schranck
schier gen den fünfzig jaren.
Das ich dein huld nie hab verguld, mein sünd, mein schuld
du mir ze grab nicht sparen,
zwar die mich reuen innikleich,
das ich der hab begangen.
hilf, got, den ich unwirdikleich
auf barmu[n]g hab emphangen.

Nota die vorgeschriben drew lieder Es leucht durch graw, vnd die andre zway darnach etc. singent sich jnn der weyse Ain tunckle farb etc.
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37. Des himels trone

I
Des himels trone
entpfärbet sich
durch tags gedranck,
Die voglin schone
erwecken mich
mit süssem klanck.
Verswunden ist der snee,
laub, gras, kle
wunnikleich entspringen.
Des wil ich von herzen
an smerzen
meiner frauen, singen,
Die mir kan wenden
als mein senden,
trauren blenden
mit den henden
minnikleich,
freudenreich
macht mich die raine,
klaine
ist mein ungemach.
Wenn ich gedenck
an ir gelencke
sunder wencke
freuntlich schrencke,
die si kan,
undertan
so ist mein leib
dem zarten weib,
neur wo ich gach.

II
Pfeiff auf, lafs raien,
die lind ist grüne,
der wald entsprossen,
Gen disem maien,
herz lieb, bis küne
und unverdrossen;
Schau an die blümlin klar,
wolgevar,
zierlich ir gepflänze,
Dorinn well wir brangen.
emphangen
sind die liechten glenze,
Von manger varbe,
junck und marbe,
schmelhlin garbe,
würzlin harbe,
manigvalt.
neu und alt
hand sich gesüsset,
grüsset
sei ir sprinz und sprannz,
Gezwait, gefieret,
schärlich tieret,
schrailich gieret,
kurzlich schieret
alle gnucht.
weiplich zucht,
gedenck an mich,
wenn ich
kom zu dir an den tanz.

III
Fliehet scharpf winde,
lat uns an not,
ir seit genidert,
Die meinem kinde
sein mündlin rot
han durchfidert.
Sein amplick, hendlin weiss
sol mit fleiss
von eu versichert sein,
Wenn si durch die aue
mit taue
benetzt ir schüchlin klain.
Wol auf die lassen
an die gassen,
die vor sassen
als die nassen
auf der banck,
blöd und kranck,
freut eu der sunne!
küler brunne
klar geflinst.
Mai, du kauft machen
allen sachen
ain erwachen,
des wir lachen.
fraget, wes?
alles des,
das neur ain got
an spot
uns sölche gnad verzinnst.
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38. Keuschlich geboren

I
Keuschlich geboren
Kain kind so küne
von rainer maid,
Das grossen zoren
durch ewig süne
hat erlait.
All unser veind an zal
sein zu mal
schricklich ser erloschen
von dem kindlin klaine,
sein raine
lauter vein gedroschen.
Derselben plüder
freut eu, brüder,
seid ain müder
hat die lüder
zügeschockt,
füss gelockt
uns zu dem raien,
maien
zier hat er gewalt.
Und alle freude,
übergeude,
würzlin, kreude,
loub, gesteude,
plümen, spranz,
disem tanz
mag nicht geleichen,
weichen
vor des raien schalt.

II
Ain wib, ain dieren,
ain maid und fraue
des kinds genas.
Wer kan volzieren
so genaue
des degens vas,
Das er im selb erwelt?
als ain held
frischlich er daraus sprangk
An sorg, we, sunder mail,
So gar gail,
des hab er immer danck.
Der grossen wunder
freut eu munder,
seid ain zunder
bracht besunder
feures flünt,
unerzünt,
wer hat die macht
bedacht?
der alles ding vermag.
Des freu dich immer
in dem zimmer,
da kain timmer,
trawren, wimmer
nie hin kam.
nicht enscham
dich, rain figur,
der kur
von dem, der in dir lag.

III
Wer mag durchgründen
die aubenteuer
von dem jungen
Aus der erzünden
mit gaistes feuer?
nie gedrungen
Wart seiner werche spür
durch kain tür,
so weit volkomner gab,
Unzälich aus der mass.
sein tün, lass
gerecht an widerhabb.
Gerümt der steren
dein geberen
und das meren!
sterbens geren
uns ze trost
hat erlosst
mit deiner früchte
güsste
von dem höchsten bam,
Die von dem zoren
was verloren,
das ain doren
stach das koren
deiner sat,
die du jat.
aus deinem garten
warten
sei wir gnaden gam.

Nota diss obgeschriben lied keuschlich geboren etc. singt sich jrm der melody Des himels trone etc.
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39. Mein sünd und schuld

I
Mein sünd und schuld eu priester klag
Man stat, der alle ding vermag,
grob, lauter, schamrot, forchtlich das sag
durch andächt nasser ougen,
Und hab ain fürsatz, nimmer mer
mit vleiss zu sünden, wo ich ker.
diemütiklich mit willen, herr,
gib ich mich schuldig taugen.
An dem gelouben zweifel ich,
bei gottes namen swer ich vast,
mein vatter und mütter erenreich
vertragen hab mit uberlast.

II
Roub, stelen, töten ist mir gach
leib, er und güt dem menschen nach,
ban veirr, vast tün ich ungemach,
falsch zeugknus fügt mir eben.
Spil, fremder hab wird ich nicht vol,
zobri, lüg, untreu tüt mir wol,
verräterschafft, brand gib ich zol.
hochvertig ist mein leben,
Von geitikeit ich selden rü,
spot, zoren, unkeusch ist mir kund,
überessen, trinken spat und frü,
träg, neidig als der esel und hund.

III
Die sünd ich haiss, die sünd ich rat,
die sünd ich tün und leich ir stat
günstlich nicht understen die tat,
tailhäfftig an rüglichs melden.
Den blossen hab ich nie erkennt,
armen durst, hungers nie gewent,
kranck, tod, gevangen, ellend hend
kain barmung nicht mag velden.
Unschuldigs blüt vergossen han,
die armen leut beswär ich ser,
ich kenn die sünd von sodoman,
verdienten lon nit halb gewer.

IV
Die weisshait gots vernufft und kunst,
göttlicher ratt, gots sterck, inbrunst,
göttliche vorcht, göttliche kunst,
göttlich lieb, güt nie kande.
Den priester ich smäch, mein e zerbrich,
mein touff und fiermung übersich,
gots leichnam ich nim unwirdiklich,
ölung, beicht, büss tüt mir ande.
Unwillig armüt, übelhait
treib ich durch zeit verloren,
das gots recht an barmherzikait
ich hass nach gunst mit zoren.

V
Mein sehen, hören sünntlich brauch,
mein kossten, smecken lustlich slauch,
mein greissen, gen, gedenckh verdauch
unfrüchtiklich dem herren,
Der himel und erd beschaffen hat,
und was dorinne wonlich stat,
der gab mir Wolkenstainer rat,
aufs beichten solt ich leren
Durch mein gesangk vil hoveleut
und mangen ungewissen mensch,
die sich verfliegen inn der heut,
recht als zu Behem tünt die genns.

VI
Dorumb hab ich die zechen gebot,
die siben todsünd, grosse rot,
die fremden sünd an allen spot
bekannt durch reulich schulde,
Die werck der hallgen barmung rain,
die gab des heilgen gaistes stein,
vier rüffend sünd, fünf sinn verain.
O priester, gebt mir hulde!
Durch hailikait der siben gab
sprecht ablas meiner sünde,
acht sälikait ir nempt mir ab,
das ich gaistlich erzünde.
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40. Erwach an schrick

I
Erwach an schrick, vil schönes weib,
der nie geleicht kain ierdisch leib
mit aller hendlin visament,
des freu dich loblich heuer.
Blick durch des maien obedach
und tröst mich, lieb, für ungemach;
wenn man den hohen tag erkennt,
so kom mir, frau, zu steuer,
Das ich des wachters nicht engellt
und von im bleib still unvermellt,
dorumb ob ich zu lang geblennt
wurd in verslauffner scheuer
Bei ainer, der ich nacht und tag
günstlich, mit gütem herzen, pflag,
und die mich zölich nach ir zennt
durch sorgklich aubenteuer.    clauss
Auff, jung und alt! ir macht eu kün     Repeticio
und gailt eu gen des maien grün,
der sich erglennz lustlich ze blüeen
uber alle farbe gerwe.
Poliert eu klärlich, weib und man,
das wir den maien nicht verlän,
mit dem wir sollen hoh erstän
gar wunniklich an herwe.    clauss

II
Ich hör vil süsser voglin don
in meinem houbt erklingen schon
von oben abher gar zu tal,
das sich mein herz erwecket
Gen dir, vil ausserweltes ain.
ich hoff, du lasst mich nicht allain,
seid du nu bist mein höchster gral,
der alles laid verdecket.
Dein steter diener ewiklich
so wil ich sein, du minniklich,
kürlich für aller frauen zal
mit richem schatz bestecket.
Das hastu wol verschuldet zwar
umb mich, durchleuchtigs freulin klar,
mit deines zarten leibes sal,
der eren vol verstrecket.      Repeticio ut supra

III
Es nahent gen des tages glanz.
frau, ich solt lügen auf mein schanz
das ich den warner nicht versawm,
der uns ie was mit treuen,
Und im so wol bevolhen sind,
mit grosser lieb, recht als ain kind,
das seiner mütter nimet gawm;
des müg wir uns wol freuen.
Die zeit dringt her aus külem tufft,
das spür ich wol an niangem lufft,
der mich berürt durch sweren trawm;
ich fürcht ain schidlichs streuen.
Hilf, schatz, das ich dein schön gestallt
kurzlich seh in des maien wald
mit freuden bei dem hochsten pawm,
der sich grünlich tett neuen.     Sequitur Aliud
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41. Von Wolkenstein

I
Von Wolkenstein wolt ich zu Cölen gütter lawn
und kom gen Salzburg zu ainem wiert, gehaissen Prawn,
der hett ain also tugenthaffte, schöne fraun,
frölich mit eren, hoflich ir gemüte.
In gütter main vil zucht ist mir engagent zwar
von ir unsträfflich, danck hab die seuberliche klar,
mit gütem herzen wünsch ich ir vil lieber jar,
got well ir meren haill durch all sein güte.
Zwar meiner kunft durch güt vernunft des innen ward
ain bischoff gross, erz wierden gnoss, her Eberhart,
der schickt nach mir; kurzlichen schier ich zu im kart,
ob seinem tisch dick essens ward ich müde.
Vil grosser freud, zierlicher geud, wellend ich kum,
ward mir bekant, der ich da vand ain michel drumm
durch mangen tritt; das weis ich mit dem reutter frumm,
der braitlich frisch besach der welde plüde.

II
In freim gelait so ward ich aber wegehafft
gen München bald, ich danck der edlen ritterschafft,
die mich da lüd zu güten frauen schön gezafft.
nach unserm füg begund wir singen, schallen.
Von gütter hait vil manger wein ward mir geschanckt
zu Augspurg, Ulmen, des in mein dienst noch willig danckt.
zu Ulmen vand ich ainen tanz, köstlich verschranckt
von frenlin klüg, die kunden hoflich schallen.
Ain edelman, der weist heran sein elich kuon
für mich zu sten: „nu haiss mir den wilkornen schon!“
si sprach zu im: „ich wol vernim dein krumben don.
was möcht mir, ach, der beghart wolgevallen?“
Ser ich engalt, das mein gestalt fürt halbs gesicht.
wer ainen wigt nach schawn, der pfligt der witze nicht;
ain slecht gewand tet mir die schand, als offt geschicht.
mein mandel sprach: „wes liesstu nicht dein wallen?“

III
Gen Haidelwerg rait ich zu meinem herren reich.
fünf fürsten von der kur vänd ich da wirdikleich:
von Cölen, Mainz und Triel drei bischof hoher zeich,
Phalzgraf bei Rein, Marggräf Brandburg gemachet.
Hoch auf den berg schrait ich gen hoff gar an die tür
zu herzog Ludwig, den ich für alle fürsten spür
an frümikait, göttlichen milt, do kom ich für,
gütlichen vein ward ich von im versprachet.
Schier müsst ich singen, hell erklingen manig liet,
an allen jamer in fein kamer ich geriett,
dorinn zu ligen unverzigen; sölcher miett
und eer ward nie den freunden mein erwachet.
Von mandel, rock recht als ain tock ward ich beklait:
durch füxs und märder mein wallgehäder von mir lait,
hütt underzogen kom geflogen auf mein schait.
sein rat ich ie müsst sweren still verdachet.

IV
Auff meinen völn und schiffen ich zu Cölen für,
von dann gen Aach miet ich ain karren wilder rür,
neur blitz und blatz wielg er nach ungeleicher schnür,
des ich emphand durch kümberlich gebosse.
Mein herr von Cöln und der von Perg, zwen fürsten süss,
beweissten mir genediklichen iren grüss;
wes ich all da begert, des ward mir forgen büfs,
günstlich an schand durch furdernusse grosse.
Nit mer ich sprach, was mir darnach kuntlichen ward.
ab nach dem Rein sücht ich güt wein, die widervart
von Fürstenberg gen Haidelwerg zu meinem bart,
herzog genannt, Phalzgraff, kurfürsts genosse,
Der zerung, speis mit gütem fleiss für mich bagärt,
wellend ich kos, so was ich los mit knecht und pfärd.
nu bin ich hie und waist noch, wie es sich verdärt,
e ich zu land kom in meins weibes schosse.
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42. Vil lieber grüsse süffe

I
Vil lieber grüsse süsse
sich erheben, streben,
frölich, zölich jetten,
tretten in das phat.
drat frü und spat
hört man dringen,
singen, klingen
voglin in den auen
Durch helle döne schöne,
in den strauhen rauhen,
esten glesten, fliegen,
kriegen widerstreit.
breit angerweit
sol man grünlich,
künlich, sünlich,
kurzlich ane schauen.
Winder kalt,
ungestalt,
dein gewalt
ist entspalt
von den süssen lüfften.
liechten summer
ane kummer
wil ich tummer
als ain frummer
geuden und güffte[n].
Grüner kle
jagt den snee
jarla[n]g me
inn den see
wilder meres flüte.
nachtigalle,
droschel schalle,
lerchen halle
uns gevalle
für des ofens güte.

II
Die blümen gele, hele,
hübsch geverbet, gerbet,
prawne, schawne, plawe,
grawe, mangerlai.
mai, dein geschrai
sich florieret,
zieret, gieret
kösstlicher gelüsste.
Und hübsche wesli, gresli
sich entsliessen, spriessen
hüglich, tüglich, plüde,
früde, violspranz,
glanz, firlafanz,
aller pame
zame, game,
zier aufs kalder früste.
Stauden stock
machet schock,
rauhen rock
als ain bock,
löblichen bedecket,
swarzer doren,
weiss erkoren,
gar verloren
ist der zoren,
den der winder wecket.
Küler brunn,
warme sunn
geit uns wunn.
gail dich, nunn,
hinden aufs dem kloster,
bei dem Reine
in dem scheine
als ain veine
bülbegine
raien nach den oftern.

III
Die swammen stupfen, lupfen
aufs der erde herde.
würmli türmli wachen,
machen neuen slauch.
gauch, lock uns auch
durch die haide!
raide, ir maide,
sücht der stauden winckel!
Da well wir kosen, losen
mit beslossen gossen,
warmen armen lieplich,
dieblich inn dem busch;
dusch, mündlin kusch!
ob die raine,
klaine, saine
mir emblösst ain schinkel
An ain knie,
ich wer hie,
des nit lie
und tet, wie
ich das gefügen kunde,
zu ir rucken,
freuntlich smucken,
lieplich drucken,
biegen, bucken,
ob si mir des gunde,
So wer quitt,
was ich litt.
hielt sis mit,
disen stritt
müsst ich überwinden,
sunder klifen
tasten, grifen,
mänigen lifen
lust vertrifen,
bleiben bei dem kinde.
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43. Ain güt geboren edel man

I
Ain güt geboren edel man
warb umb ain freulin wolgetan,
er sprach ir zü mit tugentlichem sitten:
„Genad, ain freulin waidelich,
wolt ir ain klain verhören mich,
was ich eu underteniklich wolt bitten?
Ich bin verellendt also ser,
an freuden müss ich armen
und wais nicht, wellend ich hin ker;
das lat eu, frau, erbarmen.“

II
„Ir liesst gen mir wol euern spot,
und seit ir kranck, so helf eu got,
der mag eu alles trawren wol embinden.
An mir so leit ain klainer trost,
dorumb so werdt ir hart erlost.
fücht anderswo, wo ir mügt freude finden.
Wann ich mag kaines helfer sein,
das möcht ain jeder schauen:
ich bin ain klaines freuelein,
was wolt ir auff mich pauen?“

III
„Ach frau, was sol der ungelimpf?
es ist mir laider aufs dem schimpf;
mang jar bis her müsst ich vil kumbers tragen
In euerm dienst verborgenlich;
und waisst got wol von himelreich,
das mich nie half gen euch mein senlichs klagen.
Wann mir kain weiplich creatur
nie bas geviel von herzen,
dorumb mein leiplich kranck natur
müss leiden grossen smerzen.“

IV
„Ir mügt wol sagen, was ir wellt,
si ist nicht hie, die euch gevellt,
das waiss ich wol, mich triegen dann mein sinne;
Wann ich bin grauselich gestallt,
von vier und zwainzig jaren alt,
was möcht eu gen mir lussten klüger minne?
Und kan ouch weder weis noch wort,
das kainen müg erfreuen,
und wer ich jetz euer leiser hort,
es wurd eu morgen greuen.“

V
„Was dürft ir neur der klügen sprach?
euer schön, die tüt mir ungemach,
euer wandel klüg, der hat mein herz betwungen.
Erhör mich, stolz freulin gemait!
zwar mir ist ie gewesen laid,
wer dich betrübt mit seiner falschen zungen.
Und was dich übet, säligs weib,
zu nassen öglin klare,
dasselb betrübet mir den leib
und macht mir grawe hare.“

VI
„Des danck ich eu mit ganzem fleiss.
davon so habt ir lob und brais,
das euch der freulin smäh tüt missevallen.
Jedoch beswärt es mich ain klains:
ich tröst mich sicherlichen ains,
das mir nicht schaden mag kain übels kallen.
Wer freulin schendet ane sach
und sich ir an schulde rümet,
derselb verphendet ungemach,
sein lob wirt im enthümet.“

VII
„Lat mich geniessen, edle frucht,
durch all euer er und weiplich zucht,
das ich nie gert, was eu möcht schaden bringen.
Was hilft eu neur mein teglich pein?
euer treuer diener wil ich sein
und wer unfro von eu kain misselingen.“
„Zwar ich bedarf nicht sölcher knecht,
euer dienst ist mir zu wähe.“
„nit redt als scharpf, frau, bedenekt eu recht.
wie geren ich das sähe.“
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44. Durch Barbarei, Arabia

I
Durch Barbarei, Arabia,
durch Hermani in Persia,
durch Tartari in Suria,
durch Romani in Türggia,
Ibernia,
der sprüng han ich vergessen.
Durch Reussen, Preussen, Eiffenlant,
gen Litto, Liffen, übern strant,
gen Tennmarckh, Sweden, in Prabant,
durch Flandern, Franckreich, Engelant
und Schottenland
hab ich lang nicht gemessen,
Durch Arragon, Kastilie,
Granaten und Afferen,
aufs Portugal, Ispanie
bis gen dem vinstern steren,
von Profenz gen Marsilie.
In Races vor Saleren,
daselbs belaib ich an der e,
mein ellend da zu meren
vast ungeren.
Auff ainem runden kofel smal,
mit dickem wald umbfangen,
vil hoher berg und tieffe tal,
stain, stauden, stöck, snee stangen,
der sich ich teglich ane zal.
noch aines tüt mich pangen,
das mir der klainen kindlin schal
mein oren dick bedrangen,
hand durchgangen.

II
Wie vil mir eren ie beschach
von fürsten, künigin gefach,
und was ich freuden ie gesach,
das büss ich als under ainem dach.
mein ungemach,
der hatt ain langes ende.
Vil gütter witz, der gieng mir not,
seid ich müss sorgen umb das brot,
darzu so wirt mir vil gedrot,
und tröst mich niena mündli rot.
den ich ee bott,
die lassen mich ellende.
Wellent ich gugk, so hindert mich
köstlicher ziere sinder,
der ich e pflag, da für ich sich
neur kelber, gaiss, böck, rinder,
und knospot leut, swarz, hässeleich,
vast rüssig gen dem winder;
die geben müt als sackwein vich.
vor angst slach ich mein kinder
offt hin hinder.
So kompt ir mütter zü gebraust,
zwar die beginnt zu schelten;
gäb si mir aines mit der fawsst,
des müsst ich ser engelten.
si spricht: „wie hastu nu erzausst
die kind zu ainem zelten
ab irem zoren mir da graust,
doch mangeln ich fein selten
scharpf mit spelten.

III
Mein kurzweil, die ist mangerlai,
neur esel gesang und pfawen geschrai,
des wunscht ich nicht mer umb ain ai.
vast rawscht der bach neur hurlahai
mein houbt enzwai,
das es beginnt zu krancken.
Also trag ich mein aigen swer;
teglicher sorg, vil böser mer
wirt Hauenstain gar seldn ler.
möcht ichs gewenden an gever,
oder wer das wer,
dem wolt ich immer dancken.
Mein lanndesfürst, der ist mir gram
von böser leutte neide,
mein dienst, die sein im widerzam,
das ist mir schad und laide,
wie wol mir susst kain fürstlich stamm,
bei meinem güten aide,
nie hat geswecht leib, er, güt nam
in seiner fürsten waide,
köstlich raide.
Mein freund, die hassen mich überain
an schuld, des müss ich greisen.
das klag ich aller werlt gemain,
den frummen und den weisen,
darzü vil hohen fürsten rain,
die sich ir er land preisen,
das si mich armen Wolckenstein
die wolf nicht lan erzaisen,
gar verwaisen.
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45. Wer machen well

I
Wer machen well sein peutel ring,
und im desselben wolgeling,
der frag den weg gen überling,
da gelten vierzen pfifferling
fünfzen schilling
der Costnitzer geslagen;
Und sechzen haller umb ain ai,
der zwen und dreissig gelten zwai.
fleisch lützel, krut ain gross geschrai;
aufs klainer schüffel gat der rai
von mangem lai,
dem hungrig ist sein magen;
Ain wasser müss in ainer pfann,
die brauten kurz gemessen.
„wildbrät und visch sein inn dem bann,
der turrent ir nit essen!
da mit wol uff, hebt eu von dann,
ir sein zu lang gesessen!
zwen groschen so geb jederman,
des sond ir nit vergessen,
wol anhin hessen.
Nicht lenger ich gebeitten mag,
nu ziecht die riem, gesellen!
nach dem so ist kain andre frag,
ich gib eu kurze ellen
und nim die langen nach dem tag.
das gelt lat von eu snellen!
zal, gilt, du müsst! das ist mein sag.
ich woltz nicht anders wellen
mit ainer kellen.“

II
Vasst süsser wein als slehen tranck,
der reuhet mir die kel so kranck,
das sich verierrt mein hels gesangk,
dick gen Traminn stet mein gedanck;
sein herter twangk
pringt scharpfen ungelimpfen.
Wann er geit freud und hohen müt,
recht als der sack dem esel tüt,
sein räss erschreket mir das blüt,
davon so wird ich swach, unfrüt,
sein wilde flüt
schafft mir den triel verrimpfen.
Zwar güter kurzweil sicht man vil
da mitten auf dem blatze,
mit tanzen, springen, saitenspil
von ainer rauhen katze.
gen überling ich nicht enwil
mer fragen nach dem schatze,
Ich wolt dann ainen slegel still
da kouffen umb ain ratze
in zu tratze.
Mein wiert, der was beschaiden zwar,
er schied das gold von leder;
das nam ich an der bettstat war,
zwelf pfenning gulten ain feder,
und käm ain alter karren dar,
er liess im niena reder.
sein lob ich nicht gebreisen tar
als ainem bom von zeder,
denselben fleder.

III
Den bessten schatz ich da verschreib,
zwar das was misst und alde weib
und faisste swein, gemescht von kleib,
vil flöch mit langer weil vertreib;
der pawren leib
wolt mir nicht lenger smecken.
Doch reut mich noch ain klainat kraus,
das was die dieren in dem haus:
zwai brüstlin als ain fledermaus
trüg si vor an irs herzen paus,
ir kratzen, zaus
vil mangen tett erschrecken.
Zwai smale füsslin als ain schilt
trait si in braiten schühen,
darob zwai bainlin, klain gedilt,
recht als ain dicke bühen.
ir ermlin, hendlin sind gevillt,
weiss als ain swarze rühen.
vil grosser fleg, der was si milt,
mit sweren und mit flühen
kund si das tühen.
Verborgen was der liechte glanz
von berlin und von spangen
zu überlingen an dem tanz,
und da man inn solt brangen.
unlöblich was des maien kranz
bei röselochten wangen,
neur bei dem ofen stünd mein schanz,
mit kinds geschrai umbfangen,
das tet mich pangen.

Nota diss vorgeschriben lied Wer machen well den peutel ring singt sich jn der melody durch Barbary arabia etc.
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46. Du ausserweltes schöns mein herz

Du ausserweltes schöns mein herz,     Discantus
dein wunniklicher scherz
hat benomen mir besunder smerz;
ei, minnikliches falcken terz,
wie süss ist dir dein snäblin wolgevar!      claus
Kain mensch gesach nie lieber diern,
ich kan ir nicht volziern,
weisse brüstlin, sinwel als die biern,
damit si kösstlich kan hofiern;
ir stolzer leib benimpt mir trauren gar.

Und solt ich die vil zarten gesehen nimmer mer,      Secunda pars
ir ler, zucht und weipliche er
müss ich bedencken, wo ich inn der werlt hin ker,
sennliches schaiden bringt sawer zucker nar.

Tröstlich gedingen ich zu der gütten han,      Tercia pars
wie si mich nicht well län.
unvergessen bin ich ir undertan
und harr auff güten wän.

Du aufferweltes schöns mein hertz etc. ut supra etc.
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47. Fröleichen so well wir

I
Fröleichen so well wir
schir singen, springen hoh,
uns zwaien, schon raien
all inn des maien loh,
mit frechen abbrechen
der pfifferlingen roh,
an wencken gedencken,
wo mir die zart empfloch.
herwider ker,
herz lieb, das ist mein ger.
du waisst wol, wie
du mich und ich dich lie,
mein höchster hort,
zwar ich halt stät die wort,
wurd mir der kranz von rosental.

II
Dein weipliche güt tüt
mich straffen, zaffen dick
mit geren verkeren;
des meren ich erschrick.
lass faren, nicht sparen
durch mich dein lieplich blick.
mein quelen, dein helen
pald mir trostlichen schick.
Ach, traut gesell,
ich sol, was dein gnad well.
dein fremden gross
mich annt der sinnen bloss.
mach haimlich zam
gierlichen sunder scham,
ergetz hüglich meins herzen qual.

III
Senlich begir mir
pringt achen, wachen vil.
das laiden und meiden
sich nidert schaiden will.
ich lamer mit jamer
nicht treffen kan das zil;
die klüge durch füge
mich halt, neur wie si wil.
der bitter tod
mag helfen wol aus not,
ob ir genad
nicht wenndt engstlichen schad.
zart liebstes weib,
den jamer hie vertreib,
erkück den man in freudenschal.     etc.
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48. Stand auff, Maredel

a
„Stand auff, Maredel! liebes Gredel, zeuch die rüben auss!    Tenor
zünt ein! setz zü flaisch und kraut! eil, bis klüg!
get, ir faule tasch! die schüssel wasch!
wer bett, Chünzel knecht der dieren flecht?
aufs dem haus, ir verleuchter dieb!“

b
„Frau, ich enmag, wann es ist ferre gen dem tag.    Discantus
nu wol, wenn sol ich vol
slauffen mir genüg?
zü, lat euch der weil!
ja trag wir ouch ain peil.
bleib hie, nicht eil,
mein trauter Chünzel¬
Sünzel ist mir werlich lieb.“


a
„Gret, louff gen stadel, süch die nadel,nim den rechen mit!
gabel, drischel, reitter, sichel vindstu dort.
Jans, Kathrei nim mit dir, der Cünz bleib mir!
sweig, du faige haut, und schrei nicht laut!
dein schand werd brait und er sicherlichen smal.“     etc.

b
„Wer kompt hernach, der mir wennt meinen ungemach,
so schain unrain allain?
arbait ist ain mort.
… Kathri ist unnutz,
Jenslins pin ich urdrutz,
mit liebem smutz
pin ich Chünzlis
genzlich aus dem edlen Zilerstal.“

a
„Pfäch dein, Gredlin!
spinn, ker, dich ner!
nicht verzer deinen rock,
lock, so wirstu ain bock.
dock, vir schock
gib ich dir zu ainem manne vil schier.“

b
„Frau, eur strassen ist enwicht.
spinnen, keren mag ich nicht,
phlicht trag ich zu dem Chünzelein,
wann er ist wol mein.
sein leib pringt freuden vil, darnach sich sennt mein gier.“
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49. Sag an, herzlieb

a
„Sag an, herzlieb, nu was beteutet uns fo gar schricklicher hal    Discantus
mit seinem don?“
aahü, aahü, wol auf, die nacken bloss!
„Ainiger man, sol uns der gast erstören hie so ach ellend?
wem lastu mich?
aahü, aahü, her gat des tages schein.
Pald ab dem weg, die geren läg!    secunda pars
hör, hör, hör, gesell, klüglichen geschell,
stand upp, risch upp, snell upp!
die voglin klingen in dem hard,
amsel, droschel, der vinck,
und ain ziselin, das nennet sich guggukh.

b
„Los, hau, und hör des hornes schal,    Tenor
berg und tal überal ane qual,
ouch hör ich die nachtigal;
des liechten morgen rötte
sich vor der pleb her dringt. blas schon,
wachter! ich spür dein zoren michel gross.
Mich rürt ain wind von orient,
der entrennt ouch blennt das firmament,
und der uns die freud hie wennt.
zart minnikliche dieren,
das horen pollret grimmikleich.
ich hör dich wol, du trübst die fraue mein.“
„Los, los, los, los     secunda pars
sennliche klag! mordlicher tag,
wie lang sol unser not mit dir bestan?
hab urlob, höchster schatz, kürzlich herwider ruckh!
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50. Der mai mit lieber zal

Der mai mit lieber zal    Discantus
die erd bedecket überal,
pühel, eben, berg und tal.
auss süssen voglin schal
erklingen, singen hohen hal
galander, lerchen, droschel, die nachtigal.
der gauch fleucht hinden hin nach
zu grossem ungemach
klainen vogelin gogelreich.
höret, wie er sprach:
„cu cu, cu cu, cu cu,
den zins gib mir,
den wil ich han von dir,
der hunger macht lunger mir
den magen schir.“
„Ach ellend! nu wellent sol ich?“
so sprach das klaine vich.
küngel, zeisel, mais, lerch, nu komen wir singen: „oci
und tu ich tu ich tu ich tu ich,
oci oci oci oci oci oci,
fi fideli fideli fideli fi,
ci cieriri ci ci cieriri,
ci ri ciwigk cidiwigk fici fici.
so sang der gauch neur: „kawa wa cu cu.“
„Raco“, so sprach der rab:    secunda pars
„zwar ich sing ouch wol:
vol müss ich sein,
das singen mein:
scheub ein! herein! vol sein!“
„liri liri liri liri liri liri lon“,
so sang die lerch, so sang die lerch, so sang die lerch.
„ich sing hel ain droschelin, ich sing hel ain droschelin, ich sing hel ain droschelin,
das in dem wald erklinget.“
ir lierent, zierent
gracket und wacket
hin und her
recht als unser pfarrer.
zidiwick zidiwick zidiwick,
ziflicgo ziflicgo ziflicgo nachtigall,
dieselb mit irem gesangk behüb den gral.    etc. tan etc.
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51. Ach senliches leiden

I
Ach senliches leiden,    Tenor
meiden, neiden, schaiden, das tüt we,
besser wer versunken in dem see.
zart minnikliches weib,
dein leib mich schreibt und treibt gen Josophat.
herz, müt, sin, gedanck, ist worden mat.
es schaidt der tod,
ob mir dein gnad nicht helfen wil
auss grosser not;
mein angst ich dir verhil.
dein mündlin rot
hat mir so schier mein gier erwecket vil,
des wart ich genaden an dem zil.

II
Mein herz in iamer vicht,
erbricht. bericht und slicht den kummer jo!
frau, schidlicher freuntschafft wart ich so,
recht als der delephin,
wenn in der sin fürt hin zu wages grund
vor dem sturm, und darnach wirt enzunt
von sunnen glast,
die im erkückt all sein gemüt.
herzlieb, halt vast
durch all dein weiplich güt!
lass deinen gast
nicht sterben, serben, werben in unfrüt!
in ellenden pein ich tob und wüt.

III
Mein houbt, das ist beklait
mit waffen, slauffen, straffen die natur,
das mich twingt ain stund für tausent ur.
wenn ich mein laid betracht
die nacht, so wacht mein macht mit klainer krafft,
und ich freuden ganz wird sigehaft.
mich niemand tröst
und ist mein leiden sicher gross,
mein herz, das wirt geröscht
mit manchem seufften stoss.
ach we, wann wirt erlöst
mein trauren? tauren, lauren negt und pösst,
da mit ich der sinn wird gar emblösst.
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52. Wolauff, gesell! wer jagen well

a
Wolauff, gesell! wer jagen well,    Discantus
engagent im kain ungevell,
wart unverkart,
so pringstu vil wild in mart.
los, Freud!
zwar dein stimm ich geud.
ich hör Lieb und Trost,
der mich dick erlost
aufs verhangem rost.
hetz zü! es ist noch frü. [ ]
… clausula
Jagt nach, ir trauten hundes kind!
eu Schenck,
richt ob, Stät und Wenck!
zü bi, Will und Harr!
der vart bistus ain narr.
krais umb, süch wider dar!
nach, Trüb! das wild ist müd.

b
Wolauff, gesell! wer jagen well,    Tenor
wiss, das er sein netz recht stell.
psetz die hohen wart!
—————————    clauss
Los! zü hin all mit laut und schall,
das es den forstern wolgevall,
perg und tal.
nu kall! blaus ab der klingen,
das uns müss wolgelingen!
Hin loufft die stolzen hind.
—————————

a/b
Wart, Wunn und Hail!
lass nicht von dem sail,
so machstu wild wolfail.
vertritt die alten spür!
nicht lass für
Geud und Meld mit willenkür!
Se, lapp!
setz von, Rügg und Trapp!
her loufft, Gail und Gsund!
still, ir lieben hund!
danck so hab eur mund.
hin rück, heng nach, Gelück!
heuch, heuch, heuch, heuch, hoch, hauch – und –
ju Schenck, richt ob, Stät und Wenck!
zu wi, Will und Harr!
der vart bistus ain nar.
krais umb, süch wider dar!
nach, Trüb! das wild ist müd.
jagt nach, ir trauten hundes kind! ju Schenck.     etc.
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53. Frölich, zärtlich

I     Tenor
Frölich, zärtlich, lieplich und klärlich, lustlich, stille, leise,
in senfter, süsser, keuscher, sainer weise
wach, du minnikliches, schönes weib,
reck, streck, breis dein zarten, stolzen leib!
Sleuss auf dein vil liechte öglin klar!     secunda pars
taugenlich nim war,
wie sich verschart der sterne gart
inn der schönen, haittren, klaren sunne glanz.
wol auff zu dem tanz!
machen ainen schönen kranz
von schawnen, prawnen, plawen, grawen,
gel, rot, weiss,
viol plümlin spranz.

II
Lünzlot, münzlot, klünzlot und zisplot, wisplot freuntlich sprachen
aufs waidelichen, güten, rainen sachen
sol dein pöschelochter, rotter mund,
der ser mein herz lieplich hat erzunt
Und mich fürwar tausent mal erweckt,
freuntlichen erschreckt
auss slauffes träm, so ich ergäm
ain so wolgezierte, rotte, enge spalt,
lächerlich gestalt,
zendlin weiss dorin gezalt,
trielisch, mielisch, vöslocht, röslocht,
hel zu vleiss
waidelich gemalt.

III
Wolt si, solt si, tät si und käm si, näm si meinem herzen
den senikleichen, grossen, herten smerzen,
und ain brüstlin weiss darauff gedruckt,
secht, slecht so wer mein trauren gar verruckt.
Wie möcht ain zart seuberliche diern
lustlicher geziern
das herze mein an argen pein
mit so wunniklichem, zarten, rainen lust?
mund mündlin gekusst,
zung an zünglin, brüstlin an brust,
bauch an beuchlin, rauch an reuchlin,
snel zu fleiss
allzeit frisch getusst.
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54. Frölich geschrai so well wir machen

Fölich geschrai so well wir machen, lachen,     Discantus
swachen den zwar, der uns nicht gevellt.
„junckfrau, sind die air noch gar gezellt?“
„so loufft, ir zieren held,
und esst si ungeschellt!“
„frau Gelt, trag her des weines kelt!“
„So schon“, sprach des maiers dieren all niden auff der banck,
„mach lanck, geselle mein, hab immer danck,
dein gesangk
und getranck
und süsser winckenwanck
pringt mir freuden vil.“
„Smutz“, sprach mein fraue, „nu welcher fidelt mir neur auf meinem saittenspil?“
„das tün ich, Hainzel und Jäckel.“
damit hüb sich ain gäggel.
do sprach si: „snäggel,
owe, Hainz, magstu nimmer?
so kom, Jäckline,
trauter socie,
ler mich das ABC,
und tü mir doch nicht we!
ite, venite!“
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55. Wes mich mein bül ie hat erfreut

I
Wes mich mein bül ie hat erfreut,
das han ich seider wol verdeut
mit mangem ungefegten rost,
den ich durch iren willen kost;
und ist das laider ane zal.
gelückes hab ich klainen val,
seid das si mich mit grossem qual
hieng mit den füssen lieplich an ain stange,
An andern grossen überlast,
den mich ir lieb hat angetast;
sol ich ir dorumb dancken vast,
des müss si von mir warten eben lange.
Von ir ich dol     Repeticio
zu Ungern wol
der kinder vol,
genant mit liben füssen.
die tretten mich
und jetten mich
und knetten mich
und fretten mich,
das ich mein sünd möcht büssen.

II
Zu Prespurg vor dem ofenloch
ich und der Ebser hetten rät.
zwar schüren, haitzen kund ich doch,
das ich den künig fürher jagt.
ich meldt mich, das er es ersach.
er sprach zu mir: „dein ungemach
leidst du von der, die an dir brach,
dorumb das dir die saitten nimmer klungen.“
Ich antwurt im an als gever:
„hett ich gehabt ain peutel swer
als euer genad, vernempt die mär,
von meiner frauen wer mir bas gelungen.“     Repeticio ut supra

III
Ich hoff, mein sach möcht werden güt,
liess herzog Fridrich seinen strauss;
wie er desselben nicht entüt,
so ist dem schimpf der bodem auss.
Segs tausent guldin wil er han,
die bülschaft käm mich sawer an.
do sis verbott, hett ichs gelän,
so törft mein rugg jetz gen der banck nicht krachen
In Ungerlant die lange nacht,
da man die küss aufs sätteln macht.
dorumb ain jeder minner tracht,
damit er bül, das er des schimpfs müg glachen.
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56. Tröstlicher hort

a
„Tröftlicher hort, wer tröstet mich?     Discantus
herz lieb wie lang sol ich dein wesen an?
dein fremdikait mir pringet pein
und betrübet ser; ich ger
gnad mit hilf und rat
in kurzer frist.      clauss

Gesell, geluck, freud, wunn und hail,
begierlich zeit vertreib ich tag und nacht.
vil manger herter seufftenstoss
mein herz ser bekrenckt, nicht wenckt
unzweifenlichen gar,
stätiklich in güt.

Dein poschotz mündlin freuden pringt,      secunda pars
dein zendlin zwingt; wem da gelingt,
derselb muglicher singt.
mein herz, das wil und mag
an dich nicht genesen, zu gevallen dir.
dorumb bistus mir erwellt,
minnikliches weib, in eren gunst.     clauss

Mein herz, das prüfft vil offt und dick,
das seltzam blick pringt freuntlich schrick,
in der lieben strick.
frau, deine dreuch und netz
haben mich umbfangen und vergernet ganz.
niemand kan erlösen mich,
neur dein stolzer leib an tadel frei.“

b
„Frölich das tün ich,     Tenor
mein ausserwelter man,
so bis gewaltig mein;
ie lenger ie mer
ich dein frü und spat,
wann du es werlich bist.     cla[u]ss

Freuntlich ane mail
ich dir wünschlich betracht.
an freuden sei es bloss,
der uns verdenck;
das sol werden wär.
vor arg werst dus behüt.

Neur dein allain,      secunda pars
ich main, mein ain,
all freuntschafft gross und klain.
billich sol ich ganzer treue dir dancken schir
fro gezellt.
ich pfligt teglich stäter minne runst.      cla[u]ss

Von rechter gier
ist mir als dir
in grosser freuden zier.
treulich soltu von mir warten lieber schanz,
wunniklich
mich, dich halt der eren krei.“
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57. Ain mensch von achzehen jaren klüg

I
Ain mensch von achzehen jaren klüg,
Adas hat mir all mein freud geswaigt,
dem kund ich nie entwinnen gnüg,
seid mir ain oug sein wandel zaigt.
An underlass hab ich kain rü,
mich zwingt ir mündlin spat und frü,
das sich als lieplich auff und zu
mit worten süss kan lencken.

II
Wie ferr ich bin, mir nahet schir
ir rains gesicht durch alle land,
ir zärtlich blick umbfahent mir
mein herz in rechter lieb bekannt.
Ach got, und wesst si mein gedanckh,
wenn ich vor ir senlichen kranck
hert stän und tar in kainem wanck
desgeleichen rencken.

III
Weiplicher weib mensch nie gesach,
so liederlich an tadels punt.
ir schön gepärd tüt mir ungemach,
von höch der schaittel über ab den grund.
wenn ich bedenck so gar die mass,
kürz, leng, smal, brait, zwar tün und lass.
wer möcht der lieben sein gehass?
O, wolt si mich bedencken!
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58. Mein bül laisst mir gesellschafft zwar

I
Mein bül laisst mir gesellschafft zwar,
recht als die monat tünt dem jar.
von ersten jenner ich nicht spar,
der mich dick keltet und erfröret.
Zu jedem hat si sich verphlicht
mit müt und ouch mit angesicht.
der hornung lat michs liegen nicht,
des freud der winter hat erstöret.     etc.
Si macht mich siech dick, offt gesund,
mit lieb und laid zu manger stund,
das macht der merz, der irs tüt kund,
als ich von ärzten han gehöret.
Gelück ist güt für ungevell,
wann ich wen, ich sei güt gesell,
so tüt si gleich als der abrell,
halb hie und dort ist si betoret.   etc.

II
Zwar si ist hübsch und wolgetan,
das erbt si von dem maien an,
des gelückes ich ir zeittlich gan,
darnach und si mich freuen tüt.
Ir har, ir mund, ir wenglin vein,
ir öglin, klar als der rubein,
dem geit der junius liechten schein,
mit seiner krafft in hübschem plüt.
Der julius hat seinen fleiss
gelegt auf ir brüstlin weiss,
ir ermlin blanck, ir hendlin gleiss
recht als das silber in der glüt.
Si ist ain waideliche diern,
gedrät sinbel recht als die biern,
die uns der augst kan fürher ziern,
mit luft und ouch mit güttern müt.

III
Si tüt geleich dem september,
der ist ain tail ouch mit gever,
dorumb das er macht lass und swer
die leut an müt und ouch an macht.
Des bin ich worden von ir inn,
das si mich lat aufs irem sinn.
ich hoff, der october mir pring
gelück, als er vor offt hat bracht
Wol in das haus, als du ouch mir,
mein herze vol, damit mein gier
erfüllet werd von irer zier.
der november ist wol besacht
Mit mangerlai, des man sich nert,
sid si hat jeder zeit ain geferrt,
so wirt mir klain von ir beschert.
kalt ist december tag und nacht.
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59. Solt ich von sorgen werden greis

I
Solt ich von sorgen werden greis
und nach dem schaden klüg und weis,
des danck ich meines bülen breis,
den si mir hat gemessen,
Der ich zu willen ainmal trüg
ain guldin kettenlin gefüg,
haimlich am arm verslossen klüg,
des hett si rain vergessen.
Seid mir mit solcher underschaid
ain eisen, dreier finger brait,
von iren züchten eng berait
was an die stat gesessen,
Und ich den tratz müsst sehen an,
das sis ain andern treuten kan,
der mir vil laides hett getän,
das laidot mir mein essen.

II
Auff wolgetrawen ich mich verschoss
zu ir von rechter liebe gross,
des hab ich mangen herten stofs
desselben gangs erlitten,
Do ich ir kirchfart übersach,
die si wolt reitten, als si sprach.
kain hailg hett irs geschriben nach,
hett si die fart vermitten.
Doch hab ich es also betracht,
die rais wer mir zu güt erdacht,
wann hett si mich gen himel bracht,
so müsst ich dort für si bitten,
Dorumb das si mir an gever
mit ainer boien, michel swer
die schinbain freuntlich hin und her
hiess reiben ane sitten.

III
Wolhin, das wenndt ain ringer müt.
es schadt nicht, was die liebe tüt,
ie zarter kind, ie grösser rüt,
ain liebt ich ir getrange.
Das prüfft ich wol, wann si ist stät;
untäsche lieb wil han gerät,
des ward ich hübschlich aufgedrät
mit füssen an die stange.
Viertaufent marck begert ir herz
und Hauenstain, es was ir scherz,
das prüfft ich wol, do mich der smerz
macht kerren an dem strange.
Do si mir pfaiff der katzen lon,
do därrt ich ir der meuse don.
fünf eisen hielsen mich gar schon
durch iren willen lange.
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60. Es nahet gen der vasennacht

I
Es nahet gen der vasennacht,
des süll wir gail und frölich sein; ie zwai und zwai ze sament tracht,
recht als die zarten teubelein.
doch hab ich mich gar schon gesellt
zu meiner krucken,
die mir mein bül hat ausserwellt
für lieplich rucken.
Und ich die kruck vast an mich zuck,     Repeticio
freuntlichen under das üchsen smuck;
ich gib ir mangen herten druck,
das si müss kerren.
wie möcht mir gen der vasennacht
noch bas gewerren?
plehe, nu lat eur plerren!

II
Seid das die wilden voglin sint
gezwait jet schon an allen neid,
was wolten dann die zamen kind
nu feiern gen der lieben zeit
mit halsen, küssen ain schönes weib?
smutz, la dich niessen!
haimlichen brauch dein jungen leib
an als verdriessen!     Rep. Und ich die kruck etc.

III
[D]ie vasnacht und des maien pfat,
die pfeiffen vast aufs ainem sack.
was sich das jar verborgen hat,
das tüt sich ögen an dem tag.
doch hat mein frau ir tück gespart
mit falschem wincken
all gen dem herbst; ich schraw ir vart,
seid ich müss hincken.
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61. Gelück und hail

I
Gelück und hail ain michel schar
wunsch ich dir, frau, zum neuen jar.
mein stet gerechte treu für war
in deinem dienst ich nimmer spar,
des soltu werden innen.
Das macht dein mündlin wolgevar,
mit wenglin rot, ain lieplich par,
verglanzt von liechten öglin klar,
die örlin klain, darob das har
raid, krispel, krumpel, krinnen,
krauss, güldlocht, gel durch flocket.     etc. O got

II
Nas, zendlin, kin, kel, der hals zu tal
mit ganzer mass hat seinen val
bis auff der weissen brüstlin sal.
der sinkel hert geit reichen schal;
ain jeds gelid durch messen.
Arm, finger lang, zwai hendlin smal,
das beuchlin hel, sleicht überal,
und ain volkomen reuch zumal,
gross hindersetzt, mit gedrolter zal,
mit herter mass besessen;
die füsslin klain geschocket.

III
Ir zarter leib nie mailes pein
verschart; zucht, tugent eitel rain,
junck, edel, adeleicher schein
mit wandel sich probiert dorein
nach maisterlichem sitten.
An allen tadel ist si vein.
zart traut gesell, vergiss nicht mein!
seid ich nu bin gehaissen dein,
so la dir, herzlieb, aberfrein,
des ich lang hab gebitten,
und das mich senlich locket.      etc.
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62. Von rechter lieb krafft

Ia
Von rechter lieb krafft     Discantus
länt mich gedenck nicht frei.
ain weiplich bild
hat betwungen mich.
lass, frau, genad
an mir beschehen!
Des gib mir dein treu,     secunda pars
ich sei dein liebster man!
den schatz niemand pärlich
von uns wissen sol.“

Ib
„Sag an, gesellschafft,     Tenor
was deinem herzen sei!
mit gerner mild
ich das hör und sich.
dein eren an schad
so wil ich jehen.
Mein höchster hort, an reu      secunda pars
müsst du mich han.
so bis verswigen gerlich!
daran so tüstu wol.“

IIa
„Mein freuden macher,
meins herzen zucker nar,
dein aigen weib
ich wil dorumb sein.
ach traut gesell,
neur lieb und nimmer laid.
So bis allzeit stet
und zweifel nicht an mir
und halt dich gar taugen
vor falscher merker sag.“

IIIa
„In hertem slauff, frau,
vertreib ich lange zeit.
trawn nain ich zwar,
ausserweltes ain.
das machen neur
der melder lugenspil.
Ir verdencken falsch
in argk, das tüt mir we.
gib urlob meinem herzen,
wann es wil werden spat.“

IIb
„Du hast all mein swer
benomen sunder gar,
euer stolzer leib
pringt mir freud und pein.
was dein gnad well,
dorzü bin ich berait.
Wie geren ich das tet
von rechter gier.
mein herzen lieb, an laugen
das tün ich nacht und tag.“

IIIb
„Hastu kain missetreu?
das sag mir sunder neid!
warumb so gar
lastu mich allain?
durch aubenteuer
müss man wagen vil.
Die red aufs irem hals
nit lang beste.
ich wunsch dir hail an smerzen,
lieb, kom herwider drat!“      etc.
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63. Wol mich an wo der lieben stund

I
Wol mich an we der lieben stund,
do mich ain pöschelochter mund
an lacht mit wunniklichem smiel,
und sich ain röselochter triel
von ander spielt, die höch zu tal
mit zendlin weils, geschaiden smal;
Darob zwai prawne öglin klar
schälklichen spilen her und tar
von plick zu plick scharpf mit gewalt,
schriems über ain näslin wolgestalt.
Ich graber brach nach disem trutz.
und trowt si mir mit ainem smutz,
Das müsst ich sicherlichen wägen
an verzagen, still verhagen,
niemand sagen oder klagen,
gar haimlich inn dem herzen tragen.

II
Tenkisch ze sehen weisst mich das,
wann mir gerecht ie was gehass,
wie si vor trüg zwen sinwel knöpf
spitzlich gedrät recht als die töpf,
gedrollen auf des herzen wulst.
owe der zarten, lieben geswulst!
käm mir die blösslich an die brust,
so wär mein greisen gar umb susst,
der bart müsst weichen von der heut,
mir zerunn denn messer oder leut.
und wurd mir dann ain umbefangk
von ermlin bloss, erst wer ich kranck;
wie sich die lieb als umb mich wünde,
freuden g[r]ünde ich da fünde.
ob si mir günde sölcher pünde,
ich spräch ir ablas für all ir sünde.

III
Und von der gürtel umbevangk .
bis auf den füss stat mein gedanck,
wie si wol hab die rechten mass.
doch möcht ich es gefügen bas,
das ich die lidmass griff und säch,
käm si mir dan in solh genäch,
das ich die manhait retten solt,
ich fluh ir nicht, gult, was es wolt.
ob ich des kriegs dernider läg,
villeicht so wurd mir dannocht teg
ze laisten wider in ir haus,
darab so hett ich klainen grauss.
ich wolt mich dannocht mit der rainen
schier verainen, an vermainen
umb die zainen zu ir lainen
mit leib, hend, füssen und gepainen.      etc.
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64. Gar wunniklich

I
Gar wunniklich hat si mein herz besessen,     fuga
in lieb ich ir gevangen bin mit stetikait,      secundus
verslossen gar in der vil zarten ermlin strick.     ab initio
Mein höchstes hail, ich bin dein aigen,
zwar des gib ich dir meinen brieff.

II
„In welcher main hastu dich freud vermessen
gen mir? doch unergangen so bin ich berait.
herzlieb, nim war, das uns nicht vach der melder rick!
als ungevell behüt die faigen,
jo und geschech in nimmer lieff!“

III
In aller treu, weib, du solt nicht vergessen,
teglich ist mein belangen dir zu dienst berait.
der freuden schar ich wart von liechten öglin blick,
dein mündlin rot mit süssem naigen
schon mich beroubt der sorgen tieff.     etc.
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65. Mein herz, das ist versert

I
Mein herz, das ist versert      Tenor
und gifftiklichen wunt
mit ainem scharpfen swert
zwier durch bis an den grund.
Und lebt kain arzt auff erd, der mich verhailen kan,
Neur ain mensch, das mir den schaden hat getan.

II
Frau, krön dein edle art!
bewar dein höchsten schatz,
das dir nicht werd verschart
dein wild in schanden latz,
Da mit kain zungen an dir nicht werd erfreuet,
so wirt mein herz gesund gar und verneuet.

III
Ich man dich, lieb, der wort
mit williklichem trost.
bedenck das kleglich mort,
da mit ich werd erlost!
Vil besser ist mit eren kurz gestorben zwar,
wann mit schanden hie gelebt zwai hundert jar.     etc.
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66. Weiss, rot, mit brawn verleucht

I
Weiss, rot, mit brawn verleucht
in ainem runden veld,
schüff mir vil manig teucht
hertlich, der ich nicht meld.
gar eng ward mir die werlt,
Do sich zu fleiss mein oug
gierlich dorin verschoss;
von krankheit ward ich plaug,
der zeit mich nicht verdross.
mein anmacht, die was gross.

II
Ain farb von itel grün.
den possen rain verdackt,
der jedem fürsten kün
sein manhait wol erwackt,
wenn er sich bei im strackt.
Nach dem, als ich in sach
gar waidelich verstampt,
so wendt er ungemach.
der mir emphulch das ampt,
vil nahent ich im rampt.

III
Ain zwisel waidelich,
darob ain maser hert,
die tragt zwo bieren reich;
gar süss ist ir geverrt,
weiss, frisch, wo man si zert.
Wer ich ain kindlin klain
vernünfftig, alt und weis,
und ich der bieren ain
müsst saugen für mein speis,
so wurd ich nimmer greiss.

Nota diss obgeschriben lied Weyss rot mit brawn etc. singet sich inn der melody Mein hertz etc.
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67. Genner beschnaid

Genner beschnaid Crist wirdikleich.
drei kunig, für Erhart lobleich,
dem stern eilten snell hin nach.
Marcell, Anthoni Priscam sach.
Fabian, Agnes, Vinzenz vil kund
Paul, Pollicarp, Hanns, guldiner mund.
zündt hornung, Breid. Maria, Blas.
schraib Agath, Dorothea las.
Elen, Polon. Scolaftic span,
das worcht Valtein und Julian.
der Simeon swärlich trüg
Pul, Peter und Mathe. Walpurg klüg.
Emphacht her Merz frau Kunigund.
Adrianus, der ward gesund
pfinztages in merzischem bad.
Gregori, ler die schüler drat,
Gedraut, mach uns dein herberg klar;
schür zu, Marei, nim Ruprecht war.
das uns der Abrell dick begiess,
Ambrosi hat des kain verdriess.
Bewar uns, adelicher leu
und Tiburz, vor poslicher treu.
Valer, das gross ellend versmäh.
Sant Jörg, Marcus stet für gäch
genediklich unverlan.
Philipp, mai creutzt Florian,
Gotthart, Johanns wont uns bei,
Corbian, der Pangratz und die Sophei.
Pilgrin, der bracht Potenz Pasill,
ain krenzlin grün, durch Urbans will.
kom Hanns, Zirill gen Petronell.
der Junius Asem koufft da snell.
Senat und Preim setzt phlanzen güt,
So wirt Veitlinus wolgemüt.
Gelobt drei hailigen sunder pein,
Achatz, gross Hanns, klain Henselein.
hilf, Leo, Peter, Paulen frisch.
Marei schanckt Ulrich, Julius fisch,
und Kilian brach kersen segs,
Margreth, Hainz, die tailten mit Alex.
Arnolf, der lüd Braxederlin,
Magdalena junckfrau cristein.
Jacob, Anna melt Pantaleon.
fliecht haissen Augst, Petro, Steffan.
Stefflin, künig Oswalt, Sixt, Affra
mit dem Laurenzen baissten da.
Ypold, Euseb, Maria zart,
die trunken ainen Bernhart.
sprach Thimothe zu Pertelin:
„wie münchisch predigt Augustin.“
inn dem September Gilg schanckt güt most.
Gib, Mang, der Marei, das si kosst.
das minniklich creutze fron.
Offni, Lamprecht beschierm uns schon.
Matheus, Mauritz, emphelcht mein sel.
Virgil, Cosmar, Wenzla, Michel,
Jeron, October. hupf auff, Franz,
mit deiner kutten an den tanz.
des hieng Colman in Osterreich.
Gall sprach, Lucas schreibt waidelich.
Urs ze Colen Crispinum vand,
Dolos hat Simon wol erkannt.
November Heiligen all verkünd.
auss vancknuss, Lienhart, los all pündt.
Trinck, Martein, wein, und gens iss, Ott.
leicht kompt Elsbetha zu getrott.
Cecil, Clement, prach Ketterlin.
Chünz sprach, was fischet Anderlin?
December. hilf uns, Barbara,
sant Nicklas und Maria,
dar zü die minniklich Lutzei,
das wir der sünden werden frei.
her Thomas und der heilig Crist,
Steffan, Hanns, kind, Thomel frist
Silvester.      etc.
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68. Mein herz jüngt sich

I
Mein herz jüngt sich in hoher gail
und ist getrösst, erlösst von lieber hand,
Die mir zu fleiss frei tadels mail
zärtlich erschofs, entsloss all meine band
so gar an strefflich schand.
Ich lob den tag, stund, weil, die zeit, minut und quint,
do ich es hort und gaistlich sach,
Das mir mein klag unzweifelichen so geswind
ward abgenomen; do zerbrach
meins herzen ungemach.

II
Mit eren, o ausserweltes G,
so freust du mich glich inn der sele grund;
Darnach ain edel R und E
mich trösten sol so wol durch rotten mund,
frölich zu aller stund.
An end der wort zwai T beslossen han die treu
von dir zu mir in ewikait.
Mein höchster hort, das lass dir teglich wesen neu,
und desgeleichen ich berait
mit ganzer stetikait.

III
Vergiss durch all dein weiplich [l]er,
wo ich dein zucht, frucht ie erzürnet han.
Für all diss werlt liept mir dein er
und wil der vil bas wesen undertan,
löblich an abelan,
Ungeschaiden hie auff erd bis in den tod
und darnach hundert tausent jar.
Von uns baiden kain falsche zung das bettenbrot
sol freuen mer klain umb ain här;
herz lieb, got füg das wär!
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69. Do fraig amors

I
Do fraig amors,
adiuva me!
ma lot, mein ors,
na moi sercce,
rennt mit gedanck,
frau, puräti.
Eck lopp, ick slapp,
vel quo vado,
wesegg mein krap
ne dirs dobro.
iu gslaff ee franck
merschi vois gri.
Teutsch, welchisch mach!      Repeticio
franzoisch wach!
ungrischen lach!
brot windisch bach!
flemming so krach!
latein die sibend sprach.

II
Mille schenna,
ime, man gür,
peromnia
des leibes spür.
Cenza befiu
mit gschoner war
dut servirai,
pur zschätti gaiss,
nem tudem frai
kain falsche rais.
got wett wol, twiw
eck de amar.     etc.

III
De mit mundesch,
Margaritha well,
exprofundes
das tün ich snell.
datt löff, draga
griet, per ma foi!
In recommisso
diors et not
mi ti commando,
wo ich trott,
jambre, twoia,
allopp mi troi.     etc. Teutisch welisch etc.

Exposicio

(I)
Do fraig amors      Ach wars mein lieb
Adiuva me      Hilf mir
Malout      mein pferd
min ors      mein ross
Nai moi sercce      dorzu mein herz
rennt mit gedanck
frau pur äti      frau neur zu dir
Eck lopp eck slapp      ich louff ich slauff
vel quo vado      oder wo ich gen
wesegg      werlich
mein krapf
ne dirs dobro      der halt nicht vast
iu gslaff      ich aigen
ee franck      und frei
merschi vois gri      dir dencklich rüff

(II)
Mille schenna      zart liebstes weib
ime     see hin
man gür      mein herz
Peromnia      überal
meins leibes spür
Cenza befiw      an allen spot
met gschoner war      mit schönem werd
Dut servirai      ich dien dir ganz
pur tschätti gaisch      neur was du wilt
nem tudem     und waiss nit
frai     für war
kain falsche rais
got wet wol twiw      got waiss wol wie
eck de amar      ich dich lieb hab

(III)
De mit mundesch      neur was du wilt
Margarita well     mein schöne Gret
Exprofundes      aufs ganzen gründen
das tün ich snell
dat löff     das gloub
draga Griet     liebe Gret
Permafoi      auff mein treu
in recommisso      in dein bevelchnüss
diors ee nöt      tag und nacht
mi ti commando      mich dir emphilch
wo ich trott
jambre     liebe
twoia      neur dein
allopp mi troi.     all auf min treu.
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70. Her wiert, uns dürstet

I
Her wiert, uns dürstet also sere,     Fuga
trag auf wein! trag auf wein! trag auf wein!
Das dir got dein laid verkere,     secundus
pring her wein! pring her wein! pring her wein!
Und dir dein sälden mere,
nu schenck ein! nu schenck ein! nu schenck ein!

II
Gretel, wiltu sein mein treutel?
so sprich, sprichs! so [sprich,] sprichs! so sprich, sprichs!
Ja, koufst du mir ainen beutel,
leicht tün ichs, leicht tün ichs, leicht tün ichs,
Und reiss mir nit das heutel,
neur stich, stichs! neur stich, stichs! neur stich, stichs!

III
Sim Jensel, wiltus mit mir tanzen?
so kom auch! so kom auch! so kom auch!
Böckisch well wir umbhin ranzen,
Jans, nit strauch! Jans, nit strauch! Jans, nit strauch!
Und schon mir meiner schranzen,
dauch schon, dauch! dauch nach, dauch! dauch, Jensel dauch!

IV
Pfeiff auff, Ilainzel, Lippel, snäggel!
frisch, frow, fri! frisch, frow, fri! frisch, frow, fril
Zwait eu, rürt eu, snurra, bäggel!
Jans, Lutzei, Cünz, Kathrei, Benz, Clarei,
spring kelbrisch, durta Jäckel!
ju haig haig! ju haig haig! ju haig haig!

V
Hin get der raie, seusa, möstel!
nu reckt an! nu reckt an! nu reckt an!
gump auf, Hainreich, noch ain jösstel;
rür, biderbman! rür, biderbman! rür, biderbman! …..
Metz Diemut, deut das kösstel!
dran, dran, dran! dran, dran, dran! dran, dran, dran!

VI
Nu füdert eu, man isst im dorfe,
nempt kain weil! nempt kain weil! nempt kain weil!
nachin, Cünrat, fauler thschorfe,
du lempeil! du lempeil! du lempeil!
lüg umb dich als ain orfe
eil, held, eil! eil, held, eil! eil, eil, eil     etc.
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71. Mit günstlichem herzen

Ia
„Mit günstlichem herzen      Fuga/secundus (nach günstlichem)
wunsch ich dir
ain vil güt jar
zu disem neu,
und was auff erd
dein herz begeret.
amen, mein hort,
zwar das ist recht.
gedenck an mich,
geselle mein!“

Ib
„Dein schallen und scherzen
liebet mir,
das nim ich zwar;
dir lon mein treu.
der wunsch, lieb, werd
an uns gemeret.
danck hab das wort,
ich bin dein knecht.
neur freut es dich,
zwar das sol sein.“

IIa
„Mich freuet, traut weib,
dein rotter mund,
ich dein allain
mit stetikait.
dein züchtlich er
mich tiefflich senet.
des pin ich fro
unzweifel gar.
das hör ich gern,
zart, liebe Grett.“

IIb
„Dein manlicher leib
mich hat erzunt,
dasselb ich main,
ich dir berait.
dein tugent mer
höchlich mich zenet.
dem ist also,
ich sag dir war.
nach deim begern,
Os, wie es get.“

IIIa
Vergiss mein, schatz, nicht
durch all dein güt!
wer ist mein hail,
wer tröstet mich?
des wol mich ward
der grossen freuden.
du wendst mir we,
du wendst mir pein,
du wendst mir laid
und ungemach.“

IIIb
Dein schärpflich gesicht
mein herz durch plüt.
neur ich an mail,
frau, das tün ich.
zwar unverkart
sol ich dich geuden.
ouch du vil me,
lieb, das sol sein.
zart frau gemait,
dem kom ich nach.“
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72. Die minne füget niemand

I
Die minne füget niemand,      Fuga
wer da nicht enhat;
wann, wo er hin gat,     secundus (nach hin)
man spricht: „du wicht,
we dir! was wiltu mir?
ge fürhin drat!
hast nicht, so richt
dich balde von hinnen!
dein minnen
dir übel ane stat.“

II
Der wiert wil uns nicht borgen,
das ist mein grösste klag.
er fegt mich nacht und tag
umb gelt. o welt,
pfü dich! „wie kiffst du mich,
du voller wiert!“
nu schellt und bellt,
frau, knecht, diern und kinder.
der winder
mich inn der taschen siert.

III
Nu trinck wir auss dem fläschlin!
lassen wir den kopf,
so trenelt uns der schopf.
schenck ein, Henslein,
das fläschlin vol! das tüt uns wol
im godersnal.
her wein, get in
her! frischlichen giessen
und fliessen
bis in der blauter fal!

IV
Die junckfrau solt ich minnen,
das tet der frauen zorn;
ie doch müsst ich si born.
ich schob und klob
dasselbig bloch von ander doch,
ich armer knab!
si[ch] hob das stro,
der stadel ward schütten
und rütten den iren slaier ab.
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73. O herzen lieber Nickel mein

I
„O herzen lieber Nickel mein,
vergiss mein nicht, auff alle treu!“
des heiaho!
„Sim nain ich, zarts mein Elselein,
dein freuntschafft ist mir allzeit neu.“
dem sei also!
„Mein herz, das swindt, seid du dich schaidst von mire.“
„sweig, liebes kind! ich kom herwider schire.“
„Ach Nickel, Nickel, trauter, schöner Kleusli,     Repeticio
hals mich, küss mich, leich mir her das meussli!“

II
„Verhaiss mir bald, mein schöne Els,
das du kain andern wellest hän!“
des heiaho!
„Ich wolt e springen über den fels,
e mich beslieff kain ander man.“
dem sei also!
„Mein treu gefüg an dir nimmer erwinde.“
„mein Nickel klüg, du leist mir in dem sinne.“

III
„Gesegen dich got, mein höchster hort!
kain schaiden tet mir nie so we.“
des heiaho!
„Du lasst mich hie und pleibst du dort,
wenn kom wir zu ainander me?“
dem sei also!
„In kurzer vart wil ichs herwider keren.“
„mein Nickel zart, das tü mich schier geweren.“
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74. Sweig still, gesell

I
Sweig still, gesell, dem ding ist recht,
ju gib mir freulins bettenbrot!
des heiaho!
Si ward mein herr und ich ir knecht,
nu ist mir sicher ungedrot,
dem sei also!
Ich main die zart, zu der ich bin verbunden,
des wol mich ward, erst han ich freude funden.
Ach raines töckel, traute, schöne tocke,     Repeticio
du liebst mir mit dem zipfel an dem rocke.

II
Mein dienst ir allzeit ist berait,
und hoff, das mich die lieb nicht enstoss,
des heiaho!
Mit iren hörelein gemait;
e trawt ich ir ain kinglin bloss,
dem sei also!
An als gever als meinem rechten herren,
des knecht ich wer gar williklichen geren.      Repeticio Ach raines töckel ut supra

III
Ich freu mich noch der lieben stund,
do si zu diener mich erkoss,
des heiaho!
Und hoff, ir röselochter mund
soll mich von sorgen machen los.
dem sei also!
Herz, müt und sin ir gailt mit stätem fleisse,
wie ferr ich bin von ir, ju dar! die weisse.      Repeticio ut supra
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75. Wol auff, wol an

I
Wol auff, wol an!      Tenor
kind, weib und man,
seit wolgemüt,
frisch, frölich, früt!
Tanzen, springen,
härpfen, singen
gen des zarten
maien garten grüne!
Die nachtigal,
der droschel hal
perg, au erschellet.
zwai gesellet
freuntlich kosen,
haimlich losen,
das geit wunne
für die sunne küne.
Amplick herte,     Repeticio
der geferte
well wir meiden
von den weiben ungestalt.
Mündlin schöne,
der gedöne
macht uns höne manigvalt.

II
Raucha, steudli,
lupf dich, kreudli!
in das bädli,
ösli, Gredli!
Plümen plüde
wendt uns müde.
laubes decke
rauch bestecke, Metzli,
Pring den buttern,
lass uns kuttren:
„wascha, maidli,
mir das schaidli!“
„reib mich, knäblin,
umb das näblin!
hilfst du mir,
leicht vach ich dir das retzli.“

III
Ju heia haig,
zierlicher maig,
scheub pfifferling,
die mauroch pring!
Mensch, loub und gras,
wolf, fuxs, den has
hastu erfreut,
die welt bestreut grünlichen.
Und was der winder
vast hinhinder
in die mauer
tieffer lauer
het gesmogen,
ser betrogen,
die sein erlöst,
mai, dein getröst fröleichen.     etc. Amplick herte etc.
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76. Ain graserin

I
Ain graserin durch külen tau     Tenor
mit weissen, blossen füsslin zart
hat mich erfreut in grüner au;
das macht ir sichel brawn gehart,
do ich ir half den gattern rucken,
smucken für die schrencken,
lencken, sencken in die seul,
wolbewart, damit das freul
hinfür an sorg nicht fliesen möcht ir gensel.      etc.

II
Als ich die schön her zeunen sach,
ain kurze weil ward mir ze lanck,
bis das ich ir den ungemach
tett wenden zwischen zwaier schranck.
mein häcklin klein hett ich ir vor
embor zu dienst gewetzet,
gehetzet, netzet; wie dem was,
schübren half ich ir das gras.
„zuck nicht, mein schatz!“ „simm nain ich, lieber Jensel.“

III
Als ich den kle hett abgemät
und all ir lucken wolverzeunt,
dannocht gert si, das ich jät
noch ainmal inn der nidern peunt;
ze lon wolt si von rosen winden,
binden mir ain krenzel.
„swenzel, renzel mir den flachs!
treut in, wiltu, das er wachs!“
„herz liebe gans, wie schön ist dir dein grensel.“
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77. Simm Gredlin, Gret

I
„Simm Gredlin, Gret, mein Gredelein,      Tenor
mein zarter bül, herz lieb gemait,
dein züchtlich er an mir nicht weich!“
„Halt wie es get, mein öselein,
inn deiner schül treu stetikait,
die wil ich leren ewikleich.“
„Die wort sol ich behalten mier
und schreiben in meins herzen grund
von deinem röselochten mund.“
„Mein hort, das selb ist wol mein gier,
wann ich wil nicht wencken.“
[„das sol ich pedencken.“]
„Gedenck, liebs öselein, an mich,
dein Gredlin sol erfreuen dich.“

II
„Du kanst mich nicht erfreuen bas,
wann das ich läg an deinem arm,
verslossen als ain kleusener.“
„In deiner phlicht wurd ich nicht lass,
an sainlich träg mach ich dir warm,
und ist mir das ain klaine swer.“
„Hab danck, mein trauter aidgesell,
das sol ich dir vergessen klain,
wann du bist wol, die ich da main.“
„An wanck von mir kain ungevell,
herzlieb, nicht enwarte!“
„danck so hab die zarte.“
„zart liebster man, mir ist so wol,
wenn ich dein brust umbsliessen sol.“

III
„Vor aller freud tröst mich dein herz,
dorzu dein wunniklicher leib,
wenn er sich freuntlich zu mir smucket.“
„Gesell, so geud ich wol den scherz,
und gailt sich fro dein ainig weib,
wenn mir dein hand ain brüstlin drucket.“
„Ach frau, das ist mein zucker nar
und süsst mir alle mein gelid,
seid du mir haltst günstlichen frid.“
„Getraw mir sicherlichen zwar,
öslin, gar an ende!“
„Gredlin, das nicht wende!“
„kain wenden zwischen mein und dir
sei uns mit hail beschaffen schier.“
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78. Mich tröst ain adeliche mait

I
Mich tröst ain adeliche mait,     Tenor
die ist für war durch klar an tadels mail.
Der keuschlich er ist wol so brait,
das si verdeckt, erschreckt all strefflich gail
mit wirdiklichem hail.
Si hat den breis in meinem herzen ewiklich
für alle, die ich ie gesach;
ir wandel, weis ist wol so reich,
das si wenndt ungemach,
süsslich an welich ach.     etc.

II
Freu dich, du weltlich creatur,
das dir all mass, tün, lass recht wol anstat,
Und du nach menschlicher natur
loblichen zart von art keuschliche wat
besitzt an missetat.
Dick, smel, kürz, leng, von höch zu tal, so ist ir leib
waidlich possnieret unverhönt,
und dein gemeng von amplick, weib,
blaich, weiss, durch rot getrönt,
für alle maid verkrönt.

III
Junckfrau, durch all dein köstlich er,
solt ich von got an spot des wierdig sein,
So wolt ich doch nicht wünschen mer,
wann das ich möcht, getöcht neur wesen dein,
recht als ain gsläfelein.
Erst wolt ich geuden, gailich schallen, singen hel
von meiner frauen, der ich wer,
und die mit freuden herz, müt, leib, sel
wol hailen mag an swer,
mit wort, werch und gepär.
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79. Frölich so wil ich aber singen

I
„Frölich so wil ich aber singen      Tenor
der edlen frauen süss.“
„Hainz, Hainrich, erst wirt mir wolgelingen,
seid du mir haltst deinen grüss.“
„ja frau, und wer das nicht eur spot?“
„Simm nain es, Hainrich, sommer got!“
„we heut, wol e, solt ich eur huld erwerben,
dorumb litt ich den tod.“
„Ist dir so we, dannocht soltu nicht sterben
und leiden grosse not.“

II
„Mich freut euer leib, dorzu die guldin spangen
vor an den ermeln zart.“
„Ich bin ain weib, mit gürtel umbevangen,
von adelicher art.“
„Ir secht recht als ain valken kel.“
„nu kan ich doch nicht fliegen snel.“
„Vergieng das paw, ich verwäg mich zwaier oxsen,
und wurd mir neur ain smutz.“
„Was spräch dein saw, mein Hainzel Ungeloxsen,
und brächstu disen trutz?“

III
„Euer falbes har, darzü die weissen hende
mir geben hohen müt.“
„Du laichst mich zwar, das wett ich umb dein zende,
deucht es dich wesen güt.“
„Mit meinen zenden fräss ich wol drei.“
„Sim, wenstu, Hainzel Trittenbrei?“
„Mich näm unnider oder ich sprung in ain wasser
von zorn in ainer gäch.“
„Kämstu herwider dann für mich also nasser,
wie geren ich das säch!“

IV
„Ir edle maid, was bedürft ir mein ze spotten?
ja wurd ich schier so fraiss.“
„Zwar unversait ist dir ain dicker schotten
von meiner rotten gaiss.“
„Sim, topfen hab ich selber gnüg.“
„Danck hab, mein Hainzel Richtdenpflüg.“
„Ich wil es klagen meiner lieben mütter,
das ir mich habt versmächt.“
„Ge, smerb den wagen und drisch den rossen fütter
als ander dein geslächt.“
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80. Ain rainklich weib

I
Ain rainklich weib, durch jugent schön,
klain aufgedrät an tadels dro,
der wandel, leib gailt mich so hön,
wes si neur bät, des wer ich frow.
Der arbait deucht mich nicht ze vil;
ich spräch: „herz lieb, neur was du wil,
das sol ich tün an endes zil,
wolt es dir nicht versmahen.“

II
Mich freut für war ir rotter mund,
darzü ir frölich angesicht,
aufrüstig gar zu aller stund;
ir houpt untrölich ist gericht
Mit ganzem fleiss, wort und gepär
gar unverschroten, an gever,
ir zarter leib frücht, tugent swer:
das tüt mich senlich vahen.

III
Si hat mein herz mit stätter gier
strencklich besessen nacht und tag.
frau, disen scherz, den klag ich dir,
dein trost mir wol gehelfen mag.
Mein dienst dir allzeit ist berait,
es sei dir, kind, lieb oder laid.
erhör mich, stolz freulin gemait,
lass dir mein ellend nahen!
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81. Sweig, güt gesell

I
Sweig, güt gesell, schimpflichen lach,
lass dir kain flüch zu herzen gän,
verantwurt nicht all krumpe sach,
weich umb, wo du nicht solt bestän,
schreibt uns Hainz Mosmair mit geschrai.
Wer seinem richter geit bevor
und halt den pfarrer unversmächt,
der dunckt mich sicher nicht ain tor,
ob er die zwai nutzlich volbrächt,
und hiess für wär ain klüger laig.      clauß
Wer nesseln zafft und gilgen strafft,      Repeticio
der wil das gärtlin stören gar;
und sein tauben tüt erlouben
rappen und geiern, die nicht feiern,
der wennt sein nutz die lenge zwar.

II
An hass hab ich die wort erzalt, –
nu sing wir von den freulin rain,
der ich kain frumme nie geschalt,
neur si wer vor der eren sain
in frävelicher weise.
Wer haimlich sündt, dem wirt sein büss
in ainer stille auf gesatzt.
dasselb bedenckt, liebs freulin süss
euer züchtlich er lat unverhatzt
und halt euer freuntschafft leise.      Pepeticio ut supra

III
Seid ich nu haiss die nachtigall
und lob mich vast die freulin güt,
doch breis ich wol durch hellen schal
ain zart schön weib, mit er behüt,
für sterek der grossen leuen;
Und bin auch got von herzen hold,
das er ain schön weib, tadels frei,
schon würckt, der lob für alles gold
erleucht, wont tugent, er da bei
an offenbars verstreuen.
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82. Got geb eu ainen güten morgen

I
„Got geb eu ainen güten morgen,
ir vil edle kaiserinne!
mich daucht vil wol in meinem müt,
ir seit ain also schöne junckfrau,
als man si ferre kennet.“
„Da pfleg ich klainer sorgen,
darzu der gailen minne
mit ainem hübschen knaben güt,
der ist gesessen under Krä,
zu Kastellrüt genennet.“
„Secht, secht, des habet immer danck!
das sol er umb eu dienen,
dasselbig knechtlin wol berait,
und fürder sich gar rasche,
das ir im neut empharet.“
„Kain weg, der ward mir nie so lanck,
und wer es halt gen Wiennen,
ich hulf dem knaben hübsch gemait
auss ungelückes masche,
damit er wer bewaret.“
Frisch, frei, fro, frölich,     Repeticio
ju, jutz, jölich,
gail, gol, gölich, gogeleichen,
hurtig, tum, tümbrisch,
knawss, bumm, bümbrisch,
tentsch, krumb, rümblisch, rogeleichen,
so ist mein herz an allen smerz,
wenn ich an sich meins lieben bülen gleichen.

II
„Awi, awäch, ir vil trautes gold,
wie wol kündt ir neur spächten,
das ich sein schon derklupfe
von rechten fräden, auf mein treu,
das macht euer klüges gelüdme.“
„Ach lieber mair, werst du mir hold,
zwar du förchst klain mein brechten,
wann sich kain falscher tropfe
in meinem herzen nindert preu
von kainerlai gepüdme.“
„Sich numerdum und numine!
so keut man unvermainet.
ich hett noch wol ain faistes rind,
das gäb ich drumb, wer ich eu leup,
und liesst das knechtlin gschämpen.“
„Her mair, das gieng mir an mein e.
ich han mich so verainet,
das mich erfreut mein hort, mein kind,
mein lieb, mein knäblin krauss gestreut,
wenn es sein har tüt kämpen.“

III
„Nu gesegen uns haint der vil hailge gaist,
sant Hedewigk und sant Jenuein!
wie gar seit irs verschnorfen,
ett als auf den versorten knecht,
und hett ich sein doch kunde.“
„Er ist der liebest und der maist
verslossen in dem herzen mein,
ich bin im unverworfen,
kund ich im dienen, wo ich möcht,
mit meinem rotten munde.“
„Se, sä, nu gämet, zieren held,
was solt ich des gelauben,
das ir so luppiklichen acht,
was ich eu vor gekeude
mit klügen worten wacker?“
„Louff, hau das holz, wer dich der kelt,
und haitz in mit den schäben!
auch drisch das koren tag und nacht!
erlass mich deins gesneude!
reut, mä und far gen acker!“
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83. Ain jetterin

I
Ain jetterin, junck, frisch, frei, früt,
auf sticklem berg in wilder höch,
die geit mir freud und hohen müt
dort umb die zeit, wenn sich die löch
mit grünem loub verreuhen.

So wait ich ir recht als am fuxs
in ainem hag mit stiller lawss,
  gugg auss der stauden, smeug dich, luxs! –
bis das ich ir die preun ermauss.
auf allen vieren kreuhen
an als verscheuhen!
Ir rotter mund von adels grund      Repeticio
ist rain versüsst gar zuckerlich;
füsslin klaine, weiss ir baine,
brüstlin herte; wort, geferte
verget sich biergisch, waidelich.

II
Der amsel tün ich ungemach
und manger droschel ausserwelt
ze öbrist auf dem Lenepach
mit ainem kloben, der si fellt,
wenn ich das schnürlin zucke
In ainer hütten, wolgedeckt
mit rauhen esten, lustlich grün;
leicht kompt zu mir, die mich erweckt
mit ganzen freuden trostlich kün,
geslossen durch die lucke
schon mit getucke.      Repeticio ut supra

III
Wenn ich das voglen zu geschöck,
und aller zeug beinander ist,
so hört man zwar ain süss gelöck
durch gross gesneud in kurzer frist.
des möcht die schön gelachen,
Das si mir all mein kunst abstilt,
was ich zu voglen han gelert;
von irem kloben mich bevilt,
des gümpels er zu dick begert.
das macht die hütten krachen
von solchen sachen.     Repeticio Ir rotter mund etc.
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84. Wol auff, wir wellen slauffen

I
Wol auff, wir wellen slauffen!     Tenor
hausknecht, nu zündt ain liechtel,
wann es ist an der zeit,
da mit wir nicht verkaffen
(der letzt sei gar verheit!),
das laien, münch und pfaffen
zu unsern weiben staffen,
sich hüb ain böser streit.

II
Heb auff und lass uns trincken,
das wir also nicht schaiden
von disem güten wein.
und lämt er uns die schincken,
so müsst er doch herein.
her kopf, nu lat eu wincken!
ob wir zu bette hincken,
das ist ain klainer pein.

III
Nu sleich wir gen der türen.
secht zü, das wir nicht wencken
mit ungelichem tritt.
was gilt des staubs ain üren?
her wiert, nu halt es mit!
wir wellen doch nicht züren,
ob ir eu werdt beküren
nach pollanischem sitt.

IV
Her tragt den fürsten leise,
da mit er uns nicht felle
auff gottes ertereich!
sein lob ich immer breise,
er macht uns freuden reich.
ie ainr den andern weise!
wiert, schlipf nicht auff dem eise,
wann es gat ungeleich!

V
Hin slauffen well wir walzen.
na fragt das hausdierelin,
ob es gebettet sei.
das krawt hat si versalzen,
darzu ain güten brei.
was soll wir dorzu kalzen?
es was nit wolgesmalzen;
der scheden waren drei.     etc.
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85. „Nu huss!“ sprach der Michel von Wolkenstain

I
„Nu huss!“ sprach der Michel von Wolkenstain
„so hetzen wir!“ sprach Oswalt von Wolckenstain,
„za hürs!“ sprach her Lienhart von Wolkenstain,
„si müssen alle fliehen von Greiffenstain geleich.“

II
Do hüb sich ain gestöber auss der glüt
all nider in die köfel, das es alles blüt.
banzer und armbrost, darzu die eisenhüt,
die liessens uns zu letze; do wurd wir freudenreich.

III
Die handwerch und hütten und ander ir gezelt,
das ward zu ainer aschen in dem obern veld.
ich hör, wer übel leihe, das sei ain böser gelt:
also well wir bezalen, herzog Friderich.

IV
Schalmützen, schalmeussen niemand schied.
das geschach vorm Raubenstain inn dem Ried,
das mangem ward gezogen am spann lange niet
von ainem pfeil, geflogen durch armberost gebiett.

V
Gepawren von Sant Jörgen, die ganz gemaine,
die hetten uns gesworen falsch unraine,
do komen güt gesellen von Raubenstaine:
„got grüss eu, nachgepawern, eur treu ist klaine.“

VI
Ain werfen und ain schieffen, ain gross gepreuss
hüb sich än verdriessen: „glöggel dich und seuss!
nu rür dich, güt hofeman, gewinn oder fleuss!“
ouch ward daselbs besenget vil dächer unde meuss.

VII
Die Botzner, der Ritten und die von Merän,
Häfning, der Melten, die zugen oben hran,
Serntner, Jenesier, die fraidige man,
die wolten uns vergernen, do komen wir der von.
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86. O phalzgraf Ludewig

I
O phalzgraf Ludewig
bei Rein so vein, dein steig
geit braite schraitte tugent gross.
kainer dein genoss
Dir nicht geleichen mag.
hör mich, was ich dir sag!
sich klärlich, bärlich vindet das
nach adelicher mass;
Die rürstu, fürstu in stetem schilt
durch manhait, weisshait warhafft, milt.
ouch freuen dich die frauen, permafoi,
hort ich von deim getruen
gemaheln von Sophoi.

II
Ich rüm dich, Haidelwerg,
lob oben auf dem perg,
das schöne, fröne mündlin rot
da zeren müss und brot
Mit züchten wolgemüt.
ir er ist ser behüt
durch Metzlin, Ketzlin, Kädrichin,
Agnes und Engichin,
Der jugent, tugent wolgeziert
mit wandel, handel ungefiert.
des lob ich got, den milden, was ich kan,
das er also kan bilden
schön kindichin wolgetan.

III
Do ich den Necker koss,
der bach gemach nicht floss
in Rein, der Main, darzu die Nau
umb Pingen. Neckerau,
Dein scheren ungenetzt
der taschen maschen setzt,
an rüff schüff ich mir güt gemach
zu Manhaim, Bacherach.
Unfröstlich, köstlich mein da ward
gepflegen engegen von dem lieben bart,
der mich hat schon gedecket mit füchsen swer,
durch märder ser erschrecket;
das spil louff mir nicht ler.
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87. Rot, weiss, ain frölich angesicht

I
Rot, weiss, ain frölich angesicht,
emplösst aufs swarzer farbe klaid,
ain klain verdackt der stieren slicht
mit ainem schlaierlin gemait,
durchsichtiklich geschittert.
Darinn ain mündlin rosen var,
smielisch mit zendlin weiss besteckt,
verleucht von swarzen öglin klar.
die meinem herzen freuden weckt,
das es dorinn erzittret,
frölichen kittert:
Ir wort, gepär ringt mir die swer,     Repeticio
wenn ich das aigenlich beschaw,
darzu ir jugent, freuntlich tugent,
mit schallen, schimpfen pringt gelimpfen.
des freu dich, aller liebste frau!

II
Wie wol gedenck mich lan unfrei,
so tar ich doch gesprechen nicht.
dieselbig forcht mir wonet bei,
neur dester wierser mir beschicht,
das ich die tutsch sol meiden.
Darzu übt mich mein grobe art,
das ich so selden wirt getröst;
von nöten greiset mir der bart,
seid mein herz senlich wirt geröscht.
gar dick mit grossem leiden
müss ich das reiden.

III
Sündlichen sehen, klaine spräch:
und wer die tütsch nicht wil verstän,
das pringt dick ainem ungemach,
das er sein not nicht werben kan;
des müss ich offt engelten.
Mit eren, ausserweltes M,
liebst du mir in meins herzen grund,
dein stolzer leib mich nicht enklemm,
der mag mir freude machen kund.
so gar an alles melden
tet ich es selden.

Nota diss obgeschriben lied Rot weyss etc. singt sich inn der melody Ain yetterin iunck etc.
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88. Vier hundert jar auff erd

I
Vier hundert jar auff erd, die gelten neur ainen tag,      Tenor
und wo sich lieb zu lieb haimlich verslissen mag,
da wer ich nicht ain zag.
ich druckt die minniklichen zu mir auf die brust
nach meines herzen lust.
so wer main laid … vertust,
das hail drung mich zu liebem ungemach.

II
Ich rüm den tag und breis den wunniklichen scherz,
do si mich hat erwellt so gar an allen smerz
ganz für ir ainigs herz,
und desgeleichen unvergessen ewikleich
ir nimmer mer geweich
in meines herzen teich,
als ich ir das löblichen hoch versprach.

III
Mit urlob, frau, kain schaiden tet mir nie so we,
solt ich dein stolzen leib gesehen nimmer me,
das wer mein gifftlich kre,
und raw mich ser dein pöschelochter, rotter mund,
der mich tiefflichen wunt
gar in des todes grund.
des mordaio, oi mi und immer ach!
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89. Herz, müt

I
Herz, müt, leib, sel und was ich han,
das freut ain lieplich angesicht,
Dem sol ich wesen undertan,
zu dienen stetiklich gericht.
Frau, du solt unvergessen sein      Repeticio
in meinem herzen ewikleich,
und wer das ouch der wille dein,
so ward nie kaiser mein geleich.

II
Ich wolt, du wesst an als gever
mein freuntschaft halb, die ich dir trag;
zwar du erfürst vil lieber mer
von dir zu mir an alle frag.

III
Wie serr ich bin, so nahet mir
inbrünstiklich dein stolzer leib,
Senlich darnach stet mein begier;
du freust mich zwar für alle weib.     Repeticio Frau du solt unver etc.
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90. Ach got, wer ich ain bilgerin

I
Ach … got, wer ich ain bilgerin,
als ich vor zeitten ainer was,
So walt ich zu den swestern mein
gar brüderlichen ane hass.
Vil aubenteuer, neuer mer
wolt ich in losen,
scharpf in das örichin an gever
freuntlichen kosen.
Zwai stäbichin hett ich pald genät      Repeticio
auff ainen höggen, wie ich tät,
darunder klösterlich verdrät
schon als ain brüder,
der seine swestern lieber süchte wann die müdern.

II
Wo herzenlieb beinander ist,
da durt die nacht ain ougen blick.
wie kund ich mich der kurzen frist
benügen? der ich nicht erschrick,
Und die mein herz besessen hat
scharpf mit gewalte,
ich kan ir nimmer werden sat,
die weil ich alde.

III
Senliches schaiden mich ermart,
mit grosser klag ich das verdol.
ie doch mich teglich panget hart,
das ich mich selden schaiden sol
Und mir undicke wonet bei,
die mich tüt freuen
vor aller werlde stampanei;
das müss mich reuen.      Repeticio ut supra
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91. Freuntlicher blick

I
Freuntlicher blick      Tenor
wundet ser meins herzen schrein
mit ainem scharpfen zain,
zwai öglin rain,
lauter, klar und vein,
ein, sein gewaltig mein.
Auss slauffes schrick
vil gedenck, melancoli
dicke mir wonen bei,
zetter ich schrei
nach der edlen krei,
ei, das si bei mir sei!
Ir günstlich grüss
von dem mündlin süss
mit unmüss
mir pringt senlich büss
baide, tag und nacht,
so ich betracht und acht,
das mich liederlichen umbfacht
ermlin macht.      etc.
Mit hertem druck
kürlich zu ir smuck
und mich tuck,
das si nicht enzuck,
bis ir rotter mund
auf sleust den punt verwunt,
des si maisterlichen ain grund
schaffen kund.     finis

II
Traut, selig weib,
selden sehen überal
dort mir der sinne zal,
seid mich zu mal
deines leibes sal,
gral werfen wil zu tal.
Ellenden leib
für ich auf der ierren pan
und hoff auf zweifels wän,
recht als ain man,
den man wil verlän.
von freuden müss ich stän,
Und swebt mein klag
auf dem wilden wag
tüglich tag,
das ich schier verzag,
seid mein höchstes hail
mir machet fail die gail,
und in kainerlai wandels mail
brach das sail.
Dorumb ist, ach,
feuer in dem tach,
kain gemach
in meins herzen vach,
wenn ich recht bedenck
die zarten renck, gelenck,
mit so mangerlai hendlin schrenck
sunder wenck.

III
Ach raine frucht,
lass erbarmen dir mein not!
was hilft dich nu mein tod?
dein mündlin rot
mag verhailen wol den schrot
grot, den mir unfal bot.
Kain andre flucht,
neur allaine, frau, zu dir
lendt sich meins herzen gier.
dein köstlich zier
wil behelfen mir
schier, des ich hart embier.
Bedencka jo,
lieb, du waisst wol, wo,
hab also,
lass mich nicht unfro!
nu wend meins herzen laid,
das mich all raid beklaid,
durch dein seuberlich schön gemait,
zierlich, brait!
Erst wurd ich reich,
niemand mein geleich,
von dem speich,
süsser wunne teich;
urlob gäb ich we,
und grünt mein kle als e.
schaiden, bitterlich kalter snee,
scharpfer kre,
kom nicht me!
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92. Treib her, treib überher

„Treib her, treib überher, du trautes Berbelin das mein,
zu mir ruck mit den schäfflin dein,
kom schier, mein schönes Berbelin!“
„Ich merck, ich merck dich wol, aber ich entün sein werlich nicht,
dein waide, die ist gar enwicht,
mein haide stat in grüner phlicht.“
„Mein waid, mein waid, die ist wol auss der massen kurlich güt,
mit kle, loub, gras, vil plümlin plüt,
der snee get ab in meiner hüt.“
„So hör, so hör ich hie vil süsser vogelin gesangk,
da bei ist mir die weil nicht lanck,
gar frei ist aller mein gedanckh.“
„So han, so han ich hie wol ain külen, klaren brunn,
dorumb ain schatten für die sunn.
nu kum, meins herzen höchste wunn!“
„Von durst, von durst so hab ich kainerlaie hendlin not,
ja keut ich nie das käss und brot
von heut, das mir mein mütter bot.“
„Vil swammen, swemmelein, die wachsen hie in disem strauch,
darzu vil junger voglin rauch.
kämstu zu mir, ich gäb dir ouch.“
„Wiltu, wiltu mich sichern, genzlichen mit gemache län,
villeicht so treib ich zu dir hnan;
susst weicht mein vich verrlich herdan.“
„Nu fürcht, nu fürcht dich nicht, mein ausserwelte schöne tock!
ja flicht ich dir deinen weissen lock
und slicht dir deinen rotten rock.“
„Das hast, das hastu mir so dick versprochen bei der wid,
vest stet zu halden ainen frid,
noch tet du mir an meim gelid.“
„Der schad, der schad was klaine, der deinem leib allda beschach,
in mass, als es dein swester sprach;
ich lass dich fürbass mit gemach.“
„Das wirt, das wirt sich sagen erst, so ich werden sol ain braut,
ob sich verraucket hat mein haut.
pfüg dich, du tet[st] mirs gar zu laut.“
„Bis wil, bis wilkomen, du wunniklicher, schöner hort!
du bist mir lieber hie wann dort.
nu lisp mir zu ain freuntlich wort!“
„Und wer, und wer ich dort, wer wer dann, lieb, bei dir allhie?
mein herz dich genzlich nie vorlie
an smerz, du waisst wol selber, wie.“
„Des wol, des wol mich ward! vil mer wann hundert tausent stund
mich trösst dein röselochter mund,
der losst auf sweres herzen punt.“
Vil freud, vil freud und wunne ir baider leib all do betrat,
bis raid der aubent zuher jat.
an laid schied sich ir baider wat.      etc.
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93. Herz, prich

Ia
––– prich! rich! sich:      Discantus
––– scherz ––– dringt,
––– zwingt und pringt
natürlich lieb in immer ach.
––– rach ––– grimmiklichen schrei.
ei frei, gesell,
––– kenn dein treu be –––

Ib
Herz, prich! [rich!] sich:      Tenor
smerz [scherz] hie [dringt,]
ser [zwingt] und pringt
natürlich lieb in immer ach.
nach [rach] ich grimmiklichen schrei.
[ei] frei, gesell,
wenn [kenn] dein treu bedencken.

II
Hort mein, dein ain
wort mort mir gail.
unhail, das sail
ich schreiben tün an wage schild.
wild mild mein herz begriffen hat
Quat, mat! nu snell,
Gelück, rück mir lieb verrencken!

III
Tod, laid mald, schaid
not! rot dein mund
trost wund die hund,
der stimm mir nie wolt louffen süss.
büss müss mir freuden werden an,
wan man gefell
nie lie plausen auff schrenken.
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94. Lieb, dein verlangen

I
Lieb, dein verlangen     Tenor
hat umbfangen
unergangen.
wiss, frau, traw, schaw,
mich tröst dein ellende.

II
Dein lieplich possen
hat beslossen
freuntlich gossen,
die zang, lang, wang
mit süssem wellende.

III
„Ei, was sol das?
mit geren bas
ich nie versass
die schrenck. wenk, lenck,
herzlieb, mich fellende!“
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95. O rainer got

I
O rainer got,
gnad, tugent hoch, der barmung tieffer gründe,
ain doctor aller weishait scharpf,
ain loner gütter dinge,
ain recher böser werche macht,
gewaltiklich ain herr der mächtikait:
Ich klag den spot,
den du vertraist in diser werlde sünde.
ach frummer, klag, wenn du sein darf,
das schand für er sol dringen,
und recht durch unrecht wirt verkart;
wer dasselb kan, der dunckt sich des gemait.
Das lert man inn der fürsten schül,
seid ich es recht bedenck,
darumb so dringt da manger stül
für alle tisch und benck,
der billich wol ain schamel wer,
wenn man im rechen solt der eren swer.

II
Ich speur dreu tier
in diser werlt, die zwai jagt man gar selden,
dem dritten lat man nimmer rü,
und ist es falsch genennet.
die zwai gehaissen treu und er,
der nam ich breis für aller werlde schatz.
So es die vier
hie sprechen tün: „heb auff, trag hin, lass gelden
sein schuld, grab in und deck in zü!
erst wirt sein nam erkennet,
er ist gewesen diser und der;
was er der falsch, in vacht der helle latz.
Da vindt er seiner gnossen vil,
gefangen umb ir schuld,
die hie mit mangem falschen spil
auch fluren gottes huld,
da von si niemand breisen kund,
bis si hat gar verschlickt der helle grund.“

III
Wo in dem wald
wont treu und er, die süchen sich ainander,
und desgeleichen bös und falsch,
also das gleich sein gleichen
im ausserwelt mit liebem gunst.
das prüfft man an vil grossen höptern wol:
Die sechen pald,
was in da fügt, käm ainr dort auss Flandern;
ist er ain kraut von böser sals,
behend so müss er reichen.
secht, der geneusst seinr bösen kunst,
des zwar ain frummer nicht engelten sol.
Wen allzeit vast nach eren dürst,
und fleisst sich gütter sach,
dem geit der obrist himelfürst
in seinem reich gemach,
und darnach hie ain vil güt wort,
das besser ist dann aller fürsten hort.
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96. Grasselick lif

I
Grasselick lif, war hef ick dick verloren      Tenor
all dise lange, sütten summertit?
Dat gi mi komt tu vorn,
so left min hert in grot jolit.

II
Geilicken fro, all telich sunder truren
tüt jo frowen lan einig minen lif!
Dat gschol ick nit verluren,
mit willen gschin dein einig wif.

III
Freuntlicker gschat, dat slot müt gschin verbunden
und so keiserlick wol verrigelt sir.
Erst hef ick freude funden,
und welt min hert kain andern mier.     etc.
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97. Seinlich mit langer zeit

I
Senlich mit langer zeit und weil vertreib
schafft mir ain minnikliches wib,
wenn ich erwach und vind ir nicht,
die mein gewaltig ist.
Trauren mich besleusset genzlich überal,
und meret sich mein grosser qual,
so mir an meinem arm gebrist
ain schatz an argen list.
Hüglich, tüglich, rüglich wer ich sicher gail,
wurd mir die lieb noch ainst zu tail.

II
Ach schaiden, du bittre wurz, verderblich krut,
du ferrest mir mein liebste brut,
der ich vor kaine nie gewan
so gar an tadel weh.
Für war, ich wolt, wer ie schaiden hett erdacht,
das im hinfür kain liebe nacht
von kainer frauen wolgetän
halt nimmer mer beschech.
Trauren, tauren, lauren müss ich als ain kind,
bis ich die zarten wider vind.

III
Gesell, gelück, freud, wunn, hail und höchstes G!
nu wend durch got mein senlich we
vernünftiklich nach weisem rat,
das ich dich kurzlich an schau,
Seid das ich gelouben sol, als du da sprichst
dein stäte lieb und nicht embrichst,
da mit dein adeliche sat
nicht frücht ödlichen paw.
Fanze, glanze, spranze, waideliche Gret!
vergiss mein nicht, halt wie es get!
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98. O wannikliches paradis

I
O wunnikliches paradis,
wie gar zu Costnitz vind ich dich!
für alles, das ich hör, sich, lis,
mit gütern herzen freust du mich.
Inwendig, aufs und überal,
zu Münsterling und anderswa
regniert dein adelicher schal.
wer möcht da immer werden graw?
Vil ougen waid      Repeticio
in mangem klaid,
slecht, zierlich, raid,
sich[t] man zu Costnitz brangen
von mündlin rot,
an alle not,
der mir ains trowt
mit röselochten wangen.

II
Gepärd, wort, weis an tadel speh
schaut man durch hügelichen tritt
von manger stolzen frauen weh.
sant Peter lat michs liegen nicht,
Des lob ich immer breisen sol
andächtiklich in meim gebett,
wann er ist aller eren vol,
und wer mir laid, wer anders redt.

III
Vil zarter, engelischer weib,
durchleuchtig schön, mit liechtem glanz
besessen haben meinen lib
all inn der Katzen bei dem tanz,
Und der ich nicht vergessen wil;
das macht ir minniklich gestalt.
mit eren lustlich freuden spil
vindt man zu Costnitz manigvalt.
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99. Für allen schimpf

I
Für allen schimpf, des ich vil sich
zu Nüremberg frölich bestellt
mit eren, so tüt freuen mich
der hader wunniklich gesellt
Von manger heben frauen schön,
und der kain tadel nie geslücht,
die sich dem hader machet hön,
und doch kain hader nie versücht.
Wolauff, gesell,     Repeticio
wer hadren well
für ungevell,
der vleiss sich freuden ungeswacht
auff glihem dail,
der mag sein hail
wol machen gail
an alles mail,
ob er den orden wolbetracht.

II
Zucht, er, lob, tugent ist ir krei.
wer sich der regel halten wil,
der mag dem hader wonen bei
mit aller hendlin freuden spil
Unhäderlich an argen schein,
frölichen fro; wer das verdächt,
der möcht wol an im selber sein
verurtailt in des kaisers ächt.

III
Wo solcher scherz an argen wän
binander ist, vernempt den sin:
wer möcht natürlich das gelän,
er wurf sein hader ouch dorein?
Ob jemand das verkeren wolt,
der tet nach seiner groben art,
kain frau solt im nit werden hold,
seid er nit bessers het gelart.      Wol auff gesell etc.
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100. O wunniklicher, wolgezierter mai

I
O wunniklicher, wolgezierter mai,
dein süss geschrai
pringt freuden mangerlai,
besunderlich wo zwai
an ainem schönem rai
sich mütiklich verhendelt hän.

II
Grün ist der wald, perg, au, gevild und tal.
die nachtigal
und aller voglin schal
man höret ane zal
erklingen überal.

III
Seid nu die zeit wendt frölich ungemach,
so wach, lieb ach!
zwar mir sol wesen gach
zu hengen der hinnach,
der ich lang nie gesach,
und mich ir ermlin weiss umbfahen.
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101. Wach auff, mein hort!

I
Wach auff, mein hort! es leucht dort her      Tenor
von orient der liechte tag.
blick durch die braw, vernim den glanz,
wie gar vein blaw des himels kranz
sich mengt durch graw von rechter schanz.
ich fürcht ain kurzlich tagen.

II
„Ich klag das mort, des ich nicht ger,
man hört die voglin in dem hag
mit hellem hal erklingen schon.
O nachtigal, dein spehier don
mir pringet qual, des ich nicht lon.
unweiplich müss ich klagen.“

III
Mit urlob fort! deins herzen sper
mich wunt, seid ich nicht bleiben mag.
schidliche not mir trauren pringt,
dein mündlin rot mich senlich zwingt,
der bitter tod mich minder dringt.
mich schaiden macht verzagen.
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102. Sich manger freut

I
Sich manger freut das lange jar
gen des liechten maien schein,
und also hab ich ouch getän;
hort, wie es mir ergie!
Ains alten weibes nam ich war,
von der ich kom in sweren pein,
und hett si halb, wes ich ir gan,
si hunck an ainem knie.
Unrübin ist ir nam.
des ward mein rugk wol innen,
do si mich zu der lieben brächt,
und ich nicht mocht entrinnen.
unrüb gewan mein armer leib,
ich weist nicht selber, wie.
Fürs grien und für den kram
ward mir die haut erberet
von vieren, die des nicht verdross;
got waiss, was mich erneret.
erst raw mich ser, das mich ain weib
gar alt so dick empfie.

II
Ich kom geritten für ir haus,
mit ainem finger winckt si mir,
ich müsst ie hören, was si wolt,
das wunder mich ser baiss.
Do hüb si auff an allen grauss:
„Hanns Maler, ich wil sagen dir,
die Törel ist dir wunder hold
und gert dein also haiss.“
Mein herz ward freuden vol
und gailt sich diser mere.
ich sprach zu ir: „wer dem also,
erst kant ich, wer ich were,
seid ich den freulin noch geviel“,
und daucht mich des so fraiss.
Ir treue, die was hol.
zwar das vernam ich klaine,
bis das ich ward durch knüttler wald
gefüret vast unraine.
zwar mir gelang to übel niel
in kainer sölchen raiss.

III
Ains grossen kriegs nam ich mich an
mit meinem weib auf ainen tag
und wesst nicht selber wol, warumb,
neur das ich von ir käm.
Gen sant Laurenzen solt ich gan,
und das bedorft nit ander frag.
der kirchfart nam ich klainen frumm
und ward mir widerzäm,
Als ich eu das bedeut,
ich ward gar schon emphangen,
man fürt mich in ain kemerlin
so gar an als belangen;
mir stolzt der müt von rechter gier
und grünet als ain bärn.
Man legt mich zu der breut;
bett, bolster, weiss leilachen,
das was nach lust gezieret wol.
ain bischof solt ich machen,
darauss so wurden Unger vier,
die kind der teufel nem.

IV
Man sprach: „lebt aller sorgen büss!“
also trost mich der alde hund,
da mit si in die tür auff sloss
und liess si inher gan.
„Viegga waniadat“was ir grüss,
der teutsch ich nicht vernemen kund,
bis das ain aichin wasser gross
von Ungern mich beran.
Der minn ward mir gelont
mit brügeln und mit eisen,
das weib und man die beulen sach,
ich torst sein nicht zu weisen.
den maisten schaden ich da nam,
das tet ain ungrisch man.
Ich wolt, er wer gedont
vol zwischen flaisch und balge,
das er nicht mer gesprechen möcht;
und ob es tet der galge,
es wer dem reich ain klaine scham,
und hiengens alle dran.

V
Vil süsser wort mein mund in gab,
wie wol mein herz des nit verjach,
das si gevangen namen mich,
und daucht mich dannocht güt.
Si gerten vast der meinen hab;
erst do mert sich mein ungemach,
ie doch so lebt ich sicherlich
gar vast nach irem müt,
Bis das ich von in jat
gebrechen an dem leibe.
do kert ich gen Prawnegk hinwider
vast zu meinem weibe.
si sach mich an, als ob ich trüg
ain blawen eisenhüt,
Und gsegnet mir das bad
mit flüchen und mit schelden.
ich bat si vast auff alle treu,
das si es nicht solt melden.
si sprach: „das sein hie alte mer,
doch junget sich ir blüt.“

VI
Wer alden weiben wolgetraut,
der nimpt den teufel zu der e.
secht, also ist geschehen mir
und noch vil mangem mer.
Man solt si baissen in der haut
und darnach werfen in den see,
das wer ain hochzeitliche zier,
der werlt ain köstlich er.
Zobri und kuppelspil,
das machen si nicht teuer;
es wirt offt aine gar versert
mit ainem haissen feuer,
dorumb hab ich gedingen güt,
also beschech ouch der.
Wann in ist nicht ze vil,
wo si den segel wenden,
das prüfft man an der aubenteuer,
wol man solt si blenden
und all ir helfer, swach, unfrüt,
das wer meins herzen ger.     etc.
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103. Wer die ougen wil verschüren

I
Wer die ougen wil verschüren mit den brenden,
sein leben enden, mit güten zenden
übel essen, ligen in dem stro,
der füg sich in die Lumpardie,
da vil manger wirt unfro.
tieff ist das kot, teuer das brot,
ungötlich reu mit falscher treu
sol man da vinden teglichen neu.
das ist ain speis, der ich nicht keu.

II
Wer nach der wage ringe hechten kouffen welle
für ungevelle, so fail, geselle,
ainen, der ain staine leber trag.
forsch in des kaisers canzelie,
wo man solche fisch erjag.
Gülcher, mach kund, was galt ain pfund?
pro zingk soldin et tre zesin.
also galt sich das leberlin vin
von disem sütten hechtigin.

III
Herman, Marquart: Costnitz, Ulmen wer das leben
uns freud zu geben von mündlin eben,
und mein öheim hinder dem ofen wer,
das wer ain besser stampanie,
wan das uns der peutel ler
wirt zu Placenz. mein conscienz
wirt offt so swach, wie wol ich lach,
so das mein schreiber, dick gesach,
klagt seinen grossen ungemach.

IV
Sebastian, werst dus ain oxs zu Florenzöla
oder ain caniöla und zugst cum döla
teglich misst auff ainem wagen gross,
das nem ich für ain süssen breie.
für wär, ich geb dir auch ain stoss
zu deiner brust, als du mir tüst
mit valscher gier, grob als ain stier;
zwar desgeleichen videlt ich dir,
und wurd dir mer, das stünd zü mir.
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104. Von trauren möcht ich werden taub

I
Von trauren möcht ich werden taub,
seid das der vorder winderklaub
herwider hat behauset sich
auff leinen alten sitz.
Der ist so nahent bei der tür
gelegen mir durch mangen spür,
des ich mag klain erfreuen mich;
das macht sein grober litz.
Kellt, reiff und grossen snee,
den bach verdackt mit eise
bracht er aufs des Bösaiers haus,
des nam ich auch nicht breise,
wann raine frucht aufs bötem ai
kom nie von vogels hitz.
Gras, blümen, grüner kle
ganz seider ist verswunden,
verflogen sein die vogelin,
der wald ist loubs beschunden,
der sunn verlos von seim geschrai
zu Hauenstain den glitz.

II
Nu mir der pawer ist gevar,
und auch gen Brixsen nicht wol tar,
dorumb das ich erzürnet han
ain klainen ungenant
Mit ainem smalen widerdriess,
den ich bot dem geraden füss,
so reut mich klain, wes ich dem gan,
der mir den schimpf da wandt.
Der fräveliche schlupf
dem risen wer geweret,
den er zu seiner metzen tüt,
und alle gassen keret
mit ainem mantel. Gabriel,
des faul dir mer ain zand!
Ich näm ain grossen klupf,
als der mir Strassburg gäbe,
ob in wurd allen ausgefegt
mit ainem haissen schäbe,
die minn da pflegen sunder hel
durch gogeliche schand.

III
Ich wond, mein sach wer richtig ganz;
neur an der treu so lag der stoss,
das marckt ich wol man aim gerün,
das stob auss faulem lufft.
Da sweigen was mein besste schanz,
got sei gelobt, wes ich genoss,
do man die rigel und die zeun
so geren hett vermufft.
Noli nie tangere!
laich mich nicht, perzli üli!
was sich nicht wol gelimpfen mag,
das richt man auff ain stüli,
schon mit der neuen hand beluckt
nach welischer vernufft.
Leicht tün ich mir so we
mit smucken und mit smiegen;
ob ich den bauch noch recken möcht,
leicht hulf ich ainen biegen,
der mir den staffel geren zuckt
tieff in des meres grufft.

IV
Ach Cölen, Wienen, Mainz, Paris,
Affian, Costnitz, Nüremberg!
was ich ie freuden da gesach,
die gan mir hie nicht in,
Dorumb das ich von ebner wis
dick hausen müss auf hohen berg;
das macht ain weib under ainem dach
von Swangau, der ich bin,
Und darzü manig kind,
die mir den schimpf zerrütten,
dorumb das ich bedenken müss,
wie ich si müg beschütten,
das in die wolf verzucken nicht
das brötlin und den win.
Ain mü die ander vindt,
wers alles wil besorgen;
das tü mein herr von österreich
umb seinen schatz verborgen.
der tod die leng vil sach richt, slicht,
und mangen krumpen sin.
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105. Es komen neue mer gerant

I
Es komen neue mer gerant
von ainem graven, „süss“ genant,
wie sawer der sein gesst emphacht
dort in Runzelian.
Hinfür den bapst gelangt der schal
zu Rom für mangen cardinal,
daraus so ward ain grosser bracht
von weihen und auch man.
Die kirweich was bestalt
von pawern und von knappen,
die herberg si da buchten auff
und lieffen an die trappen
mit keulen, spiessen, wolbetracht
auff ainen bösen wän.
Sechzehen gesst gezalt
die bischof wolten weihen.
und welcher da kain beulen hett,
der dorft sein nicht zu leihen,
beraiter vier für ain gemacht,
ettlicher bracht der van.

II
Der wiert ward an dem ersten straufs
geworfen zu dem venster auss,
also das im derselben zech
ward sein geleicher tall.
Dietrich Fannawer, Ianko Knab
neur bei dem har die stiegen ab
geschindert wurden also frech,
das was ir gross unhail.
Mein öheim Matheis Sligk,
der hüb sich zu den tachen
recht als ain katz zum fenster auss;
er sprach: „es wil sich machen,
ich wolt, und wer ich auff dem Lech
in ainer züllen gall.“
Doch ward im auch ain bick
zu seiner nasen gruschel,
den er zu Rom wol vierzen tag
liess sehen für ain muschel.
German, sein knecht, ain vels gerecht
mass hob an alle sail.

III
Her Gotschalck und her Mert von Speir,
ir jeder trüg ain krumpe leir
von seiner achsel auf den dawm
in ainer binten weiss,
Und was in freuntschafft mer beschach,
si klagten ser den ungemach,
des hab ich wol genomen gam
an in mit ganzem vleiss.
Her Hanns von Tenemarch
ward auff ain loch gedrungen
ab durch ain bün in ainen stall,
das im die oren klungen,
als ob er leg in ainem tram
bei ainem feuer heiss.
Rigo von Wiene starch
ward auch hin nach geschupfet.
do schrai er laute: „wer ist hie?
wie bin ich des erklupfet!
ich wond, du werst der büne bam.
in sorgen wierd ich greiss.“

IV
Von slegen ward der Steren blaw
und schrai: „misericordia!“
das half in lützel urnb ain ai,
im ward sein rechter lon.
Noch sein ir siben ungenannt,
dorumb das ich si nicht erkant,
die all in disem hurlahai
die weih empfiengen schon.
Ir rugk, füss, lend und bain
die bischof wol erblawen;
und welcher ie was komen dar,
den hett es ser gerawen,
do conta Dulz den firlafai
pfaiff durch ain sawern don.
Ettlicher da ergrain,
recht als ain alter karren,
der nie kain smer emphangen hett,
und ward zu ainem narren,
do sich empferbt in dem geschrai
sein leib durch roten tron.

V
Der kirchtag was also besatzt,
und welcher nicht drei stiegen platzt,
secht, oder zu dem minsten zwo,
der was nit recht geweicht.
Und wer der keulen nicht empfand,
die si dar brachten in der hand,
wie wol des nianger ward unfro,
der liett nicht wol gebeicht.
Als diser marekt passärt,
und es begund zu tagen,
si sprachen an ainander zu
mit seniklichem klagen:
„erheb wir uns aufs disem stro,
ee man uns bas erstreicht.“
Ir kainer auff ain pferd
mocht sitzen ane kreissten,
do ward gesehen hend und füss
verbunden mit den reissten
zwar unvergessen sunder dro
in ires herzen seicht.

Nota diss lied singt sich in der weyse Von trauren möcht ich etc.
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106. Nempt war der schönen plüde

I
Nempt war der schönen plüde früde!
müde ist der kalde winder.
kinder, schickt eu zu dem tanz!
glanz zieret sich luftlich des maien tenne
Durch manger hendlin farbe garbe,
marbe würzlin, grüne gräsli,
wäsli mit den plümlin gel.
hel singt die nachtigal weit für die henne.
Die droschel hat ain wett getan
mit ainem alten rappen
zu tichten auff des maien pan,
und gilt ain junge kappen.
vil stolzer maide wellen dran,
das wisst, ir röschen knappen.

II
Des wart ich von der schönen hönen:
krönen wolt ich noch ir herze,
smerze kan si wenden mir
schir, und benemen alles trauren bitter,
Die mich so ferr unrübet, trübet,
übet durch vil aubenteuer.
getreuer was ichs ie ir knecht,
secht, desgeleichen bin ichs nu ir ritter.
In irem dienst, dieweil ich leb,
sol ich mich lassen vinden,
ob sich ain klain ir widerstreb
bedächt gütlich zu linden.
ich trag ain burd swerlicher heb;
wolt si mich der embinden!

III
Ach wolgemüte, klaine, raine,
saine ist gen mir dein helfe.
gelfe, tapferlich gestalt,
walt meines leibs unforchtlich deiner eren.
Mein ritterlich gesange, lange
pange, lass, frau, ainig jölich,
frölich lieb, erwecken dich.
ich nems für güt, woltst du mich noch geweren,
Dorumb ich in dem achten jar
mich dicke hab gewunden
mit seniklichem seufften zwar,
und bin noch unenbunden.
trost mich dein mündli wolgevar,
erst het ich freude funden.

IV
Auffrüstigkliche wunne, sunne,
brunne, meines herzen feuchte,
leuchte deiner öglin klar
gar mich verzucket in der liebi schricke.
So mir dein höptlin naiget, saiget,
zaiget willikliches grüssen,
süssen wunsch ich da emphach;
nach meines herzen lust beschech es dicke.
Dein unvergessen, frau, mich schreib!
wie ferr ich bin ellende,
so nahet mir dein stolzer leib,
da von ich nicht enwende.
ach, selten sehen, liebstes weib,
wenn hat die not am ende?
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107. Kom, liebster man

I
„Kom, liebster man!
meins leibs ich dir wol gan
an abelan.
kom, traut gesell,
glücklich fleuch ungevell!
kom, höchster schatz, zu tratz
der falschen zungen latz!
kom schier, meins herzen laid vertreib,
und tröst mich vil armes weib!
dein mänlich leib reicht sinn und müt
an mir für aller welde güt.“

II
Dein wort, gepär
ringt all mein swer,
frau, lieber mer,
seid mein begerd
ain stolz weib, junck, hoch und werd,
die mir das herz an smerz
verjüngt mit liebem scherz
gar wunniklichen manigvalt.
ir minniklich schön gestalt
macht mich nicht alt, und bin ergetzt,
von klaren öglin mich benetzt.

III
„Schaiden mich nöt,
dein schaiden mich ertöt,
mein öglin röt,
und bin verzuckt,
der sinnen blösslich entruckt.
mein weiplich zucht, die frucht
fleusst senlich ir genucht.
ob du mir kurzlich nicht enschreibst
und selb lang von mir beleibst,
wie du das treibst,
so fürcht ich ser,
oder ich gesech dich nimmer mer.“
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108. Ich klag

Ich klag, ich klag, ich klag     Tenor
ain engel, ain engel wunniklich, innerklich,
O tag, erlös die minniklich.
Verjag die alden, die kalden gevalden,
swiger wunderlich, gemelich.
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109a. Ave, mater, o Maria

I
Ave, mater, o Maria,
pietatis tota pia,
sine te non erat via
deploranti seculo.
Gracia tu nobis data,     secunda pars
quam fidelis advocata
celi thronis es prelata
in eterno solio.

II
O Maria, tu solaris
micans phebus stella maris
Christo rege colletaris
quam portasti utero.
Plena duleis medlicina
tu protegens a ruina,
tu es portus, tu carina
in omni periculo.

III
Dominus te mundi rosam
preelegit speciosam
te vocari preciosam
precepit ab angelo.
Tecum dominus incarnatus,
puer ille nobis natus,
pro nobis datus
pro salute gaudio.

IV
Benedicta tu sanctarum
consolatrix animarum,
per te patet lumen clarum
deplorantis oculo.
Tu in valle delictorum
es occursus peccatorum,
tu das animas illorum
Ihesu Cristo domino.

V
In exauditu benigna,
tocius mundi laude digna,
pia mater et benigna
demonstrans in publico.
Mulieribus honorem
prestas et decorem,
tu das omnibus dulcorem
pregustando mundulo.

VI
Et es tota amicabilis,
deprecanti liberabilis,
prius te non fuit talis
nec erit in perpetuo.
Benedictus quem portasti,
quem uberibus lactasti,
tu cum Eva conpensasti
pregustato pomulo.

VII
Fructus tuus est cunctorum
consolacio sanctorum
et est cibus beatorum
in celi convivio.
Ventris aula, vas beatum,
soli Cristo deputatum
gessit illud occultatum
in tuo sancto flasculo.

VIII
Tui fructus ventris lavit
culpam ade nee peccavit
nostra crimina portavit
merues patibulo.
Ihesu sacri ventris fructus
pie matris, prece dictus,
sit nobis dux et conductus
ad celestem patriam.

IX
Amen ultimo cantamus
in signum quod peroptamus
quitquit vite postulamus
in orationibus.
A – —————————
——————————
——————————
————————— -men.
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109b. Ave, mütter, küniginne

I
Ave, mütter, küniginne,
miltikait ain milderinne,
an dich kain weg löblicher minne
get in wainender welde.
Gnadenvol an uns beginne,
wo sich rüfft gelöblich stimme,
trön der himel kaiserinne
in ewikleichem velde.

II
Ave, mütter, frau, magt und maid,
erenreiche, lobesam beklait,
seid und dir der herre nicht versait,
so hilf uns, edle krone,
Das wir nach des todes hinnen schaid
vinden dort ain frölich ögelweid und besitzen alle sälikait
bei deinem kindlin schone.
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110. Ich hör, sich manger freuen lat

I
Ich hör, sich manger freuen lat
ain jegklich frau geboren hoch;
aufs welchem land, sloss oder stat
die bürtig sei, das wierf ich roch
Ze rugk aufs meines herzen grund.
was ich der land ie hab erkunt,
dafür liebt mir ain rotter mund
von Swaben her,
wort, fort, geper,
person, gestalt gemainiklich.

II
Ain stolze Swäbin das bewärt,
an der ich nie kain tadel vand,
die meinem berzen ist vermert
für alle, die ich ie erkant.
Ir öglin, nas, mund, kinn und kel
formieret schon, darob das fel
rot, weiss, ain klain verblichen hel,
ir ermlin, hend,
brüst lüst an end,
hert, weiss vermalt gar rainiklich.

III
Klain in der mitt, ain dicken sitz,
keif, rund verwelbt, schon underspreutzt,
zwai diechlin waidelicher hitz,
zu tal das bainlin unverscheutzt,
Mit ainem füsslin, smal und klain,
klüg undersetzt. ir wandel rain
unstrefflich ist der welt gemain.
der rechten mäss
mit sitt, tün, lass
hat si gewalt ganz ainiklich.
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111. In oberland

Passio domini nostri Jhesu Christi completa Anno 36

I
In oberland
ain hoher küng, gewaltikleich gesessen,
vor zeiten ganz sein her verlos,
bald manne und auch frauen.
durch zwo person dasselb beschach,
dorumb das die zerbrachen sein gebot,
Der ward gesandt
von seinem vatter verrlich ungemessen
gen niderland er in erkos,
vil awbenteuer schawen,
die er versücht mit ungemach
verwegenlich durch mange wilde rott.
Gross ellend, armüt, frost und hitz
mit allem hofgesind
gedultiklich, durch gruntlos witz
laid seiner mütter kind,
die in keuschlichen hie gebar
an we und mail, das sag ich eu für wär.

II
Sein herrlich krafft
herscht aller macht volkomenlich allmächtig
dahaim in seines vatter reich,
wie wol er hie zu lande
sein zeit vast hertiklich verdolt,
ee das er an dem creutze laid die not.
Senlich sighaft
was sein gemüt, an underlass neur trechtig
zerbrechen schier die vinstern keich
mit seiner aigen hande,
und die gerechten daraufs holt,
die hie nach seinem willen waren tod.
Gross wunderzaichen süsser ler
er von im sehen lie,
ee in begraiff des todes ser,
den er menschlichen hie
laid von seinr aigen creatur,
die er beschüff in menschlicher figur.

III
Kain güten tag
er nie betratt in vierdhalb dreissig jaren,
wie wol sein macht durchleuchtig was,
die niemand kan durch gründen.
löblich an end und anefangk,
so ist des fürsten wesen ain ewig mass.
Es ist ain fräg,
warumb uns wolt so hertiklich eraren,
der himel, erd schüff, laub und gras,
all creatur erzünden
lebentig darin mit aim gedanck
und aller gnaden ist ain volle strass.
Aquinas Thomas des beschaidt,
ain kindlin unversert
von lieb und durch gerechtikait
sich gab der inarter swert,
wie wol sein vatter manigvalt
erlösen mocht den val durch sein gewalt.

IV
Dorumb so batt
der hochgelobte küng vor an dem berge,
ee im sein junger gab den kuss,
mit tüfftikleichem trone
sein vatter innikleichen süss,
das er in freite, ob es muglich wer
Der forchte wat
was engestlichen von des todes serge;
doch gab er seines willen fluss
der vätterlichen krone
ganz in sein hend sünlicher grüss,
wie wol im was das herz unmässlich swer.
Als er ie leiden solt die pein
nach tötlichem geferrt,
do kert er zu den jungern sein,
die slieffen also herrt;
er sprach: „wacht auff, bett mit vernunft,
wann ir nicht wisst tag, zeit des todes kunst.“

V
Indem so kam
Judas, der seinen herren hett verräten,
mit ainer rott der Juden schal
und kusst in an sein wange,
dorumb das man in kennen tet,
wann er aim junger was ain tail gelich.
Der wierdig nam,
Jhesus, sprach zu dem volck, die in beträtten
mit swerten, spiessen ane zal:
„wem sücht ir so gedrange?“
„das tü wir Jhesum Nazareth.“
er antwurt tugentlichen: „das bin ich.“
Als er das wort götlich vermeldt
auss seinem hailgen mund,
si vielen in des garten veld
all rügkling auf den grund.
da ward geprüfft sein mechtikait,
und das er williklich die marter laid.

VI
Sein löblich macht
darnach verhieng, das si in viengen, stiessen,
hert bunden, raufften aufs den bart,
in wurfn auf die erde.
hässlich, ellend, mit grossem neit
ward er gefürt in aines richters haws.
Dieselbig nacht
der vinster ain end kain mund nicht mag besliessen
das leiden von dem herren zart.
sant Peter, der vil werde,
verlognot dreimal kurzer zeit
des, der uns losst mit seiner marter graws.
Maria, die vil raine magt,
unsäglich ward betrübt,
als ir die mer am junger sagt,
haiss wainen si da übt
umb iren seligen, lieben schatz,
den si empfieng, gepar durch keuschen latz.

VII
Als nu ir will
an im ergieng strencklich, durch bös behagen
die langen nacht bis an den tag,
si fürten in mit gahen
Caipha, Pilato und darnach
Herode zu als ain schedlichen man.
Von dem noch vil
zu singen wer, wes si in tetten frägen,
er antwurt in mit klainer sag,
das gund in ser versmahen.
Herodes in im selber sprach:
„er ist unweis, sfeid er nicht reden kan“,
Und legt im an zu ungelimpf
ain törlich klaid berürt.
aufs im so triben si den schimpf,
widerumb ward er gefürt
Pilato fürbass ungestillt
durch micheln spot als ainen toren wild.

VIII
Mit grossem sturm
und ungefügem heulen, schawren, brawsen
liess sich der küng, küng aller küng,
der herr, herr aller herren,
gedultiklich recht als ain lamp
Pilato smächlich wider weisen für.
Derselbig wurm
krenckt sein gewissen von des kaisers grawsen
haimlich in seines herzen drüng.
wie wol er wesst den keren,
der Juden hass durch valsche wamp,
noch volgt er in mit böser wille kür.
Er liess in gaiseln bärmiklich
an ainer seule bloss,
von im das blüt gar ärmiklich
auss seinem leichnam floss.
man satzt im auf sein hailigs hawbt ain dürnin kron, mit hertem druck betaubt.

IX
Auss der ratschrann
ward er geweist mit bitterlichem smerzen
den Juden für, Pilatus stimmt:
„den euren küng hie schawet!“
si sprachen: „künges hab wir nicht,
neur ainen kaiser, dem wir sein vermannt.“
Spöttlichen sann
so knieten si für in mit bösem herzen
und eerten in hemisch vergrimmt
mit falschem grüss gebrawet.
„ave, rex judeorum“ spricht
„gegrüsst, ain küng der Juden her gesandt.“
Und zügten fälschlich über in
ain schacherlichs gericht.
„lat uns den ächter füren hin
zu seines todes phlicht!“
und schrieren hoch da mit gewalt:
„Pilato, an creutz, chreutz in, chreutz in bald!“

X
Er wüsch sein hend
und sprach: „Ich bin an seinem tod unschuldig.“
do namen si den herren güt
und legten im mit freuden
ain chreutz auf seinen rugken kranck,
das er allain da nicht getragen mocht.
Ach, wie ellend
sein liebe müter nach im trat geduldig,
do si an sach ir aigen blüt
geen vor den swachen leuden
zu seinem tod durch blöden swanck
mit disem chreutz, das swärlich was geblocht.
Als si in brachten an die stat
und er ie sterben solt,
do blossten si den herren mat,
als das sein vatter wolt,
und legten in da sunder scham
ze rugke nider auf des creutzes stamm.

XI
Drei nagel murr
ward im geslagen durch sein hend und füsse,
creutzlich gedennt, gespannt, verzwickt,
von aim jüdischen manni.
die hamersleg Maria hort
und drungen da durch ires herzen sel.
Behender snurr
ward er gesteckt auf höher gar unsüsse.
sein müter er da aneblickt,
die er bevalch Johanni,
und pflag da schreien dise wort:
„heli, heli“, mit lawter stimme hel,
„Mein got, mein got, wie hastu schier
verlassen mich in tod,
vatter, in dein hend bevilch ich dir
mein gaist in diser not.“
und starb da an der menschlichait. –
mir Wolkenstein werd dort sein huld berait.      Confundantur omnes qui nos persecuntur

Ain blinder Jud Longinus hiess,
der kom mit ainem sper,
in sein hailig seitten er das stiess,
blüt, wasser drang im her
gar an sein augen: er gesach.
got ewikleich sech uns vor ungemach. Amen.
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112. Mich fragt ain ritter

Mich fragt ain ritter angevar,
der sich der welde manig jar
zu güter mass ervaren hett
durch manig kungkreich, lant und stet,
in fürsten höfen hin und her,
am tail der haidenschaft entwer,
als dann aim ritter zü gebiert.
in ainem so was er veriert,
das ich in des beschaiden solt,
dorumb und er mich fragen wolt:
„beschaid mich, lieber bruder mein,
von welchen sachen mag das sein,
das göttliche gerechtikait
geordnet ist an underschait
in aller christenhait gemain
aim jeden menschen, lauter, rain,
zu statten komen durch gericht,
und doch gar selten daz beschicht;
besunderlichen der gestalt,
da man die leges nicht enhalt
nach den gesetzten kaiserleich,
da wirt betrogen arm und reich.“
Ich sprach: „als ferr ich mich verstän,
da sein vil höpter schuldig an.
wer da regiert nach seinem houbt,
wie clüg der ist, er wirt betoubt,
besetzt er nicht ain weisen rat,
dabei frau ere wol bestat,
und volgt dem nach durch götlich forcht.
in welchem land man das verhorcht,
So hat gewalt das recht verhagt;
als wenn der abpt die würfel tragt,
die brüder spilen all hin nach
zu lieb dem herren wüster sach.
vitztum, ratgeb, pfleger und verg,
richter, vorsprech, urtailer, scherg,
die tretten all ain valsche pan,
ain jeder zlieb seim überman;
zwar der gewissen wirt so hol,
damit man sich behelfen sol
zu gottlicher gerechtigkait,
seid das man ins nit undersait,
das niemand kain geleichs beschicht;
das ist ain swere zuversicht,
und ist aim land ain herte büss,
wo man das recht erkouffen müss.
damit so stet des armen schanz
neur allzeit hinden an dem tanz.
Der gebhart hat ain swachen nam,
wie wol er ist natürlich zam,
dorumb das er ist ganz durchpaisst
mit grosser gierhait (man das haisst).
da von verlait sich mang gesell
durch in abgrüntlich in die hell.
doch nemen, geben arm und reich,
secht aber, es ist ungeleich.
wer nimpt, was man im gern geit,
also das er kain argen neit
well tragen der gerechtikeit,
weder umb lieb, gab oder leit,
dem geber welle bei bestän,
neur wes er götlich recht sol han,
es sei mit urtail oder rat,
sein num ist im des minder schad.
tet er es aber gar durch got,
das wer vil besser sunder spot,
beschech es dan umb ainen susst,
da bei so wer ain klain verlusst;
im wurd doch so vil er davon,
das im bezalet wer der lon.
Auch: möcht er richten baid partei
und tet sein güten vleiss da bei,
darinn erwurb er lob und eer
von got und von der welde ger.
selig wer das recht, wo man es näm,
wenn güte freuntschaft da von käm.
was man an recht geslichten mag,
das ist den teufeln grosser slag.
durchrecht verlousst sich mange diet
mit urtail, reten, gab und miet.
falsch zeugknuss, aid und aufsätz hol,
das fügt dem teufel alles wol.
kain recht kompt selden zu dem zil
an sünde wenig oder vil,
besunderlichen in der hait
da jederman auf leinen aid
ertailen sol nach seinem houbt,
darunder manger ist betoubt,
das er nicht fünfe zellen kan.
wie mag derselb am recht verstan?
und gilt als vil am abelesen,
als wer er Salomon gewesen.
und gärlichen in der gemain
fugt sich das recht gar selten rain.
hat ainer neur ain urtailer
und da bei leute nach der swer,
si volgen all dem selben nach,
wie falschlich ist sein anespräch.
Der richtet lat auch übergen
und wil das unrecht nicht versten,
das jenem tail beschehen ist;
das tüt als gebhart, wo der ist.
fleisst sich ain fürste swacher ret,
den sel noch eer nicht hoher krät,
so ist das recht in seiner hant,
neur wie in lusst, wirt es erkant,
wann si wissen wol als die bund
des herren willen zu aller stund;
da hat das recht kain ander gstalt,
wann trib man frävel und gewalt;
und desgeleichen volgt der schein
von allen, die gewaltig sein,
das recht besitzen für und für
an vorcht, gewissen, als ich spür,
hoch von dem houbt bis auf den füss,
und nimpt doch end mit swerer buss.
Ain redner, der da nimet güt
von ainem, dem er reden tüt,
der ist ain argkwönleicher man,
den solt man nicht ertailen lan.
trawt man daruber seinem aid,
sundt man daran, daz ist mir laid.
das recht hat gar ain wechsin nas,
es lat sich biegen als der has,
so in der hund pringt in den wanck,
neur hin und her stat sein gedanck.
Ich hör, das manger vorsprech nimpt
zu baider seitt, das übel zimpt.
von ainem nimpt er offenlich,
der ander sticht in haimelich.
der ainen part redt er das wort,
der ander tail belabt den hort.
mit dem so wirt durch in verhawt
die ain partei, die im getrawt.
o Judas, du unselger man,
was hastu brüder hie gelan!
allain nicht, der da vorsprech haisst,
mang hoher, der den wechsel baisst,
gaistlich, weltlich vindt man der,
und die doch wellen haben eer
gen diser welt wie halt gen got,
Daselben fürcht ich ir mit spot.
Noch ains lass ich nicht unvermeldt,
ain bös gewonhait in der welt,
die gaistlich sein und weltlich recht
regieren mer wann ritter und knecht
und wellen nutzen baide swert,
wie habent die so güten wert?
sant Peter hett neur ains berait,
da er den Juden mit versnaid,
und slawnt im da mit nicht gar wol,
do er tet fliehen in das hol.
und get der grund doch dannen her:
von got gelatzt gaistliche ler.
offt gaistlich vätter sein so zach,
sant Petern kainer volget nach.
wo gaistlich herschen leut und lant,
da wirt mer ungeleichs erkant,
wann fürsten, den das zu gebiert,
das recht zu halten unverierrt,
oder anderm adel gross und klain
in aller christenhait gemain.
got hat drei tail geordent schon,
dorumb er geben wil den lon
dort ewikleichen sunder swer:
gaistlich, edel und arbaiter.
der gaistlich ist also bedacht,
das er sol bitten tag und nacht
für die zwen taile gottes kraft;
und streitten sol die ritterschaft
hert für die andern vorgenant.
der pawer darzu ist gewant,
das er sein arbeit teglich brauch
umb unser nar, im selber auch.
das hat ain grosse underschaid,
besunder an der gaistlichait,
durch ungeleichs in diser welt,
als ich das vor an hab vermeldt.
ich wolt, wer gaistlich wer gemüt,
er hielt sein orden in der hüt,
als er das solt von rechte tün;
das wer der welt ain grosser sün.
mer unfrid kompt der welde blos
von priesterschaft und ir genoss,
wann susst von allen laien pschicht;
das hat doch got beschaffen nicht.
durch si das recht vil mer erkrumpt,
wann das von anders jemand kumpt.
das hab ich mer zu Rom ervaren
wann anderswo in kurzen jaren.
recht zu unrecht, unrecht zu recht
li machen kunnen krump und slecht.
aufsätz, trugnuss, loica spil
lernt man zu Rom, wie vil man wil,
an die prelätisch piegkanei,
die man da treibt durch simanei.
da unser züflucht solde sein
zu waschen ab der sünden pein,
das man so böse ler da tragt,
das sei dir, got von himel, klagt,
das durch die glerten für und für
zü mercken ist ain solche spür,
die unser liechter süllen wesen
zu leren in das ewig gnesen.
es kompt als von den höptern dar,
die sich emblössen offenbar,
und das unrecht machen zam
an götlich vorchte, sunder scham
gaislich, weltlich, wer das tüt,
der ist von sünden nicht behüt.
wan siecht das houbt durch blöden wanckh,
Die glider werdn alle kranckh.
Der keiser nimpt auch geren güt,
vil fürsten han denselben müt:
si liessen ettwas übergän,
wo si die volge mugen hän
an reten, landen und auch leut.
da für ich gsatzte recht wol treut,
wo man die kaiserlichen halt
und ain güte gewonhait alt,
die ist zu halden für ain recht.
wer sich des fliss, da wurd vil slecht,
das susst gar langksam krump beleibt
nach duncken recht. wo man das treibt,
wo kaiserliche recht nicht gän,
da wil man nindert hören von,
das man dem keiser icht engunn,
und ist doch aller recht ain brunn,
darauss si fliessen ganz gerecht
in alle land natürlich slecht.
und mag kain landsrecht sein erdacht
an kaiserliche recht volbracht,
es muss ain züsatz da von haben,
vil von den kaiserlichen gaben,
als alle wasser habent grund,
flüss aufs des grossen meres slund,
man well dann felschen gots gesetz
und das gerechte machen letz.
Was von dem reich zu lehen ist,
das mag sich zwar zu kainer frist
auss seinem recht enziehen nicht
mit kainer loica geticht.
vil güter gwonhait ist vergundt
aim jeden lande nach dem grund
zu halden nach des landes schein
teglich zu bessern ane pein.
am gwonhait bös, wie alt die ist,
die ist zü meiden kurzer tritt,
und götlich [zu] reformieren pald,
das si haiss güt gewonhait alt.
wo man desselben nicht entüt,
so gilt si nicht ain helbling güt.
gwonheit neu niemand setzen mag.
pschicht es darüber ane frag
und an gewalt des keisers gunst,
peen vellig ist dieselbig kunst,
wann so er leicht, er pstät nicht mer;
neur redlich alte gwonhait her.
Ain jeder sach, der ist gesetzt
das recht weislichen unverhetzt.
wie mag das ainer gächling haiss
bedencken, der des nicht enwaiss?
so man in fragt auf seinen aid
das recht zu treffen klar gemait,
wie weis er ist, er wirt betört,
er hab der recht dann vil gehört,
und dise welt darzu versücht
nach notdurft, als sich daz gerücht
an enden, wo man recht und rat
vernüftiklichen vor im hat.
als manig hiern, als manig houbt.
wie künd aim jeden sein erloubt,
das recht ganz pringen an sein stat,
darauf man lang gstudieret hat?
trifft ainer ains, so fält er zwai.
beduncken recht schadt mangerlai,
des man in rechten nicht enhielt,
wo man der keiserlichen wielt.
Ain pawer, der nie schrifft verhort
Und mit den oxsen ist betort,
der sol nu bas verstän das recht,
wann ain gewandert güter knecht
oder ain gelarter, weiser man?
wo wolt er das erlesen han?
Noch wundert mich ains grossen auch,
das man offt setzt ain öden gauch
zu ainem richter, der nicht hat
götliche vorcht noch weisen rat,
und was dein rechten zü gehört,
das er des genzlich ist betört.
wie sol der sträffen weib und man,
und der sich selbs nicht straffn kan?
als ich eu das noch bas bedeut:
wem man bevilcht lant oder leut,
ampt, pfleg, gericht und desgeleich,
zu straffen, richten arm und reich,
der sol sich halten in dem schein,
das er unstreflich mug gesein,
und desgeleichen all, die han
herschäft, land, leut, undertan,
gaistlich, weltlich, wer die sind.
o, wie gar selden man daz vindt!
Ain fürst in seinem hof und lant
sol haben rete, die da hand
göttlich gwissen, edel und weis,
ain gmain güt wort, der eren preis.
wo des ain fürste nicht enhat,
das recht daselben übel gat,
baide mit urtail und geding
so hat das recht ain misseling
und darf sich niemand trösten slecht.
wie vil er hat der güten recht,
im wirt die schrann also bestellt
mit ainer urtail, da gevellt
an seinem tail durch klain gewin;
da hat das recht ain bösen sin.
Verzickte wort und all gever
im rechten sein verbotten swer,
man lat sein aber dorumb nicht
und ist ain alts, als man da spricht.
Ain weis man, der ratmässig ist,
der tü sein vleiss zu aller frist,
da mit er rat zu gleichem schid
auf baid partei nach gütem frid.
wil ainer sein ain schidlich man,
der mag an baide rät wol gan,
wil er aber ainem hilflich sein,
dem andern tail rat nicht darin,
und hör auch seiner rechten nicht,
neur was an offner schrann beschicht,
damit bleibt er an mailes neit,
liebt im das recht zu baider seit.
kain ratgeb, der sol weib noch man
verfüren auf ain zweifels wan,
zu dem er nicht gedienen mag
mit urtail, kompt es an die frag.
verweist er in darüber susst,
so hat er schuld an seiner flusst.
Du richter solt nicht pärtig sein
in der partei vil oder klein,
noch niemand das gestatten bist
dem, der desselben leders ist.
wo man ain solch gerichte hat,
und da ain richter des gestatt,
das jede part da setzt ir leut,
das recht ich weder lob noch treut.
und wirt das recht hin hinder kert
und durch die aid gröblich versert,
da bistu, richter, schuldig an,
das du die partei lassest gän.
Wann jeder stat dem seinen bei,
wie wol das recht sol wesen frei,
an argen list, grüntlich verklärt,
wie wol man selden das bewärt.
du solt auch niemand fragen nicht,
wo du hast solche zuversicht.
der wederm taile sei genaigt
an güt, gewissen da verfaigt,
und niemand füdern durch dein frag,
an sach ich dir ditzs nicht ensag.
man vindt nicht vil derselben land,
da solche krump recht ergänd,
und ist den teufeln grosser flüch,
wo man tüt richten nach dem büch,
darinn die recht sein wolbedacht
auf jede sach götlich verbracht,
dabei gewonhait güt vergundt
aim jeden land nach seinem grund,
und die man halt baid arm und reich,
das ist aim land ain löblich zeich,
besunderlich in welschem land,
durch mang küngkrich mir bekant.
all reichstet haben auch den sitt,
vil ander teutscher land damit,
da man durch zwelf tut richten rain,
bas wann susst durch ganz gemain.
selten durch gemain ain sach ergat
an schand und ettlich missetat.
des lob ich nicht, wo man des pfligt
für gschribne recht; wo man die wigt
durch solche leut, die es verstän,
da wirt versorgt baid frau und man.
Ain ebenbild ich melden wil:
sicht ainer zwen ob ainem spil,
und die er nie erkante susst,
er gunnt dem ainen bas verlusst.
und desgeleich an ainer schrann,
die man besetzt durch mangen man:
bstet aim da neur günstlich gevell,
er hat die volg, gee, wie es well.
das als an stetten nicht beschech,
wo man die recht geschriben sech.
offt ains gewissen ist so lom
und krumpt sich als der weg gen Rom.
dorumb so lob ich sicher klain,
das man ain sach auf ain gemain
durch urtail dick erkennen tüt;
ain solch gewonhait ist nicht güt.
wann götlich recht hat kainen twanck
zü nöten auf ain hindergangk
durch kainer hande urtail frei,
es sei dann güter will da bei,
noch ist der tadel ane zal,
darinn das recht hat bösen val
zwar wider ditzs, das man da halt
geschriben nach den büchern alt,
und die man teglich bessern tüt,
darinn ist meniklich behüt,
wo man die füret lauter, rain,
beckenn ich, Oswalt Wolckenstain.“

Anno M CCCC XXXVIII hec fabula completa per me Oswaldum militem.
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113. Ir bäbst, ir kaiser

I
Ir bäbst, ir kaiser, du pawman,
warumb seit ir nicht geren hailg?
seit das eu got nicht wil verlän,
behalt ir neur den orden sälig,
der eu von im ist ausserwelt
zu füren löblichen entwer,
auss unserm glouben zü gesellt,
mit namen lauter da gezellt.
gaistlich, der edel und arbaiter.

II
Du hailger vatter, tag und nacht
für alle christenhait gemain,
und wer da gaistlich ist bedacht,
andächtiklich solt bitten rain
Den got, der alle creatur
beschaffen hat und uns erlost
mit seines hailgen todes kur,
den er in menschlicher figur
laid an des hailgen creutzes rost.

III
O kaiser, schierm mit deinem swert,
und wer zu dem gesegnot ist,
das recht und den gelauben wert
gewaltiklich zu aller frist.
Die witwen, waisen, arm und reich
beschützt, auch halt euch in der hüt,
das man euch selber nicht enzeich,
des icht berür der eren teich,
ee so vergiesst eur aigen blüt.

IV
Wer zu der arbait ist geporn,
der arbait durch getreuen hort;
tüt er des nicht, so wirt verlorn
sein arbait baide hie und dort.
Und herwidrumb, ist er getreu,
als ainem pawman zü gebiert,
stirbt er also mit güter reu,
sein freud mag im wol werden neu
dort ewikleichen unverierrt.

V
Ach welt, wie hertikleich du trabst!
noch alles dort vor gottes schein,
geleich der kaiser als der babst,
ain jeder in dem orden sein,
Die fürsten, graven, ritter und knecht,
ir burger, pawren, all vermeldt,
chardnal, pischof, prelaten slecht,
all gaistlich, weltlich, hört und secht:
recht tun wer güt in diser welt.
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114. Hört zü

Compassio beate virginis Marie

I
Hört zü, was ellentleicher mer
ain raine frau keuschlich erfür,
wie das ain fürst gevangen wer,
der himel, erd und alle[r] rür
gewaltig was, des si genas,
magt vor und nach, von ainer sprach,
Ave, an mail empfieng, gebar.
Ain knecht und junger, der da floch,
verkundt der frauen, als man redt,
wie man den fürte groblich roch,
den si lieplich erzogen hett,
mit grosser smäch, ellender gäch,
durch micheln praws in Annas haws,
der richter was der Juden schar.
O frau, wie bitter was der smerz,
den da empfieng dein keuschlich herz,
als es erhort das senlich mort
leib, varb, gestalt des schricks engalt,
das du kraftlose nider sanckh.

II
Unzälich klag und senlich matt
bedächtikleich was, frau, erlaubt,
als dich vernunft widerumb betrat
und du deins kindes ward berawbt
durch solche leut, der ich nicht treut,
die in välschleich än ware zeich
verklagten vor des richters stab.
O junckfröleiche, raine maid!
mich wundert, das dir nit erbrach
dein keuschlich herz von grossem laid,
als du den herren hort und sach
dieselbig nacht mit grosser bracht
peinleichen verch durch wort und werch
ser fürdren zu des todes grab.
Ach got, wie ellend was der schein,
das fliehen von den jungern dein!
sant Peter zwar verlauget gar.
an rü und rast ellend du wasst
umbgeben in der veinde schranckh.

III
Du gots erwelte creatur,
durchleucht, verhailgt über alle weib,
wie mocht dein adelich natur
erzeugen durch ain zarten leib
den grossen schrick und scharpfen blick
des gaisel slag, von dem du lag,
geswindlich auf die erden viel?
Wol was die barmung michel gross
von menikleich ze sehen an,
das man den höchsten fürsten bloss
an ainer seul solt gaiseln lan,
das im das blüt von solcher rüt
den leib verröt, das man in not,
gebunden mit des sailes riel.
Zart minikliche kaiserin,
wie was betrübt herz, müt und sinn,
do man verwundt des himels grund
spotleichen schawt! o edle brawt,
wie was dein lieber sun so kranckh!

IV
Mit ainem kranz von dornen scharf
der himel fürste ward verkront,
tiefflich gedruckt, das sich entwarf
mit blüt sein antlutz, houbt betrönt.
swerlich bewegt man im da legt
mit grossem valsch auf seinen hals
ain chreutz, daran er sterben solt,
Des er von kranckhait nicht enmocht
allain getragen von der erd,
wann es zü swärlich was geblocht.
und das ersach sein muter werd,
in seim ellend was si behend,
von rechter gier im hilflich schier,
des man ir nicht verhengen wolt.
Bedenck ain jede müter das,
wenn si ir kind in solcher mass
säch vor ir steen und darnach geen
zu seinem tod, mit solcher not,
wie ser betrübt wer ir gedanckh.

V
Awe, die ellend wainleich klag,
der man nicht vil geschriben vindt,
allain neur als die frau da pflag
umb ir keuschlich geboren kind,
das vor ir haiss sein blüt und swaiss
köstleich verrert, des todes gert,
mit dem er uns all hat erlost.
Calvarie ain stat genant,
das chreutz sein rast daselben hett,
darauf man in mit füss und hand
schamleichen bloss vernageln tet.
sein leib, gebain in ainen stain
gesteckt an barm, so ward der arm,
da flosst du, Maria, dein trost.
Noch was er, frau, zu dir genaigt,
do er dich seinem junger zaigt.
die hamer klenck und gallen trenckh,
des speres stich, Maria, dich
verzuckt. helf uns sein chreutzlich hanckh! Amen.
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115. Wer hie umb diser welde lust

I
Wer hie umb diser welde lust
sein ewig freud dort geben wil,
Zwar des gewerb, gewinn noch flust
ich halden wil auf kainem spil.
Secht, der betreugt sich selber zwar
und pawt auf ainen zweifel gar,
das sag, ich eu für war.
Auch wer die sel sein wil bewaren,
da mit si wol versorget sei,
Der lass die glüst hie ierdisch varen
und hüt sich vor den sünden frei.
Wer mercken wolt sein missetat,
Der hett der meinen vil güt rat
zü melden frü und spat.
Und wer zwain herren dienen sol,
und die ungüttlich sein in ain,
Zwar der bedarf gelückes wol,
das er sein dienst nutzlichen lain.
Von weu ain man hat eren grund,
der scham sich des zu kainer stund,
rat Wolckenstainers mund.
Es ward kain fürste nie so reich.     Repeticio
gleich so wer ich im.
nim, mit gedencken ich das main.

II
Wer mit dem fride welle sein
und trachten nach der sele hail,
Mass sich der fürsten brot und wein,
wann ir gemüt ist voller mail.
Ich näm ains weisen mannes müt
für vier törleicher fürsten güt
und hielt mein sel in hüt.
Man vindt noch vil der toren zal,
si gäben nicht ir leben schon
Umb allen schatz, der eren gral,
Noch umb die wierd des kaisers kron.
Secht, manger gvellt im selber wol,
des ist die welt der toren vol,
seid man es reden sol.
Awe dem armen lemblin, das
am wolf zu ainem herren hat,
Auch ist dem wolf vil lützel bas,
so auch ain bün über in ergat.
Vil manger went, er kenne mich,
und der nie recht erkante sich
gleich als ain ander vich.
Auch wer nie liebes weib gewan,      Repeticio
han maint er die besst,
vesst bleibt er darauf allain.

III
Wein, zoren, spil und schöne weib,
die vier betoren mangen man.
Und der vil lobt sein aigen leib,
secht, der hat lützel eer davon.
Wer mag die bessten aus gelesen,
seid niemand wil der bösste wesen
als klain neur umb ain fesen?
Es wirt offt nach dem tod gerümt
ain man, der lob hie nie gewan;
vil red durch warhait niempt entümt,
gros tugent adelt weib und man,
Wes sich die jugent hat gewent,
das alder sich darnach versent
und wirt gar hart verklent.
Dein wolf zimt nicht wol schäffes wat.
wer güt gewunnen hat mit not,
Die geittikait nicht bodems hat,
si lat es hart bis an den tod.
Sich vindt, das sanft gewunnen güt
macht hoffart und üppigen müt
und dick ain sündigs blüt.
Zwar niemand stet beleiben mag
tag in aim gemüt,
güt, übel, ain kürleicher schein.

IV
Und wer aim laidt sein liebes leben,
von freuden er in schaidet weit.
Den armen ist nicht anders geben,
wann güt geding und übel zeit.
Wer ain andächtigs herze trait,
den kümbert weder lieb noch laid
in aller welde brait.
Die sünde, nagel und das här
wachst an dem menschen jerleich früt.
Aim jegklichen, dem liebet zwar,
neur was er aller gernest tüt.
Ich main wol, das ain milter man
zu geben nie genüg gewan,
als vil er möcht gehan.
Wer auf den leib gevangen haiss
leit, dem ist lang ain kurze weil,
Und sagt ich alles, das ich waiss,
so müsst ich raumen manig meil.
Man höret, selten toren rat
vil grosser land betwungen hat,
wer sich darauf verstat.
Man sichet selten weissagen
tragen schon die kron
dahaim, neur in der fremde rain.

V
Und für ain oxs durch alle land,
so hiess man in doch neur ain rind.
Auch wer sich selber wol erkant,
der hiess von recht ain weises kind.
Stillen sol man fraidigen hund,
das er nicht grein zu aller stund,
das wer hubsch, wer es kund.
Der mit im selbs zü aller frist
neur vicht, das ist ain herter streit.
Gedingen freuet manchen krist,
und der nie herzen lieb gefreit.
Güt, reiche witz ist sälikait.
der dieb wirt selden ane laid
in aller kristenhait.
Und mecht ich freien willen han,
Dem kaiser liess ich gar sein reich;
Die weisen möchten nicht bestän,
Und wören in die toren gleich.
Wir wünschen alters alle tag,
und wenn es kompt, so ist ain klag,
das ainer nimmer mag.
Ob mich ain freund verzeihen tet
het unerlich,
gerlich wer die schuld neur mein ain.
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116. Zergangen ist meins herzen we

I
Zergangen ist meins herzen we,
seid das nu fliessen wil der snee
ab Seuser alben und aus Flack,
hort ich den Mosmair sagen.
Erwachet sind der erden tünst,
des meren sich die wasser rünst
von Castellrut in den Isack,
das wil mir wol behagen.
Ich hör die voglin gros und klain
in meinem wald umb Hauenstain
die musick brechen in der kel,
durch scharpfe nötlin schellen,
Auf von dem ut hoch in das la,
und hrab zu tal schon auf das fa
durch manig süsse stimm so hel;
des freut eu, güt gesellen!
Was get die red den Plätscher an?      Repeticio
mein singen mag ich nicht gelän,
wem das missvall, der lass mich gän
und sei mir heur als verd!
Ob mir die vaigen sein gevar,
noch tröst ich mich der frummen zwar,
wie wol das heuer an dem jar
valsch böse munz hat werd.

II
Verswunden was meins herzen qual,
do ich die ersten nachtigal
hort lieplich singen nach dem pflüg
dort enhalb in der Matzen.
Da sach ich vierstund zwal und zwai
gewetten schon nach ainem rai,
die kunden nach des Mutzen füg
wol durch die erden kratzen.
Wer sich den winder hat gesmuckt
und von der bösen welt verdruckt,
der freu sich gen der grünen zeit,
die uns der mal wil pringen.
Ir armen tier, nu raumt eur hol,
get, fücht eur waid, gehabt eu wol!
perg, aw und tal ist rauch und weit,
des mag eu wolgelingen.     Repeticio ut supra

III
Wol auf, ir frummen, und seit gail!
wer eren pfligt, der wünscht uns hail.
kam schand niemand glosieren mag,
wie scharpf man si betrachtet.
Es ist ain alt gesprochen wort,
recht tün, das sei ain grosser hort,
wann es kompt alles an den tag;
oft ainer des nicht achtet.
Her Christan in der obern pfarr,
zwar der ist sicher nicht ain narr,
wer in wil teuschen auf dem stück,
der müss gar frü erwachen.
Er beit ain weil und doch nicht lang,
darnach so fiermt er aim ain wang,
das im vergen sein valsche tück,
des er nicht mag gelachen.      Repeticio Was get etc.
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117. Und swig ich nu

I
Und swig ich nu die lenge zwar,
so würd mein schier vergessen gar,
durch churze jar niemand mein gedächte.
dorumb so wil ich heben an
zu singen wider, ob ich kan,
von manchem man, der sich mit dem geträchte
verkeren tüt, so im der wein
zu nahent kompt und im veriert das hieren sein
durch sölche schein, als ich euch noch bedeute,
Mit zwelferlaie trunckenhait,
darnach und jeder ist geschickt mit underschaid
der sinne brait nach der nature treute.

II
Oft ainer duncket sich so weis,
und hab dar inn den höchsten breis,
so in das reis der reben hat geschlagen.
der ander went, er sei so reich,
das im der kaiser nicht geleich,
der sölher zeich von mir ist wol vertragen.
der dritte frässig als ain gaul,
das im niemand durch speife weder frisch noch faul
sein weites maul die zeit nicht mag erfüllen.
der vierd bewaint sein grosse sündt,
durch michel reu sein herz andächtiklich erzündt
tämischer grund, die niemand kan erhüllen.

III
Der fünft die unkeusch hoch betracht
und pfligt derselben tag und nacht,
so in die macht des weines hat betretten.
der segste hat ain kläglich ampt,
mit swüren er die sel verdampt,
das si erlampt vor got an allen stetten.
der sübent kriegt, greint als ain hund
an ainer lammen, der da billt zu aller stund,
sein hieren rund zu vechten ist genaiget.
der acht von trincken wirt so gail,
das im sein er, gut, weib und kind ist alles vail,
das truncken mail sich an im da erzaiget.

IV
Der neunt unhältig ist betört,
neur was er wais, sicht oder hört,
da wirt embört durch in aus unverborgen.
der zehent ringet nach dem schlaff.
der ainlift singet wüsster zaff
und schreit an straff den abent und den morgen.
der zwelft von saussen wirt so vol,
das er es oben greiffet in des goders hol
und geit den zol dem wirt an alles aischen.
Also hört ir des weines list,
daran ich nicht vil loben mag, wie gut er ist;
in kurzer frist man peffers möcht erfraischen.

V
Mich wundert nicht an gmaine houbt,
die hoher klügkait sein beroubt,
ob die betoubt getrank der swachen witzen.
Mich müt neur an die weisen gross,
und die den eren sein genoss,
und die sich bloss in tauben tranck erhitzen,
das irem leumet, leib und gut,
den eren, sel, vernunft mereklichen schaden tüt,
ain krancker müt sich gröblich da beweiset.
Betracht ain jeder mensch genaw,
wie zierlich ist ain stät vernunft durch man und frau.
darauf so paw löblichen hoch gebreiset.

Daz lied singt sich in der melodei Der himelfürst mich heut bewar etc.
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118. Wol auf und wacht

I
Wol auf und wacht,
acht, ser betracht
den tag, die nacht
eur fräveleiche sünde,
das sich die selbig nicht erzünde
tiefflich in der helle gründe.
ritterlich vecht mit den leuen.
Für ir peissen und das keuen,
für ir reissen scharpfer kleuen
reuen ser durch nimmer preuen
Las dich pei den güten treuen
gen dem alden und dem neuen,
wo wir die und den erzurnet han.

II
Gesell, dich weck,
reck, ranslich streck
dich auf und schreck
den, der uns neur wil verhetzen,
unser dienst swachlich ergetzen
fälschlich pei den snöden smetzen,
die wir im gelihen haben,
da mit er uns wil pegaben;
paide frauen und die knaben
schaben aus den engen naben
süll wir, flüchtikleichen traben,
das wir uns schön mugen laben
mit der höchsten plumen lobesan.

III
Los, hor! mein don
schon dient den lon
von ainer kron,
die uns mit scharfen doren
swärlich erlost von dem zoren
der ewigen helle horen,
die uns fraislich het verslunden,
ser gevangen und gepunden,
mit den zorniklichen hunden
funden trauren het wir unden.
das hat alles uberwunden
ainer, der da ward geschunden
und genagelt auf des ereutzes pan.

IV
Ir horcht mich sain,
rain ich eu main.
neur ja und nain
beschaid ich uns der mere
getreulichen an gevere.
unsre wort, werck und gepäre
mich Wolckenstainer verseret,
dorumb das sich teglich meret
alles, das die werlt enteret.
geret wert neur, was uneret,
falscher rat die untreu leret,
pös in pös sich nicht verkeret.
dorumb fürchtet gotes zorn ergan.

V
V*ernempt mein schal,
hal überal,
auf perg, in tal,
durch meines herzen schreien.
dient dem ainen und den dreien,
da mit das er uns welle freien
von des widervalles schiessen,
Also das wir doch geniessen
hoher gnaden, die entspriessen,
und das uns nicht well vergriessen
nach verdienen haisser lene ran pran.
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119. Bog dep’mi was dustu da

I
Bog de p[ri]mi was dustu da
gramersi ty sine cura
Ich fraw mich zwar q[uod] video te
eu[m] bon amor jassem toge
Dut mi sperancz na te stroio
wan[n] du bist glancz cu[m] gaudeo
Op[er]a m[e]a ich dir halt
na dobri si slusba baß calt.
(I)
Bis willen kum! was tustu da?
an sorg vernamen dank ich dir ja.
Ich fraw mich zwar, das ich dich sich,
mit lieb gar dein so bin ich.
Mein geding ganz, der stat zu dir,
wann du bist glanz mit freuden zir.
Zwar meine werkh ich dir doch halt,
mit dinsten stark vil manigvalt.

II
Kacu mores mich mach[e]n mat
cha ge sum preß hoc me mirat
Bedenk dein gnad [et] pietas
ne gam maluat ne men dilaß
ki ti cu[m]mand en iaßem dyal
wo ichs bekant ab o[mn]i mal
Hoc de[be]s me geniss[e]n lan
troge moy G eu[m] bonwan[n] an.
(II)
Wie magstu recht mat machen mich,
dein gefangen knecht? des wundert mich.
Bedenck dein genad mit guttikait!
in kainem phad thu mir nit lait!
Was du verpant, das thet ich gern,
wo ich[s] bekant an ubel kern.
Des lo mich, frau, genissen zwar
auff wol getreuen zu gutem jar.

III
Jo te prosso dein genad all da
ge si grando et opti[m]a
Halt mich nit sw[er] h[o]c rogo te
q[u]o p[r]ope[n]ser na te troge
Flor well en piank pomag menne
das ich dir dank cu[m] fidele
No[n] fac[is] hoc so bin ich tod
sellennem tlok si tutel rot.
(III)
Dein gnad ich bit an argen list
mit gutten siten, wann die gross ist.
Halt mich nicht swer, gedenck an mich,
als ich angever gedenck an dich.
Plum, schon und plank, hilf mir aufs pein,
da mit ich dank der treue dein.
Tustus nit pald, so bin ich tod,
aus gruenem wald var ich in not.
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120. Freu dich, du weltlich creatur

I
Freu dich, du weltlich creatuer,
das dir nach maisterlicher kür
gemessen ist rain all dein figur,
verglanzt ze tal nach der mensur
an tadel, adel krefftiklich dar inn verslossen.
der possen gossen ist an mail,
dem er sich geben hat zu tail,
der mag sich des erfreuen wol von herzen.

II
Ain höbtlin klain, dez nam ich war,
dar auff krawss, plank, krumliert das har,
zwo smale pra, die euglein clar,
ain mundlein rubein, roslein var,
nass, kinn und kel, das vell blaich, weis mit wenglin prinnen;
die tinnen sinnen volgestakt,
von jungen jaren dar inn verstrakt.
dankh hab ain man, der es schon wurcht an smerzen.

III
Wann ich durch all mein sinn betracht
des bildes form, leib, schon und macht,
wie es der maister hat bedacht,
und darnach genzlich wirt volbracht,
das kain so rain ir geleich auff erd mug simulieren,
regniren, pulchrieren, wie man wil;
gewalticlich behalt si daz spil;
mit eren zwar tar si wol ernsten und scherzen.      Finis istius
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121. Nu rue mit sorgen

I
„Nu rue mit sorgen, mein verborgenlicher schacz!
sleius dein augen schricklich zu
gen des lichten tages hacz,
im ze tracz!
herzen lieb, es ist noch fru.
all dein trauren, lauren las,
freuden hoff und halt die mass!
tustu das,
so bistu wol mein.“
„ach liebe diren, das sol sei sein.“

II
„Frau, thu mich straffen! ich verslaffen hab die stund.
lucifer verswunden ist.
ei du roselachter mund,
mach gesund,
ber dort, hie, wo mir enprisst!
dein haubt naig, saig auff mein herz,
ermlein schrenck sunder smerz,
treib den scherz,
der uns, frau, mach gail!“
„zart lieber man, das sei mit hail.“

III
„Der glanz durch grebe von der plebe ist entrant;
ich hor voglin doene vil.
tag, wer hat nach dir gesant?
dein gewant
unser scham nicht teken wil.
zwar dein greis ich preis doch klain.“
„guten morgen, liebstes ain.
nicht ser wain,
meiner kunft, der wort schir.
mit urlaub, frau, hail wunsch ich dir.“
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122. Wol auf, gesellen

I
Wol auf, gesellen, an die vart
gen Augspurg zu den freulin zart,
und wer da hat ain langen part,
der mag gewinnen preise.
Auch wer desselben nit enhat,
der pleib da haim, das ist mein rat,
oder er mocht werden mat
und darzu kurzlich greise.
Sein freud möcht im wol werden ganz,
ob er möcht komen an den tanz
all zu den freulin glanz,
die duncken sich so weiss.
Des hab ich wol genomen war.
do kom ich auf das tanzhawss dar,
ich trug ain part gar wolgevar,
der geviel in schon mit fleiss.

II
Zwar aine sprach, si het den sit
vormals mer gesechen nit
wann von der gaiss. hielt ich es mit,
es deuchte mich geswacht,
Das si mich zu der gaisse schaczt;
mich dawcht, si wer auch vor gehaczt
und het sich mit den füxsen kraczt,
also hab ichs petracht.
Do wir nach der snür hin sprungen,
an dem tanz all umbhin drungen,
mich daucht, mir wer vil pass gelungen,
het ich des barts nit bracht.
den solt ich haben abgeschaben,
do ich reiten wolt gen Swaben
zu den fraun und zu den knaben,
het ich es recht pedacht.

III
Die sprach, ich wer ungeschaffen,
und gleicht mich zu ainem affen.
also kan si die gastlin sträffen
fur all, die da sind
oder die noch künftig werden.
daz kan si auch wol umbhin kern
in den sprung hoch von der erden:
nun huzsch, mein liebes kind!
wie wol si kan, die liebe dock!
wenn si hat an den weissen rock,
so fert si umbhin recht als ain bock.
si geswier oder ich wer plind,
darumb das ich nit wol gesich
zur grechten seitten ungelich,
da von so reib sich nit an mich,
am narren si an mir findt.
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123. Der seines laids ergeczt well sein

I
Der seines laids ergeezt well sein
und ungeneczt beschoren fein,
der ziech gen Costnitz an den Rein,
ob im die raiss wol füge.
Darinn so wont mang freulin zart,
die kunnen grasen in dem part,
ob sich kain har darinn verschart,
daz er nit geren truge.
Mit ainer so traib ich den schimpf,
zwar des gewan ich ungelimpf;
des lert si mich ain süssen rimpf,
Als der mich wol ersliege:,
Ain hand si mir im part vergass,
die langen har si darawss las,
die weil der kurzen aines was,
si daucht, es wären kriege.

II
„Hör, trawt gesell, was ich dir seg:
genesch wil haben allzeit sleg.“
ain andre, die zaigt mir den weg
mit ainer feust zum oren,
Das mir das besser aug verging,
wie ich die ertrünck zarg vervieng
und meinen triel vast darumb hieng,
dest e wurd ich zum toren.
Und wer aim leicht, das ist ain gelt.
schön Els und äll gant den zelt
hin gumpen uber twerches veld,
des hab wir me verlorn.
Der leib mich da erfreuet ser,
des ward mein armer part entwer
gestreuet in die stuben hin und her
recht als der sat das korn.

III
Do ich gedacht an Podemsee,
ze stund tet mir der peutel we.
mit schilling ich das abc
must leren pei der wide.
„Zal, gilt, du must“ was ir gefangk,
„dem Stainbrecher von Nesselwangk!“
vil zornikleichen gen mir klanck,
wes ich dort haim nit plibe.
In daucht ains wol, ich wär ain flasch,
er nam das gelt, liess mir die tasch,
ich wil das er des klainen gnäsch
noch kainem nit verzig.
Ich han gewandelt manig her
gen Preussen, Reussen, uber mer,
zwar ich gesach nie scherpfer wer
von schinden, schaben grime.

IV
Ain hoch gepräng von klainem glanz,
vast edel, nöttig, swacher swanz
was uns nicht teur an dem tanz
zu Costnicz dort in Swaben.
Und het ich funden in solchem lauf
so wolfail aller hendlin kauf,
der peitel wer mir selten auf
getan meinem gelt ze schaden.
Was ich müin tag ie hab gelert,
daz dawcht die freulin gar unwert;
si sprach, ich wer ir heur als verd,
die ab mir wand den kragen.
Ich sait: „junckfrau, pleibt inn der heut!
ja seit ir auch als ander leut.
oder ist euer leib von gold gedreut?
das mocht ir uns doch sagen.“

V
Zwar mir sait ainst ain weise mugg,
geleiche purd prech nimd den rugg,
und slechte gwin ain edle brugg,
die mocht man gen und reiten.
Wer uber well, der uber walzt.
vil manig went, si sei gephalzt,
und die gar höchlichen kalzt,
si möcht der leut noch peitten.
Ain jegklichs gevelt im selber wol,
des ist die welt der toren vol.
wenn ich von Costnitz schaiden sol,
des emphind ich an der seitten.
Ich preiss den edlen, guldin Schlegel,
zu dem so ker ich meinen segel,
ett wo ich in der welt hin ker,
des lob ich selden meide.
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124. Ain ellend schid

I
Ain ellend schid durch zahers flins
mir bei der wid verlegt den zins
der freuden. geuden ich wol mag!
von klag sag, trag ich baide nacht und tag.

II
Ir öglin mir ain wang begoss,
der ermlin zier mich da besloss
mit drucken, smucken an den leib.
ach weib, nicht treib, schreib mich von dir, ich bleib.

III
Urlob so nam die minniklich
mit lieber zam, des freu ich mich
vernünftig künftigkleicher beit.
an neid, leid meid mich, frau, ain klaine zeit!
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125. Ain eren schacz

I
Ain eren schacz an tadels ort
mort sinn und müt in senlich rick,
dick schrick durch geen mir sel und leib,
ach weib, seid ich mich schaiden sol
von dir so schier; ich [en]bier dein, frau, nicht wol.

II
Dein leib, der sol mich reuen ie;
wie wol dein zoren mich betrat,
wat, mat ward alles mein gemüt.
dein güt die klag an mir ersach,
da ward verkart unhart mein ungemach.

III
O schaiden, ich dich klagen müss.
süss was gen mir ir sträff, zucht, er,
mer ler. ir lieb mich nie begab.
ich hab verloren meinen trost
auff erd, die werd, versert und unerlost.
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126. Freu dich, durchleuchtig juncktrau zart

I
Freu dich, durchleuchtig junckfrau zart,
das cheuschlich heut geporen wardt
von dir ain schöner jüngling
an we und unverhawen,
In ainer stat, ist mir wechannt,
und haisset Betlehem genant,
da solich wunderleiche ding
weschach von diser frauen.
Verswunden was ir ungemach,
do si den herren vor ir sach,
der alles wesen ain urspring
ie was an endes schawen.
Wol macht ir herz des fröleich sein,
do si das raine kindelein,
das mächtig was der welde ring,
drückt an ires leibes awen.

II
Gelobt sei heut und ewichleich
auf erd und in dem himelreich
der wünnichleiche, werde tag,
sein lob hat lob wesesen,
Dar an der ware got erschain
durch die vil zarten junckfrawen rain
menschleichen mitten auf dem wag
der erd und der weld gemessen,
Dar inn er laid vil mange not
umb unser hail, dar zü den tod,
das im chain mensch voldancken mag.
des süll wir nit vergessen
Tägleich in unsers herzen grundt
mit wort und werchen zü aller stund
denckleich seiner marter klag,
das uns die feint nicht fressen.

III
Got, got, almächtiger got,
gros was dein väterleich gepot,
do er so verr dich von im sannt
in sorgleich abenteure,
Als du durch menschleich creatur,
mensch wider gotleiche natur,
geporen wardt in unser lannt
der kristenhait zü steure.
Was tet dein vater aber mer?
er gab dich an des todes sper,
der dir dein götlich herz durch rannt;
do lasch der helle feure,
Gein allen, die den willen dein
ie teten und noch chünftig sein
lobleich zü tuen, den wirt gehannt
des himelreiches scheure.

Nota das lied singt sich in der melodey erwach an schrick vil schönes weib sine repeticione.
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127. Mein trawt gesell

gestrichen
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128. Sy hat mein hertz getroffe

Wolckestainter

I
Sy hat mein hertz getroffe
die schön die wolgemuot
Zuo ir so wil ich hoffe
es würt noch alles guot
So frey ich mich der raine
woll in dem hertze mein
Ich waiß woll wen ich maine
der aige wil ich sein.

II
Wölt sy sich noch bedencke
die huobschs die seiberlich
Von ir wolt ich nicht wencke
yme’ vnd ewigcklich
gar stat bis an mein ende
on alles abelon
süst muoß ich sein ellede
weill ich das liebe han.

III
Ob ich mit schimpfy mit schertze
an andere ende frö
bey ir bin ich in hertze
vnd anderst inderß swo
in recht’ lieb vnd trew
ich ir doch nie vergaß
Ez muost ich yme’ rewe
truog sy mir dar vmb haß,

IV
Würd mir ir hulde
eß wär mir yme’ laid
eß geschuoch an all mein schuolde
schwer ich auff meine aid
das ich bey meine tage
ir liebe nie verdroß
So muost ich aber clage
vnd wer mein vn muot groß.

V
Doch will ich vo ir nit setze
sy ist mein hochste gyn
an sy So will ich hertze
hertz muot und all mein sinn
Ob es sy wolt erparme
mein trawre das ich trag
Schlüß sy mich an ir arme
vergange wer mein clag.

VI
Der hoffnug will ich lebe
sy hett mich dick ernert
würd mir kain trost gegebe
So han ich gar verzert
zwär all mein frewd auff erde
dar an hat sy ein tail
doch wünsch ich ir ye beyd’weylle
gelück vnd alles hail.
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Lied 128 nach Hs. t:

Ein annders lied

I
Sy hat mir mein hertz getroffen
die raine wolgemuet
zue ir so will ich hoffen
mein sach soll werden guet
noch liebet mir die eine
wol in dem hertzen mein
als ich sie maine
ir diener wil ich sein

II
Wer mir vrkhunt ir hulde
das wer mir sich’ laid
red ich vf all mein schulde
vnd schwer bey meinem aid
das ich bey allen meinen tagen
irs dienens nie verdros
das thue ich vil armer clagen
mein vnmuth vnd der ist gros

III
Der hoffnung der ich lebe
sie hat mich offt ernört
will sie mir kein trost mer geben
vor leid werd ich verzert
vor alle freüd vf erden
vil glückh vnd alles heil
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Lied 128 nach Hs. u:

Ein ander

I
Sie hatt mein hertz getroffen
die reine ist wolgemueth
zu ihr so will ich hoffen
eß wirt noch allzeitt gudt
sie liebet mir die reine
woll in dem hertze mein
sie ißet vnd die ich meine
ihr diener ich will sein

II
Wehr mich vnkundt ihr hulde
daß wher mich warlich leidt
daß red ich woll auf mein schulde
und redes bey meinem eidt
daß mich doch alle meine thage
ihres dienstes nie vordroeth
deß muß ich armer heltt klagen
meinen kummer vnd große nodt

III
Noch will ich tzu ihr setzen
hertz mueth vnd alle mein syn
ich hoffe sie wirt mich deß ergetzen
muchte ich stedes bey ihr sein
stedigleichen bey ihr zu bleiben
vnd nummer von ihr gelan
mein vnmueth muß sich wenden
mein trorent muß sich lhan

IV
Der hoffnungh der ich liebe
die hat mich offt ernert
wirt sie mich keinen trost nicht geben
so werd ich bald vortzertt
vnd alle mein trost auf erden
daran hat sie den theill
daß wunsch ich der aller schonesten
viell gluckes vnd alles heill
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Lied 128 nach Hs. v:

I
Sie hat mein Hertze getroffen
die reine ist wolgemuet
zu ihr so will ich hoffen
es wird noch wol einst guet
sie gliebet mir die reine
wol in dem Hertzen mein
sie ist wol die ich meine
ihr Diener go will ich sein

III
Wer mich unkundt erhalte
das wer mich warlich leid
das rede ich aus meine treuwe
und schweres bei mir ein eidt
das ich doch alle mein tage
ihres Dienstes nicht verdroß
das mueß ich armer Heldt klagen
mein demuet der ist groß

III
Zu ihr so will ich setzen
Hertz muet und all mein sinn
ich kann ihrer nicht vergessen
es wirdt noch wol eins guet
och möcht ich bei ir pleiben
und nummer von ihr zu lan
daß mueß ich armer heldt klagen
mein trauren das ist groß

IV
Der Hoffnung der ich lebe
die hat mich oft ernert
will sie mir keinen trost mehr geben
so wäre ich lange verzert
und all mein freuwde auf erden
darane hat sie einen theil
des wünsche ich der allerschönsten
viel Glück und alles heil
Junckfreuwlin bluot
Studenten muet
Verdreust manigen viltzhuet
Ach es ist doch ein grober Knoll
Die schöne Jungfrauwe findt sin wol
nach oben


129. Mundi renouacio

I
DEr werlde vernewung lawter klar
pirt new frewd aller creatur
nw Got erstanden ist füerwar
mit im erstent all creatur
dy Element im dyennen ser
sy versten nach suesser ler
dy machtikait ires vater reich

II
Das fewer her seinper gleste schrät
das luft süeß flocket vnd wät
das wasser fleust in leichtikait
das erdreich beleibet stät
dy leichtikalt gert hohen swal
dy swär sich naiget hinezutal
alle dingk verewen sich

III
Der hymmel stet polirter klar
das mer gestillet ist füerwar
gewitter reichsent hinder gar
vnnser tal beginnet gruenen hie
vnfruchtbar gruent vnd früchte pirt
kalt natur in hiczig wirt
do lebentig süeß sich ane fie

IV
Todleichen frost löst ewigs wort
der werlde fürst hat an ein ort
vnd wirt auch gänczleich da zusträt in vns sein gewalt herschen gros
den er im zu halden gedacht
an dem er nichs gehaben macht
sein aigenschaft er do verlie

V
Der weg pfligt nw vil linder wag
der cherubim vor scherffer phlag
als im Got gepoten het
do er sein fewrein swert verkart

VI
Der tot das leben vberwant
der mensch gar snell es widerfant
was er vor verloren het
paradises wunn vnd frewden gart
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130. Mittit ad virgine

I
Von Got so wart gesannt
der jungkfrawn her czu lant
ein engel wol erkannt
Gabriel was er genannt
der starcke potschaft czam.

II
Der pot der was so stark
nature ire sark
zerbrach er vnd verpargk
der junkfraun allen ark
magt mueter was ir nam.

III
Uber all creatur trat
der künig jungk geporn
sein reich sein tzepter hat
all sünd gar abgeschorn
des ley im lob vnd eer.

IV
Den trak den seint er stach
dy hat er gar gemacht
ir hochfart er zebrach
vnd hat in nicht gestat
das sy im herschten mer.

V
Weicht höher trit hindan
ir fursten helle kind
seit wir Mariam han
domit wir worden sint
tailhaft des vater reich.

VI
Tret herfüer Enngel klar
werbet schon ewre wortt
macht dy geschrift offenbar
dy vor nye wart gehort
von kainem poten geleich.

VII
Her Enngel werbet schon
Aue daz sag ich dir
jungkfraw genaden vol
werbet Got sey mit dir
vnd went dir alle vorcht.

VIII
Jungkfraw enphahet got
der wil vermenschen sich
ir laistet sein gepot
das gelaubt sicherleich
sein geist dye sach e worcht

IX
Gelaubig was dye maid
vnd west an allen wankch
was ir der engel sagt
daz was ir alles dankch
do mit sy Got enphie.

X
Der vns beschaffen hat
vnd alz menschleich geslecht
von seiner hanntgetat
er was ye vnd yee gerecht
der vns auch nye verlie.

XI
Der vns geholffen ist
vnd went vns sünden slam
der füeß herr Jhesus krist
füer vns ad patriam
do er wont yee vnd yee.
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131. Den Techst vbr’ das geleyemors Wolkenstain’

I
Mir dringet zwinget fraw dein guet
mein gemüet trawt liebsstes ain
an ern reich
gleich so mues ich lobn fraw dein guet gestalt.
Deins herczn scherezn mich ser wund’t
sundrt von dir trawt geselle rain
dein höflich schimpf
glimpf mit frewdn mich behaget manigfalt.
Mein schalln fraw zw disr’ frist
ainfaltig ist für war dw pist
der ich meins herczn gan
darumb gepewt an vnd’ schaid
trawt liebste maid
in lieb vn laid pin ich berait
zedienne dir nit liebr’ mir
brächt grossr’ zier wenn dasstw schier
gepewtest mütt mir tün vn lan.

II
Dein Senen wenen ich nitt puesse
kan volsuessn dein’ ger
mein weiplich zucht
frucht mag klain erfrewen dich zw kain’ stund.
Mein willn stilln du wol kündest
vn enpündest all mein schwär
dein wort vn weis
leis lieblich erkuchkn möcht meins herczn grunt.
Geselschafft tw soltt abelan
dein guet’ wan nach meim verstan
an mir nitt frewdn vintt.
dauon dein leidn wurd enttricht
wie mir geschicht
so kan ich nicht mit k[ainer?] pflicht
dir wünschn hail dauon an mail
mein leib s[o?] gail dir würd ze tail
schweig still dy lieb dy ist plint.

III
Dein hanndl wandl mich enezündet
vn dürch gründet hi[e?] vn tort
darumb gedengk
sennck mich fraw beleibn stät in dein’ huld.
Mein munde kunde dir mues heln
sund’ queln trawt liebst[er?] hort
ganncz stäte trewe
newe von dir nitt weicht vmb kain’ lay hänndll schuld.
Mitt frewdn ich das wider gilt
dein ernn mild von mir ni[t?] hilt
gein dir kain vngewin
dauon dein er dir wurd [v’?]sert
mein hercz begert
dich vnu’kert des gleich mich nertt
dein stolczr’ leib trawt sendlich weib
mein laid vertreib dein aigenn bleib
ich immer auff dy gnade dein.
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132. Medlin zartt stein

I
Medlin zartt stein
Stecz vmb dich sein
west ych auff erd nitt grosser fräd
Aüch wünschen wold
dacz mich so hold
als ich eh hab an vnderscheid
vnd dü des weist
her wider leist
dich ttrewlich pitt
Ju swarcz meidlin mir nitt.

II
Wo das geschech
hyn für ich sprech
das meins geleich auf erd nitt wer
der höchern mütt
jch mir kein [?] gütt
Zehaben stett für dich beger
an vnder laß
Ich mich stecz maß
wyes gschech mitt sytt
Ju Ju swarez meidlin mir nitt.

III
Vmb alles das
vnd was fürbas
müglich ist zehen mich fleissen will
zedienen dir
nymps auf von mir
Es soll mir nichez nitt sein ze fill
Sünder mitt lüst
nichez weiß ich lüst
So wurd gancz quit
Ju Ju swartz meidlin mir nit.
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133. Wilt du haben

gestrichen
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134. Got mus fur vns vechte

Nach cristi gepurt vierczehn hund’t iar vnd aynsunddreissig iar an sand ypoliti tag geschach ey erlose flucht aus peham Vnd wart da v’newet der alde spruch danielis am dreyczehedn vnd’schaid A senioribus qui videantur regere populum egressa est iniquitasVon demselbn aufpruch hat geticht mit klag der edle wolkenstainer mit sulhm anfang

Got mus fur vns vechte
sulln dy huffen v’gan
von herrn rittern vn vo knechte
ist ez vngetan
sy kunen nur vil trachte
da ist gar lüczl an
daz macht den slechte herczn
gar argen pose wan
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